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Endometriose: Das Chameleon der gynekologischen Erkrankungen

Endometriose ist eine chronische Krankheit und die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung, an der Personen mit einer Gebärmutter erkranken können. Es handelt sich bei Endometriose um Wucherungen in der Muskelschicht der Gebärmutter. Außerhalb der Gebärmutter wächst Gewebe. Dieses Gewebe ähnelt der Gebärmutterschleimhaut. Das Gewebe wächst an den Eierstöcken, im Bauch- und Beckenraum. Endometriose kann an jeder Stelle des Körpers wachsen. Bei dem Gewebe handelt es sich um gutartiges Gewebe.

Das Bild zeigt eine Frau, die auf dem Boden in der Hocke sitzt und sich an ein Bett lehnt. Sie scheint zu schlafen oder Schmerzen zu haben. Sie trägt ein ärmelloses Oberteil und eine kurze Hose. Das Bild ist in Schwarz-Weiß. | © Sydney Sims (Unsplash)

Endometriose kann bei vielen Betroffenen Schmerzen verursachen. (Sydney Sims (Unsplash))

Die Symptome von Endometriose sind vielseitig, was auch die Diagnostik erschwert. Schätzungsweise zwei Millionen Menschen sind in Deutschland betroffen. In der Gynäkologie gilt Endometriose daher als Chamäleon der gynäkologischen Erkrankungen. Während einige Menschen keine Beschwerden haben, haben etwa die Hälfte der Betroffenen chronische Schmerzen. Bei ihnen muss von einem dauerhaften Therapiebedarf ausgegangen werden.

Bei Endometriose können neben chronischen Schmerzen auch folgende Symptome auftreten:

  • starke, oft krampfartige Schmerzen vor und während der Menstruation
  • wiederkehrende Schmerzen im Unterbauch, besonders in der zweiten Hälfte des Monatszyklus
  • periodenunabhängige Unterbauchschmerzen
  • Zwischenblutungen und starke Menstruation
  • Schmerzen im Bauch und Rücken
  • Schmerzen bei der vaginalen Penetration oder danach
  • Schmerzen bei gynäkologischen Untersuchungen
  • Schmerzen beim Stuhlgang und/oder Urinieren
  • zyklische Blutungen aus Darm und/oder Blase
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Blähungen, Durchfall, Verstopfung
  • eingeschränkte Fruchtbarkeit

Verbunden mit diesen Symptomen können sein:

  • Müdigkeit, Erschöpfung und Fatigue
  • vermehrtes Auftreten von Allergien und anderen Autoimmunerkrankungen
  • erhöhte Infektanfälligkeit während der Menstruation

Endometriose kann bereits ab der ersten Regelblutung auftreten und bis zu den Wechseljahren oder darüber hinaus bestehen bleiben. Da sie aber meist während der Regel auftritt, werden die Schmerzen oft der Regel zugeschrieben. Erst wenn die Schmerzen Sorgen bereiten, wird ärztlicher Rat eingeholt. Die Wahrscheinlichkeit, an Endometriose zu erkranken, liegt im Alter von 35-45 Jahren. In Deutschland geht man von zwei Millionen betroffenen Menschen aus. Ca 8-15 Prozent der Menschen mit Gebärmutter sind daran erkrankt. Jährlich werden ungefähr 40.000 neue Patientinnen gezählt.

Wie wird Endometriose diagnostiziert?

Es können Jahre vergehen, bis Patientinnen endlich die Diagnose Endometriose in den Händen halten. Dabei kann ein Zeitraum von drei bis zehn Jahren vorkommen. Durchschnittlich sind es 7,5 Jahre, die bis zur Diagnose vergehen. Da verschiedene Organe betroffen sein können und die Symptome so vielseitig sind, ist es schwierig, die richtige Diagnose zu stellen. Häufig werden unter diesen Umständen falsche Diagnosen gestellt wie PMS oder Entzündungen der Eierstöcke. Dabei soll ein Anamnesegespräch die Beschwerden und das weitere Vorgehen bestimmen.

