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Nachteilsausgleiche mit ADHS in Schule, Studium und Ausbildung

Nachteilsausgleiche können Kindern und Erwachsenen mit ADHS in Schule, Studium und Ausbildung gewährt werden. Nachteilsausgleiche und Unterstützung soll die Chancengleichheit von Kindern mit und ohne behinderungsbedingten Nachteilen garantieren und diese ausgleichen. In unserem Artikel geben wir Ihnen einen Überblick über die Auswirkungen von Symptomen bei ADHS in Schule, Studium und Ausbildung und deren möglichen Nachteilsausgleichen.

Drei Personen sind zu sehen, die vor einem Tisch sitzen und gemeinsam lachen. Eine Person sitzt mit dem Rücken zur Kamera und tippt auf einem Laptop. Die anderen beiden Personen, die der Kamera zugewandt sind, lachen und schauen auf einen Tablet-Bildschirm. Alle scheinen in einer fröhlichen und entspannten Unterhaltung vertieft zu sein. Der Hintergrund ist unscharf, aber es scheint, als befänden sie sich in einem Raum mit einer grauen Wand. Auf dem Tisch stehen ein Glas mit einem Getränk und ein paar persönliche Gegenstände. | © Brooke Cagle (unsplash)

Das Lernen in Grupppen kann die Motivation steigern (Brooke Cagle (unsplash))

Nachteilsausgleiche mit ADHS: Schule

In der Schule sollen die Nachteile, die Schüler*innen behinderungsbedingt entstehen, durch Unterstützung ausgeglichen werden. Für betroffene Schüler*innen besteht daher ein Recht auf Nachteilsausgleich. Diese bestehen in Bereichen, wie:

  • Klassenarbeiten
  • Hilfsmittel
  • Hausaufgaben
  • Räumliche Gegebenheiten
  • Präsentation von Ergebnissen und Aufgaben
  • Erbringung mündlicher Leistung
  • Pausen
  • Sozialformen des Unterrichts
  • Tafelbild
  • Unterstützendes Personal
  • Schulveranstaltungen

Im Einzelnen können Nachteilsausgleiche wie folgt aussehen:

  • Zeitverlängerung
  • Arbeiten an technischen Hilfsmitteln ermöglichen
  • Mündliche statt schriftlicher Prüfung
  • Aufgabenumfang reduzieren
  • Absolvieren der Prüfung in einem gesonderten Raum
  • Hausaufgaben Umfang reduzieren
  • Strukturieren der Hausaufgaben nach Dringlichkeit
  • Bereitstellung einer angemessenen Raumakustik
  • Bereitstellung günstiger Lichtverhältnisse
  • Schaffung einer ablenkungsarmen Umgebung
  • Textaufgaben vorlesen, auf eindeutige Begriffe achten
  • flexible Pausenregelungen, auch kurze Entspannung zwischendurch
  • technische oder Personelle Hilfe

Für eine Auflistung von verschiedenen Beispielen schauen Sie unter folgender PDF

Nachteilsausgleiche mit ADHS für Schüler*innen

Für Schüler*innen mit ADHS können folgende Nachteilsausgleiche möglich sein:

Verlängerung des zeitlichen Rahmens unter Einbeziehung individueller Pausenregelung

  • Verwendung technischer Hilfsmittel
  • Unterstützung durch geeignetes Personal
  • mündliche statt schriftliche Leistungsnachweise
  • reizreduzierter Arbeitsplatz
  • Leistungsfeststellung in der Einzelsituation
  • Stehplatz statt Sitzplatz
  • Übersichtliche Blattgestaltung und Aufgabenstellung:
    • eine Aufgabe pro Blatt
    • Aufgaben in Hauptsätzen formulieren
    • keine Redundanzen und Füllsel

Neben ADHS finden Sie auch mehr über Autismus, LRS oder Dyskalkulie in dieser Excel-Tabelle.

Voraussetzungen für Nachteilsausgleiche

Voraussetzungen für einen Nachteilsausgleich bei ADHSler*innen in der Schule sind:

  • eine medizinische Diagnose
    • ein ärztliches Attest
    • Feststellungsbescheid der Behinderung
    • die Feststellung des sonderpädagogischen Unterstützungsbedarfs

Der Antrag auf Nachteilsausgleich ist von den Eltern oder auch den Lehrer*innen zu stellen. Er wird bei der Schulleitung eingereicht und muss jährlich neu beantragt werden. Es ist jedoch sinnvoll, sich als Elternteil selbst um den Antrag zu kümmern. Der Antrag wird schriftlich gestellt. Sie erhalten anschließend einen positiven Bescheid oder eine Ablehnung. Gegen eine Ablehnung können Sie vorgehen. Halten Sie im Antrag nicht nur fest, welche Nachteilsausgleiche beantragt werden, sondern auch, dass die Schule dafür verantwortlich ist, diese an alle beteiligten Lehrer*innen weiterzugeben.

