Die Routine Health App – Anti-Schmerz-Training via App
Seit der COVID-19 Pandemie wissen wir, dass man fast alles digitalisieren kann. Aber wie funktioniert es, etwas digital zu therapieren, was eigentlich nicht vorhanden ist? Diese Antwort kann das Start-up Routine Health GmbH aus Düsseldorf geben – denn hier wurde eine App für die Behandlung von Phantomschmerzen entwickelt.
Hilfe für mehr Beweglichkeit und Linderung von Phantomscherzen (Vlada / pexels.com)
Bis zu 70 Prozent aller Patient*innen sind nach einer Amputation von chronischen Phantomschmerzen betroffen, die häufig auch zu Einschränkungen von Alltagstätigkeiten und der Lebensqualität führen können. Die Regelversorgung besteht in den meisten Fällen aus einer langfristigen kostenintensiven und medikamentösen Behandlung und einer langfristigen Reha-Versorgung.
Wie kann etwas therapiert werden, das gar nicht vorhanden ist?
Für Nichtbetroffene ist es oft schwer vorstellbar, dass man Schmerzen an nicht vorhandenen Körperstellen haben kann und diese dann behandelt werden müssen. Routine Health hat es sich zur Aufgabe gemacht, nach einer stationären und ambulanten Reha, eine weitere langfristige Betreuung zu gewährleisten. In der Regel begleitet Routine Health frisch amputierte Menschen über einen Zeitraum von 12 Monaten nach der abgeschlossenen Reha.
Wie kommt man zur Routine Health App und werden die Kosten übernommen?
Da Berufsgenossenschaften und die gesetzliche Unfallversicherung in den meisten Fällen die Kosten übernehmen, muss die Nutzung der App zunächst beantragt werden. Dies geschieht beim BG-Arzt beziehungsweise bei der BG-Ärztin, der/die die App auch verordnet.
Gesetzliche und private Krankenkassen sowie weitere Kostenträger übernehmen derzeit keine Kosten für die Nutzung der App. Um dennoch die bestmögliche Therapie zu erhalten, unterstützt das Routine-Team eine Einzelentscheidung herbeizuführen.
Wurde der Antrag erst einmal genehmigt, kann das virtuelle Training starten. Die Dauer der weiteren Betreuung verläuft meist über einen Zeitraum zwischen 6 und 12 Monaten. In diesem werden die Teilnehmenden vor Beginn mit einem IPad – auf das die App im AppStore heruntergeladen wird – und weiteren nützlichen Utensilien ausgestattet. Durch das eigene oder durch ein von Routine bereitgestelltes therapeutisches Fachpersonal erfolgt dann die Einweisung in die App, die unterschiedlichen Module und das Training. Der persönliche Peer Coach steht bei allen Fragen rund ums Training, aber auch rund um den Allgemeinzustand zur Verfügung. Während der gesamten Dauer wird das Training dokumentiert, damit am Ende des Programms ein Abschlussgespräch erfolgen kann.
Das Peer-to-Peer Programm der Routine Health
Während der Nutzung der Routine Health App bieten die Gründer jederzeit Hilfe und Unterstützung an. Dies bezieht sich oftmals nicht nur auf das Training selbst, sondern vor allem auch auf den Allgemeinzustand und das Wohlbefinden des Teilnehmers oder der Teilnehmerin. Im Peer-Coaching gibt es Wissen- und Lebenserfahrung vom beinamputierten Gründer Dr. Thomas Frey. Er hat immer ein offenes Ohr und Verständnis.
Fühlst Du Dich unverstanden oder alleingelassen? Bekommst Du gutgemeinte Ratschläge von Mediziner*innen, Verwandten und Freund*innen – die allerdings nicht Deine Situation nachvollziehen können?
In Thomas Frey hast Du einen Ansprechpartner, der Deine Situation 100% nachvollziehen kann: seit 1986 beinamputiert und Phantomschmerz-Patient bezeichnet er sich humorvoll als „Senior Pain Manager“. Mit der Spiegeltherapie und der Routine App meistert er seit 2012 seine Phantomschmerzen.
„ Die Verbesserung der Lebensqualität ist der entscheidende Punkt: den Alltag besser meistern zu können, weil die Schmerzen und die Nebenwirkungen der Schmerzmittel in den Hintergrund treten und ihren Schrecken verlieren. “
Weitere Angebote der Routine Health ist der Podcast „3 Köpfe & 5 Beine”, in dem jeden Monat die Gründer Ilja Michaelis, Dr. Mike Papenhoff und Dr. Thomas Frey, über Phantomschmerzen, CRPS, medikamentfreie Therapie und warum man auch mit nur einem Bein große Schritte gehen kann erzählen.
Neben dem Podcast entwickelten sie eine kostenfreie Info App rund um das Thema Amputation. “Amputation - was nun?”, eine App von Betroffenen für Betroffene.
Die App ist verfügbar für Android im GooglePlayStore und für IOS im AppleStore.