Maßnahmen mit der eine Endometriose abgeklärt werden kann sind:

  • Gynäkologische Untersuchung
  • Bauchspiegelung
  • Ultraschall, Magnetresonanztomografie

Dass Endometriose durch bildgebende Verfahren erkannt werden kann, liegt an umfangreichen Erfahrungen, wie die Endometrioseherde im Ultraschallbild aussehen. Dies gilt für das Vorkommen der Herde in Gebärmutter, Eierstöcke und Eileiter. Sollte ein Verdacht für eine Endometriose bestehen, sollte eine feingewebliche Untersuchung seitens einer Bauchspiegelung erfolgen. Hier können sichtbare Herde entfernt werden. Das bedeutet nicht, dass die Endometriose nicht wiederkommt oder Sie geheilt sind, aber es kann zu einer Linderung der Symptome kommen.

Forschungs- und Studienergebnisse werden von Spezialist*innen immer auf ihre Richtigkeit überprüft. Dennoch kann es bei komplexen Symptombildern sein, dass der Grund für die chronischen Schmerzen nicht gefunden wird. Es kann mehrere Jahre dauern, bis eine Diagnose gestellt wird.

Auswirkungen auf Partnerschaft und Sexualität

Bei der Endometriose kann es sein, dass das Intimleben beeinträchtigt ist. Es kann zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr kommen. Etwa 50 Prozent der Betroffenen haben Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.

Dies kann zu

  • einem gestörten Selbstbild
  • Libidoverringerung / -verlust
  • ein unbefriedigtes Sexualleben

führen.

Des Weiteren berichten laut dem Frauengesundheitsportal betroffene Frauen von

  • Schmerzen vor dem Geschlechtsverkehr
  • Schmerzen während der vaginalen Penetration
  • Schmerzen während oder nach dem Orgasmus

Dabei ist nicht nur Endometriose eine Ursache für Schmerzen beim Geschlechts­verkehr. Für Schmerzen beim Geschlechtsverkehr können ebenso eine Vielzahl von anderen organischen Ursachen verantwortlich sein. Ebenso sind seelisch Gründe nicht außer Acht zu lassen.

Individuell können folgende Tipps hilfreich sein:

  • Gespräch mit der Beziehungsperson
  • Gespräch mit Ärzt*innen
  • Selbsthilfegruppen
  • Psychische Unterstützung durch Psychotherapeut*innen
Auf dem Bild ist eine Person zu sehen, die auf einer Matratze liegt. Die Person hat langes Haar und trägt ein weißes T-Shirt. Sie hat einen Arm über den Augen, den anderen auf dem Bauch und scheint zu schlafen oder sich auszuruhen. Neben ihr liegt ein Handy auf der Matratze. Im Hintergrund ist eine Wand mit vertikalen Streifen aus Holz und ein Vorhang zu sehen. | © Jonathan Borba / Unsplash Unwillentliche Kinderlosigkeit und Schmerzen können belastend sein. (Jonathan Borba / Unsplash)

Kinderwunsch mit Endometriose

Wurde bei Ihnen nach einem unerfüllten Kinderwunsch Endometriose festgestellt? Eine Schwangerschaft und Endometriose schließen sich nicht grundsätzlich aus, auch, wenn die Fruchtbarkeit gestört sein kann. Ein beeinträchtigter Eileiter durch Endometriose kann für die Sterilität verantwortlich sein.

Auch weitere Einflussfaktoren wie Alter oder die Fruchtbarkeit des Partners entscheiden. Behandlungsverläufe haben bereits gezeigt, dass es bei bis zu 25 Prozent der behandelte Patientinnen zu einer spontanen Schwangerschaft kam.

Zusätzlich gibt es noch weitere Wege, wenn dieser Weg Ihren Kinderwunsch nicht erfüllt. Denn die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung gibt es auch bei Frauen mit Endometriose. Die Möglichkeiten sollten Sie jedoch mit Reproduktionsmediziner*innen besprechen.

Scheuen Sie sich nicht eine psychologische Unterstützung heranzuziehen. Ein unerfüllter Kinderwunsch kann für viele belastend sein. Dies kann ebenfalls die Beziehung betreffen.

Endometriose und Schmerz

Endometriose kann von Schmerz begleitet werden, der sich unterschiedlich äußern kann. Dazu haben wir bereits einen Überblick in den Symptomen gegeben. Nicht alle Personen, die Endometriose haben, haben auch Schmerzen. Jedoch kann dies ein Zeichen von Endometriose sein. Daher könnte es bei der Diagnosefindung helfen, ein Schmerztagebuch zu führen. Hier können Sie genau protokollieren, wann, wo und in welchen Situationen die Schmerzen auftreten. Gibt es möglicherweise auch einen Zusammenhang zum Zyklus?

