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Wie Vorurteile entstehen und wie sie abgebaut werden können

Oft werden Vorurteile mit etwas Negativem verbunden, da sie zu sozialer Ungerechtigkeit und Diskriminierung führen können. Aber warum gibt es Vorurteile überhaupt? Wie entstehen sie und können sie auch abgebaut werden? In diesem Artikel sollen Antworten auf diese Fragen gefunden werden.

Man sieht drei Eier in einem Eierkarton, auf die Gesichter gemalt sind. Die zwei linken Eier sind weiß und schauen entsetzt zu dem rechten Ei, das braun ist. Das braune Ei hat einen erschrockenen Gesichtsausdruck. | © Daniel Reche / Pexels.com

Durch Vorurteile kann Diskriminierung entstehen. (Daniel Reche / Pexels.com)

Vorurteile entstehen aus Stereotypen

Klassische Stereotype wie „Frauen können nicht einparken“, „ältere Menschen sind nicht technik-affin“ oder „Menschen mit Behinderung sind asexuell“ begegnen uns im Alltag. Dabei wird mit einer Gruppe von Menschen eine bestimmte Eigenschaft assoziiert. Stereotype können aufgrund verschiedener Merkmale wie beispielsweise dem Geschlecht, dem Alter, der ethnischen Herkunft, religiöser Ansichten, sexueller Neigungen, körperlicher Merkmale oder auch aufgrund des Namens oder der Haarfarbe entstehen.

Wird ein Mensch im Voraus bewertet, so ist das ein Vorurteil. Dabei wird eine generalisierte Meinung, beispielsweise ein Stereotyp, als wahr betrachtet ohne diese auf Richtigkeit zu überprüfen. Die Gedanken sind dann mit einer bestimmten Einstellung verbunden, was zu verändertem Verhalten gegenüber dieser Person führen kann – ein Beispiel hierfür ist Diskriminierung. Aber warum entstehen Vorurteile denn überhaupt?

Nahaufnahme der braunen Augen eines Jungen Unterschiedliche Merkmale wecken unterschiedliche Assoziationen.

Unser Gehirn sortiert alles in Schubladen

Tagtäglich werden wir in unserer Umgebung mit zahlreichen Informationen konfrontiert – so vielen Informationen, dass wir gar nicht alles auf einmal verarbeiten können. Damit wir uns dennoch im Alltag zurechtfinden, vereinfacht unser Gehirn diese Informationen und versucht Muster zu erkennen. Die Informationen werden in Kategorien eingeordnet und miteinander verknüpft. So kommt es, dass allein durch die Wahrnehmung unserer Umgebung – durch Erfahrungen, dem Lesen von Nachrichten und Geschichten, dem Lauschen von Songtexten oder dem Ertasten von Gegenständen – zahlreiche Kategorisierungen erlernt werden.

Durch diese Strukturierung können wir uns leichter im Alltag zurechtfinden, Situationen besser einschätzen und schneller Entscheidungen treffen. Wir wissen dadurch welcher Eigenstand sich eignet, um Wasser abzufüllen und dass einem Bären in freier Wildbahn mit Vorsicht zu begegnen ist. Auch Personen lernen wir so einzuschätzen. Dadurch können wir Vertrauen zu Personen entwickeln, uns in bestimmten Situationen schützen, aber es können sich auch Stereotypen und somit Vorurteilen bilden.

Neben den Vorurteilen, die durch eigene Erfahrungen erlernt werden, werden viele von der Umgebung gelernt. Dabei werden oft tradierte Meinungen übernommen, ohne diese zu hinterfragen.

Diskriminierung als Folge von Vorurteilen

Zu einem Problem werden Vorurteile dann, wenn sie zu negativer Diskriminierung führen. Beispiele positiver Diskriminierung sind ermäßigte Eintrittskarten für Studierende und Senior*innen. Oft entstehen diese Maßnahmen jedoch aus Folgen negativer Diskriminierung – ein Beispiel hierfür ist die Einführung von Frauen-Quoten in Berufen.

