Hilfe im Alltag: Wie Angehörige chronisch kranke Menschen bestmöglich unterstützen
Eine chronische Erkrankung wirkt sich auf viele Bereiche des Lebens aus. Auch auf das Zusammenleben mit den Angehörigen. Diese fühlen nach der Diagnose nicht nur Trauer und Schmerz, sondern kommen sich oftmals auch hilflos vor. Viele sind davon überzeugt, den Betroffenen nicht die Unterstützung zukommen lassen zu können, die sie benötigen. Doch es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie Angehörige chronisch kranke Menschen im Alltag begleiten können und ihre Lebensqualität beträchtlich verbessern.
Wie Angehörige chronisch kranke Menschen bestmöglich unterstützen (Anna Shvets / Pexels.com)
Kommunizieren und Gefühlsarbeit leisten
Dass Betroffene und Angehörige sich offen und ehrlich über ihre persönlichen Belastungen austauschen, ist alles andere als selbstverständlich. Gleichwohl ist eine gelungene Kommunikation im Zusammenhang mit chronischen Erkrankungen von immenser Wichtigkeit. Häufig kollidiert die Lebenswirklichkeit mit den Erwartungen und Wünschen der einzelnen Familienmitglieder. Betroffene befürchten häufig, zu einer Last für andere zu werden, weshalb sie sich emotional verschließen. Angehörige wiederum verspüren mitunter das Gefühl, überfordert zu sein und die Situation nicht ertragen zu können. Dieser Kreislauf fördert gegenseitige, unausgesprochene Schuldgefühle zutage.
Um der stillschweigenden Einsamkeit und Hilflosigkeit entgegenzuwirken, sollten Angehörige bewusste Gefühlsarbeit leisten. Es gilt, einfühlsam und emotional offen auf die Betroffenen zuzugehen. Gleichzeitig sollte ein chronisch kranker Mensch immer den Freiraum erhalten, sich an einen für ihn sicheren Rückzugsort zu begeben. Durch spezielle Seminare und Trainings können Angehörige ein besseres emotionales Verständnis für die betroffene Person aufbauen – und infolgedessen unterstützender agieren.
Zur aktiven Lebensgestaltung ermutigen und Mobilitätshilfen bereitstellen
Eine chronische Erkrankung ist eine reale Bedrohung, die Betroffene zu Recht ängstigt. Dennoch helfen Freunde und Angehörige am meisten, indem sie ihren Lieben ein normales Leben ermöglichen – so gut es eben geht. Angehörige unterstützen die Betroffenen beispielsweise immens, indem sie sie zu mehr Bewegung und ausreichend Mobilität im Alltag ermutigen. Spaziergänge, Ausflüge im Freien, aber auch leichte sportliche Aktivitäten wirken sich positiv auf den Körper und die seelische Gesundheit aus.
Für körperlich eingeschränkte Menschen ist solch eine Mobilität natürlich keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Für sie ergibt es Sinn, auf unterschiedliche Mobilitätshilfen im Alltag vertrauen zu können. Individuelle Mobilität ermöglichen etwa maßgeschneiderte Behindertenfahrzeuge, die vollends auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen ausgerichtet sind.
Im eigenen Zuhause profitieren körperlich eingeschränkte Menschen mit chronischer Erkrankung von einbaubaren Treppenliften. Gebrauchte Treppenlifte unterstützen sie dabei, sich selbstständig ohne Hilfe von Angehörigen frei in Wohnungen und Häusern mit Stufen und Treppen bewegen zu können. Bei der Finanzierung solcher Mobilitätshilfen stehen unterschiedliche Ansprechpartner bereit. So unterstützt die Pflegekasse Betroffene mit Pflegegraden beim Erwerb eines Treppenliftes mit bis zu 4.000 Euro. Auch das Sozialamt und die Berufsgenossenschaft kommen im Bedarfsfall als Zuschussgeber infrage.
Sollten sich Angehörige nach Alternativen umsehen, kommen unter anderem Rollstühle, Gehstöcke oder Rollatoren als Hilfsmittel in Betracht. Die endgültige Entscheidung, welche Mobilitätshilfe den Ansprüchen im Alltag gerecht wird, sollte jedoch immer den Betroffenen obliegen.
Informationen zu finanziellen und organisatorischen Hilfen einholen
Einer Forschungsarbeit des Staatsinstituts für Familien zufolge stellen finanzielle Angelegenheiten eine nicht zu unterschätzende Belastung im Alltagsleben chronisch kranker Menschen dar. Je ausgeprägter die Erkrankung ist, umso herausfordernder ist es für Betroffene und deren Angehörige, die eigenen Finanzen zu regeln. Folglich ist es für Angehörige essentiell, sich gemeinsam mit den Betroffenen über staatliche Hilfen zu informieren.
Vielen Menschen, die mit einer chronischen Erkrankung leben, steht beispielsweise ein Grad der Behinderung (GdB) zu. Auch steuerliche Entlastungen sind abhängig von der Art und der Schwere der Erkrankung gegeben. Erste Anlaufstellen zur finanziellen und/oder organisatorischen Unterstützung im Alltag sind beispielsweise die Krankenkassen, spezielle Vereine, die sich der jeweiligen Erkrankung widmen, oder auch die Interessenvertretung „selbstbestimmt leben“.
Befreiung von der Rezept-Zuzahlung
Abhängig von der jeweiligen Grunderkrankung sind chronisch kranke Menschen mitunter ein Leben lang auf Medikamente angewiesen. Laut Gesetzgeber beträgt die Zuzahlung in etwa zehn Prozent des Preises, wobei Patient*innen in aller Regel maximal zehn Euro selbst zuzahlen müssen. Wer als chronisch Kranker jedoch bis zu zwei Prozent des jährlichen Bruttoeinkommens für verschreibungspflichtige Medikamente ausgibt, kann eine Befreiung von der Zuzahlungspflicht bekommen. Sofern bei der Erkrankung regelmäßig dieselben Arzneimittel eingenommen werden, lässt sich die Befreiung im Voraus für ein gesamtes Kalenderjahr beantragen.
Auf die richtige Ernährung achten
Chronische Erkrankungen sind grundsätzlich ganzheitlich zu betrachten. Schon kleine Aspekte im Alltag können die Krankheit verstärken oder damit einhergehende Beschwerden lindern. Eine gesunde Ernährung bildet, ebenso wie ein für Betroffene komfortables Maß an körperlicher Bewegung, den Grundstein für mehr Lebensqualität. Angehörige agieren hier unterstützend, indem sie Betroffene zu einer gesünderen Lebensweise ermutigen.
Schon kleine Veränderungen der Essgewohnheiten entlasten den Körper mitunter erheblich. Mehr noch als gesunde Menschen sollten chronisch Kranke im Alltag auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Ungesüßte Produkte, viel Gemüse sowie gute Fette und Öle sollten mehrmals wöchentlich Bestandteil des Speiseplans sein. Für chronisch kranke Patient*innen gehört dazu ebenfalls, aufgrund des Zuckeranteils weniger Obst und möglichst keine entzündungsförderlichen Nahrungsmittel wie Kuhmilch oder Weizen zu sich zu nehmen.