Durch Schmerzen können Schonhaltungen und Verspannungen entstehen. In einer Symptomatischentherapie können mit einer Schmerztherapie die Schmerzen behandelt werden.

Neben der Schmerztherapie sind auch Hormontherapien oder Operationen möglich, um die Endometrioseherde zu entfernen.

Auswirkungen auf die Psyche

Dabei sollten die Wechselwirkungen der Symptome und Auswirkungen von Endometriose und Stress, Depressionen oder Ängste gesehen werden. Schmerzen und chronische Beschwerden, eingeschränkte Fruchtbarkeit, lange Diagnosezeiträume, soziale Isolation, Beziehungsprobleme, Schwierigkeiten bei der Arbeit, beim Studium oder in der Schule können emotional belasten

2011 zeigte eine Studie, dass 48 Prozent der Endometriose-Betroffenen milde Depressionssymptome und 62 Prozent milde Angstsymptome aufweisen. 16,7 Prozent weisen eine moderate bis schwere Depression und 31,4 Prozent eine moderate bis schwere Angststörung auf. Auch die Wahrscheinlichkeit für eine Medikamenten- oder Alkoholabhängigkeit kann gesteigert sein.

Diese Symptome wirken sich ebenfalls auf die Fehlzeiten in der Ausbildung, am Arbeitsplatz oder in der Schule aus. Ebenfalls wurde von Problemen in der Partnerschaft bis hin zu Trennungen berichtet.

Hilfestellungen

Verschiedene Entspannungstechniken oder auch der aktive Einfluss auf die Endometriose durch Strategien können helfen, mehr Lebensqualität zurückzugewinnen. Dabei können sich einige Strategien nicht nur positiv auf die Psyche auswirken, sondern auch auf die Schmerzen. Dabei ist dies individuell von Person zu Person abhängig, was sie beispielsweise entspannt:

  • Soziale Kontakte
  • Psychotherapie
  • Erholungsphasen
  • Ablenken von Schmerz
  • Sport und Bewegung
  • Yoga, Meditation, progressive Muskelentspannung
  • Kreative Projekte
  • Viereckiges Atmen (Einatmen, Anhalten, Ausatmen, Anhalten für jeweils vier Sekunden)

Aber auch Angehörige können die Betroffenen unterstützen und Hilfestellungen geben:

  • Offene Kommunikation und Akzeptanz von Grenzen
  • Sicherheit geben durch Anwesenheit
  • Nachsichtig sein, was spontane Absagen von Terminen angeht
  • Unterstützen durch ablenken
  • Entlastung durch kleine Gefallen wie Einkaufen gehen, Medikamente besorgen etc.
  • Verständnis und Geduld

Endometriose und Arbeit

Eine Umfrage der Endometriose-Vereinigung ergab deutlich, dass die Erwerbstätigkeit von vielen Betroffenen Symptome hervorruft oder verstärkt. 40 Prozent gaben an, dass ihre Leistungsfähigkeit durch die Symptome eingeschränkt sei. Und 70 Prozent gaben sogar an, aufgrund von Endometriose krankgeschrieben worden zu sein. Dabei können Beschwerden vermieden oder verringert werden durch einen inklusiven Arbeitsmarkt. Hierzu gehören flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten. Um eine Arbeitsplatzanpassung durch beispielsweise eine ergonomische Büroausstattung zu erhalten, ist eine anerkannte Schwerbehinderung oder eine Gleichstellung notwendig. Sollte aus gesundheitlichen Gründen eine Teilnahme am Arbeitsleben nicht möglich sein, so kann die Erwerbsminderungsrente eine Option sein.

Weitere Hilfen und Anlaufstellen

In vielen Fällen kann der Austausch mit anderen Menschen mit Endometriose hilfreich sein, um einen Ort zu haben, seine Gefühle und Gedanken zu teilen, sowie Erfahrungen auszutauschen. Die Endometriose-Vereinigung Deutschland stellt Kontakt zu virtuellen und lokalen Selbsthilfegruppen her. „Selbsthilfe wirkt!“. Weitere Unterstützung kann ebenfalls der Blog der Vereinigung geben. Ebenfalls haben Sie die Möglichkeit, das sozial-rechtliche Beratungsangebot der Endometriose-Vereinigung zu nutzen.


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