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ADHS als eine persönliche und gesellschaftliche Ressource

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit Hyperaktivitätsstörung) ist eine Funktionsstörung des Gehirns. Sie wird gekennzeichnet durch 3 Kernsymptome: Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität und Impulsivität. Zusätzlich müssen für eine Diagnose 2 Nebensymptome auftreten. Beispiele hierfür sind: Stimmungsschwankungen, Desorganisation oder geringe Stresstoleranz. Bei diesem Fokus auf negativ kategorisierte Symptome wird häufig vergessen, das Menschen mit ADHS auch verschiedenen Stärken und Ressourcen aufweisen.

ADHS haben ungefähr 5-10 Prozent der Kinder und 4,7 Prozent der Erwachsenen. Nicht außer Acht zu lassen sind die Personen, die nicht diagnostiziert wurden, da sie nicht dem typischen ADHS-Bild entsprechen. ADHS ist nicht heilbar. Es besteht von Anfang an und wird ins Erwachsenenalter mitgenommen.

Im Alter zwischen 5-6 wird ADHS meist zum ersten Mal erkennbar. Meist wenn sich Kinder an ein System anpassen sollen. Aber auch Kleinkinder haben einen erhöhten Bewegungsdrang und wirken unruhig. Das liegt daran, dass im Kindergarten viele Reize auf die Kinder einprasseln. Einige Kinder fallen auch durch Wutausbrüche auf. In der Schule wird es dann schwierig, wenn sie mit den Anforderungen an Ruhe, Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit konfrontiert werden. Als zentrales Problem werden auch die Überwältigungen der Hausaufgaben genannt. Misserfolge demotivieren die Betroffenen. Ihr Verhalten führt oft zu Ablehnung von Gleichaltrigen. So sind auch später oft Beziehungen und Freundschaften wechselhaft. Zudem haben sie oft Erfahrungen mit Mobbing gemacht.

Im Jugendalter nimmt die Hyperaktivität ab und entwickelt sich zu innerer Unruhe. Die Unaufmerksamkeit bleibt. Auch der Missbrauch von Substanzen kann hier vorkommen.

Die verschiedenen Typen von ADHS

ADHS wird in 3 Typen unterschieden:

  • vorwiegend unaufmerksam
  • vorwiegend hyperaktiv-impulsiv
  • gemischt

Man geht davon aus, dass die verschiedenen Merkmale der Persönlichkeit:

  • extrovertiert / introvertiert
  • Neurotizismus
  • persönliche Art und Weise der Stressverarbeitung
  • erlernter Umgang mit Stress (Rolemodel)

entscheidend sind, welchen Subtyp ein Mensch mit AD(H)S ausbildet.
Dabei muss die Ausprägung nicht zwingend über das gesamte Leben stabil sein. Betroffene sind dafür bekannt, von einem deutlichen Wechsel des Subtyps zu berichten.

Unaufmerksamkeitssymptome:

  • Details werden übersehen / Flüchtigkeitsfehler werden gemacht
  • Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit beizubehalten
  • Aufgaben werden nicht beendet
  • Desorganisiert
  • Vermeidung von Aufgaben mit erhöhter geistiger Anstrengung
  • Vergesslich / Verliert Dinge
  • Ablenkbar
  • Tagträumereien
  • Aufschieberitis
  • Hohe Unfall- und Verletzungsgefahr
  • Unkonzentriert

Hyperaktivitäts- und Impulsivitätssymptome:

  • Zappelt
  • Bewegungsdrang / nicht stillsitzen können
  • Schwierigkeiten, leise zu spielen
  • Wie von einem Motor angetrieben / innere Unruhe
  • Redet viel
  • Mit Antworten herausplatzen bevor der Frage beendet wurde
  • Ungeduldig
  • Risikofreudig
  • Kurze Wutausbrüche
  • Unterbricht andere

Natürlich sind dies Eigenschaften, die auch Menschen ohne ADHS aufweisen. Bei ADHS hängt es jedoch von dem Ausmaß und der Stärke ab.
Ein beengtes Wohnverhältnis kann die Symptomatik der ADHS begünstigen. Wohnverhältnisse mit Rückzugsmöglichkeit oder einem Zimmer, in dem man allein sein kann sind vorteilhaft.

ADHS und ihre Stärken

Auch, wenn ADHS oft als Schwäche und Störung gesehen wird, bringen Betroffene viele Ressourcen mit:

  • Kreativität
  • Gerechtigkeitssinn
  • Neugier
  • Humor
  • Divergentes Denken
  • Empathie
  • Begeisterungsfähig, mitreißend
  • Hyperfokus
  • Hochsensibilität
  • Spontanität
  • Multitasking

Hyperfokus

Im Hyperfokus haben Personen eine erhöhte Konzentration. Sie schaffen es trotz des Aufmerksamkeitsdefizits, sich dauerhaft mit einem Thema auseinanderzusetzen. Für Betroffene fühlt sich dieser Zustand meist positiv an. Sie beschreiben ein Gefühl innerer Ruhe, Fokussiertheit (im Gegensatz zu sonstiger innerer Unruhe und Zersteutheit), Konzentration, Klarheit und Wohlbefinden. Sie fühlen sich deutlich leistungsfähiger. Sie können gedanklich jedoch von diesem Thema nicht abweichen.