Bei einer negativen Diskriminierung wird gegenüber Personen oder Gruppen ein Verhalten gezeigt, dass diese benachteiligt, anfeindet oder ausschließt. Auch hierfür findet man Beispiele im Alltag wie die Tendenz, dass Menschen mit ausländischem Namen eher weniger zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden. Diskriminierung wird oft von emotionalen Ursachen wie dem Gefühl von Gruppenzugehörigkeit und dem Wunsch nach Abgrenzung verstärkt. Für Menschen, die diskriminiert werden, kann das viel Leid und Belastung, negative Emotionen sowie ein Gefühl von Ungerechtigkeit mit sich bringen. 

Vorurteile zu haben bringt Nachteile

Vorurteile zu haben bringt persönliche Nachteile mit sich. Denn Vorurteile beeinflussen, wie Sie die Welt sehen und wie Sie sich anderen Menschen gegenüber verhalten. So können Chancen und tolle Begegnungen verwehrt bleiben. Und durch Vorurteile können unterbewusste Grenzen in ihrem Leben entstehen. Beispielswiese könnte jemand unterbewusst vorziehen nicht viel Geld zu verdienen, wenn er das Vorurteil „wohlhabende Menschen haben keine echten Freunde“ hat.

Vorurteile sind hartnäckig

Albert Einstein sagte „Es ist leichter ein Atom zu spalten als ein Vorurteil“. Obwohl die negativen Auswirkungen von Vorurteilen klar auf der Hand liegen, sind sie schwer abzubauen. Neben dem kognitiven Mechanismus der Kategorisierung gibt es noch weitere Gründe für diese Hartnäckigkeit.

Menschen gestehen sich nicht gerne ein, Vorurteile zu haben. Das liegt daran, dass das Haben von Vorurteilen einen schlechten Ruf hat. Zudem wollen wir nicht hören, dass wir unsere Welt nicht korrekt beurteilen. Vorurteile vereinfachen die Welt und sind bequemer, als die Bemühungen die Welt komplett zu verstehen. Es ist zu beobachten, dass das Haben von Vorurteilen oft geleugnet wird. Oder es werden einzelne Beispiele genannt um das Vorurteil als Fakt darzustellen. Werden Vorurteile nicht als solche identifiziert, fällt es schwerer ihnen entgegenzuwirken.

Ein weiterer psychologischer Mechanismus verstärkt sogar das Entstehen von Vorurteilen – die selbsterfüllende Prophezeiung. Diese beschreibt folgenden Kreislauf: Das Denken von Person A über Person B beeinflusst, wie sich Person A gegenüber Person B verhält. Je nachdem, wie sie sich verhält, wird Person B anders über sich selbst denken und dementsprechend anders verhalten. Das wiederum bestätigt Person A in ihrer Meinung. Dieser Kreislauf läuft oft unbewusst ab, hat jedoch eine hohe Kraft in der Festigung von Vorurteilen.

Wie man negativen Vorurteilen dennoch entgegenwirken kann

Vorurteile entstehen und bestehen also durch mehrere kognitive und emotionale Ursachen. Dennoch gibt es Möglichkeiten, wie Sie negativen Vorurteilen entgegenwirken können. Hier 5 Vorschläge:

  • 1

    Gesetzliche Rahmenbedingungen

    Auf einem Holztisch liegen mehrere Scrabble-Buchstaben. Drei von ihnen sind zum Wort Law angeordnet. | © Pexels.com

    Um den negativen Auswirkungen von Vorurteilen Einhalt zu gebieten, ist Diskriminierung gesetzlich verboten. Im Grundgesetz Artikel 3 heißt es „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“ Gesetzliche Maßnahmen können dabei helfen Menschen, die von Diskriminierung betroffen sind zu schützen. Dennoch lösen Restriktionen das Problem nicht. Ein Zitat aus dem Film „Crip Camp“ fasst dies ganz schön zusammen: „Man kann ein Gesetz verabschieden, aber solange sich die Einstellung der Gesellschaft nicht verändert, wird das Gesetz nicht viel bedeuten.“

  • 2

    Akzeptanz

    Egal wie tolerant, weltoffen und aufgeklärt ein Mensch ist – von Stereotypen und Vorurteilen ist er nicht ausgeschlossen. Das liegt daran, dass Vorurteile durch die Natur der Menschen gegeben sind. Es ist also ganz normal, dass es sie in einer Gesellschaft gibt. Es sollte Akzeptanz geschaffen werden, dass jeder Mensch andere Meinungen hat, da eben jeder Mensch andere Erfahrungen gemacht hat. Wenn dies der Gesellschaft bewusst ist und akzeptiert wird, fällt es leichter sich einzugestehen, dass man Vorurteile hat. Ein Diskurs kann stattfinden und Vorurteilen kann aktiv entgegengewirkt werden.