Die Voraussetzung für den Hyperfokus ist ein persönliches Interesse. Ebenso wie ein selbstbestimmtes Arbeiten und Themenwahl. Auch die Eigenschaft der Neugier kann den Hyperfokus mit hervorrufen.

Dennoch sehen Expert*innen den Hyperfokus zwiespältig. Sie sehen den Hyperfokus als Belastung, da es sich um eine zwanghafte und nicht steuerbare Fähigkeit handelt. Der Hyperfokus kann von Außenstehenden falsch interpretiert werden, so dass Menschen mit ADHS mit der Erwartung konfrontiert werden, dass ihr Leistungsniveau lediglich an ihren Leistungswillen (und nicht an das Leistungsvermögen) gebunden sei. Das sie einen größeren Willen zur Anstrengung benötigen würden.

Wenn die Gedanken über den Tellerrand hinausspringen

Unter Kreativität werden originelle Lösungswege verstanden. Das liegt daran, dass Menschen mit ADHS häufig ein divergentes Denken aufweisen. Der Gegensatz zu divergentem Denken ist lineares Denken. Sie springen dadurch mit den Gedanken über die Grenzen hinaus und finden neue gedankliche Wege. Dabei fokussieren sie sich nicht nur auf Hauptinformationen, sondern ebenso auf Nebensächliches. Divergentes Denken wird in vielen Unternehmen oder Organisationen eingesetzt, um kreative und innovative Ideen und Lösungsansätze zu finden. Dabei kann es schwer sein, nicht an nebensächlichen Gedanken hängen zu bleiben und die Kernaspekte des Themas nicht zu übersehen. Treffen aber Hyperfokus und dosiert und bewusst gesteuertes divergentes Denken aufeinander, sind kognitive Höchstleistungen und ein hohes kreatives Niveau zu erwarten.

Die Ursache von ADHS

Bei ADHS wird ein Wechselspiel zwischen den genetischen und umweltbezogenen Faktoren vermutet. Im Erbgut konnte eine Veränderung festgestellt werden die für die Informationen, der Botenstoffe Dopamin und Noadrenalin zuständig ist. Diese sind für Aufmerksamkeit, Antrieb und Motivation zuständig. Reize können nicht gefiltert werden und man wird von diesen überflutet. Äußere Umstände wie viel Zeit am Computer oder wenig Zuwendung können ADHS zudem verstärken.
Ebenso gehören zu den umweltbezogenen Faktoren auch psychosoziale Risikofaktoren z.B.:

  • Aufwachsen mit einem alleinerziehenden Elternteil / ohne Eltern
  • Psychische Erkrankung eines Elternteils
  • Häufiges Streiten der Eltern
  • Niedriges Familieneinkommen, sehr beengte Wohnverhältnisse
  • Inkonsequente Erziehung
  • Häufige Kritik und Bestrafungen

Wie kann man ADHS diagnostizieren lassen?

Am „einfachsten“ ist die Diagnose im Kindesalter über entsprechende Fachärzt*innen. Wichtig ist, dass andere Ursachen ausgeschlossen werden. Jedoch gibt es für ADHS kein entsprechendes Blutbild oder ähnliche Tests. Fachärzt*innen diagnostizieren eine ADHS mittels

  • Selbstbeurteilungsbögen
  • Standardisierter Fragebögen
  • Grundschulzeugnissen
  • Verhaltensbeschreibungen von Eltern, Geschwistern und anderen Bezugspersonen.

Dies kann im Erwachsenenalter schwieriger werden, wenn Lehrer*innen keine Äußerungen getroffen haben oder die Erinnerungen an früher fehlen.

Behandlung von ADHS

Empfohlen wird eine Multimordaletherapie bei Kindern:

  • Beratung und Aufklärung aller Beteiligten über das AD(H)S
  • Strukturierung und Konsequenz in der Erziehung
  • Verhaltenstherapeutische Begleitung
  • Lerntherapie
  • Medikamentöse Unterstützung
  • Anleitung der Eltern als Coach

Eine Verhaltenstherapie und medikamentöse Therapie ist bei Erwachsenen ebenfalls empfehlenswert.

Begleiterkrankungen von ADHS

Ebenso begünstigt die ADHS das Messie-Syndrom, da eine andere Wahrnehmung für Ordnung herrscht.


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