  • 3

    Aufmerksam machen

    Hören Sie jemanden Vorurteile äußern, können Sie die Person darauf aufmerksam machen und auch äußern, dass Sie damit nicht einverstanden sind. Sie können aber auch versuchen die Sicht des anderen zu verstehen, denn Vorurteile sagen viel darüber aus, was die Person im Leben erlebt hat. Durch das Stellen von Fragen kann herausgefunden werden, wo das Vorurteil herkommt. Stellen Sie aber sicher, dass die Person bereit dazu ist das Vorurteil zu hinterfragen – wenn nicht ist das auch ok. Übrigens zeigt der Versuch jemanden mit logischen Argumenten von einem Vorurteil abzubringen eher wenig Effekt.

  • 4

    Sich selbst hinterfragen

    Nahaufnahme eines Kopfes von der Seite. Um das Ohr liegt eine weiße Pflanze mit grünem Stiel.

    Der Schlüssel, um Vorurteile abzubauen ist Bewusstsein. Was für Gedanken schwirren eigentlich den ganzen lieben Tag in meinem Kopf rum? Ertappen Sie sich mal bei einem Gedanken, der Vorurteile beinhaltet? Wann und wo treten diese Gedanken auf? Das Erkennen der Gedanken ist der erste Schritt. Es kann bewusst entschieden werden, diesen Gedanken nicht allzu viel Aufmerksamkeit zu schenken und sich nicht von ihnen leiten zu lassen. Natürlich gelingt das nicht immer, beispielsweise unter Zeitdruck. Um Vorurteile aufzulösen kann man sich fragen, woher diese Gedanken kommen. Habe ich die Vorurteile erlernt und erfüllen sie für mich einen bestimmten Zweck? Versuchen Sie eine andere Sicht auf die Dinge zu bekommen.

  • 5

    Begegnungen schaffen

    Zwei junge Frauen umarmen sich herzlich. | © Ketut Subiyanto / Pexels.com

    Um Vorurteilen entgegenzuwirken kann aktiv etwas getan werden. Es hat sich gezeigt, dass sich dafür persönliche Begegnungen besonders gut eignen. Durch das Kennenlernen einer Person aus einer Gruppe, gegen die Vorurteile gehegt werden, können durch Erlebnisse und Erfahrungen neue Verbindungen entstehen, die Stereotype abbauen. Es wurde herausgefunden, dass dieser Effekt durch bestimmte Rahmenbedingungen verstärkt werden kann. Dazu gehört die Begegnung in einem lockeren Umfeld oder das Anstreben eines gemeinsamen Ziels. Beispiele sind Teamarbeit am Arbeitsplatz oder Begegnungen beim Reisen.

  • 6

    Das Gehirn mit neuen Assoziationen füttern

    Man sieht ein kleines Mädchen, dass in einem gemütlich eingerichteten Wohnzimmer vor dem Fernseher sitzt. | © Ksenia Chernaya / Pexels.com

    Da uns nicht nur Erlebnisse, sondern auch Geschichten und Bilder beeinflussen, können neue Assoziationen auch ganz bequem im Alltag ohne persönliche Begegnungen angelegt werden. Alles was wir wahrnehmen kann neue Verknüpfungen in unserem Gehirn hervorrufen. So können Sie ganz bewusst neue Assoziationen anlegen, indem Sie bestimmte Dokumentationen oder Filme anschauen, sich über Themen informieren oder bewusst wählen, welche Art von Medien und Unterhaltung Sie konsumieren.

Gehen Sie bewusst mit einer offenen Haltung durch die Welt. Bleiben Sie neugierig ob sich Vorurteile bestätigen oder nicht und suchen Sie nach ihren Ursprüngen. So können neue Perspektiven und tiefere Kommunikationen entstehen.


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