ADHS und Schule: Schulbegleitung

Ihr Kind ist oft unkonzentriert, lässt sich schnell ablenken und erledigt Aufgaben nur sehr langsam? Auch unter den Mitschüler*innen kommt es oft zu Streitereien? Nicht nur die Diagnose wird von einer speziellen Fachkraft gestellt, sondern auch die Entscheidung, ob Ihr Kind in der Schule Unterstützung benötigt. Wenn das Thema Schulbegleitung im Fokus steht, fragen sich viele Eltern und Lehrkräfte, welche Aufgaben eine Schulbegleitung übernimmt. Dabei können diese Hilfen in vier Bereiche unterteilt werden

  1. Allgemeine Hilfe in der Schule
    1. Stärkt die Aufmerksamkeit im Unterricht
    2. Setzt Schüler*innen und Lehrer*innen über ADHS in Kenntnis
    3. Hilfe bei Ängsten und Wut
  2. Hilfe im sozialen Bereich
    1. Unterstützung bei sozialen Beziehungen in der Klasse
    2. Akzeptanz von Mitschüler*innen stärken
    3. Gemeinsamen Lernen
  3. Hilfe im emotionalen Bereich
    1. Unterstützen bei Angst und Emotionalen Schwierigkeiten
    2. Selbstkontrolle fördern und stärken
    3. Tagesplan aufstellen für einen geregelten Ablauf
  4. Hilfe bei der Kommunikation
    1. Hilfe bei der Kommunikation
    2. Hilfe bei Verständnisschwierigkeiten
    3. Umfeld für Diskussionen schaffen

Mehr über die Aufgaben einer ADHS-Schulbegleitung finden Sie bei ADHS Kompakt.

Jedoch ist es auch wichtig zu wissen, dass es Aufgaben gibt, die eine Schulbegleitung nicht übernehmen darf. 

  • Es dürfen keine Medikamente verabreicht werden
  • Es darf keine Nachhilfe in einem Fach gegeben werden
  • Auch eine medizinische Behandlung soll nicht angeboten werden
Im Vordergrund eines Klassenzimmers sind unscharfe Gegenstände auf Tischen zu erkennen, die wie Schulmaterialien aussehen. Im Mittelpunkt des Bildes ist eine Person mit dunklen lockigen Haaren, die sich über einen Tisch beugt und schreibt. Sie trägt eine dunkle Jacke. Im Hintergrund ist eine weiße Wand mit einer blauen Tafel, auf der ein Wochenplan mit verschiedenen Daten und Ereignissen wie "Semester Exam" und "Polar Equations" steht. Die Tage Montag bis Freitag sind auf der Tafel aufgelistet. | © JeswinThomas / Unsplash Ein reizreduzierter Arbeitsplatz kann die Ablenkbarkeit verringern. (JeswinThomas / Unsplash)

Nachteilsausgleiche mit ADHS: Studium

Anders als das Berufsbildungsgesetz ist das Hochschulgesetz Landesrecht. Die Regelungen finden sich dementsprechend in den jeweiligen Landeshochschulgesetzen. Es besteht ein Anspruch auf einen Nachteilsausgleich. Jedoch besteht kein Anspruch auf eine spezielle Form eines Nachteilsausgleiches.

Einen Anspruch auf Nachteilsausgleich im Studium haben Sie, sofern:

  1. das Vorliegen einer beglaubigten gesundheitlichen Beeinträchtigung oder amtlich festgestellten Behin­derung und
  2. den Nachweis, wie sich die Beeinträchtigung bzw. Behinderung im Studium auswirkt.

Fragen Sie sich, ob Sie zu den Studierenden mit Behinderung gehören?

Schwierigkeiten im Studium mit ADHS

Um zu verstehen, warum ADHS im Studium zu Schwierigkeiten führen kann ist es wichtig einige der Symptome wie

  • Konzentrationsstörungen
  • Mangelnde Motivation
  • Prokrastination
  • Schnell Ablenkbar
  • Vergesslich
  • Vergesslichkeit
  • Schlafstörungen
  • Schwierigkeiten bei der Strukturierung / Priorisierung
  • Selbstzweifel und Unsicherheiten
  • Depressionen

zu kennen. So können die Rahmenbedingungen im Studium das Studieren für Menschen mit ADHS erschweren:

  • Arbeiten in Gruppen
  • Motivationstiefs
  • Selbstverantwortliches studieren
  • Arbeiten in Gruppen

Wie beantrage ich einen Nachteilsausgleich?

Hierfür sollten Sie sich rechtzeitig mit dem zuständigen Prüfungsausschuss in Verbindung setzen. Möglicherweise gibt es Fristen, an die Sie sich halten müssen. Auch mit den Prüfer*innen sollten Sie sich in Verbindung setzen.

Bei Anträgen, die folgende Themen beinhalten,

  • Verlegung eines Praktikums
  • individuellen Studienplan

muss vorab geprüft werden, wer für diese Einzelfallentscheidung zuständig ist.

Den Antrag stellen Sie schriftlich und können gegen den Bescheid gegebenenfalls Widerspruch einlegen.

Wie stelle ich einen Antrag auf Nachteilsausgleich

Einen Antrag auf Nachteilsausgleich können Sie in der Regel formlos stellen. Neben erforderlichen Nachweisen sollten Sie die Prüfungsmodifikation benennen.

Folgende Unterlagen benötigen Sie:

  • (Fach-) ärztliche Atteste und Stellungnahmen von psychologischen Psychotherapeut*innen,
  • Behandlungsberichte von Krankenhaus- und Reha-Aufenthalten,
  • Stellungnahmen von Reha-Trägern oder Bewilligungsbescheide von Trägern der Eingliederungshilfe,
  • Schwerbehindertenausweis bzw. Feststellungsbescheid des Versorgungsamtes,
  • Stellungnahme der oder des Behindertenbeauftragten der Hochschule,
  • und die Begründung für den Nachteilsausgleich.

Der Schwerbehindertenausweis alleine begründet noch keinen Nachteilsausgleich. Er ist auch nicht zwangsläufig notwendig. Auch ohne eine anerkannte Behinderung kann ein Antrag auf Nachteilsausgleich gestellt werden. Sie sollten in einer eigenen Stellungnahme deutlich machen, wie der Zusammenhang zwischen Ihrer Behinderung und dem gewünschten Nachteilsausgleich besteht. Der Nachteilsausgleich darf jedoch nicht die inhaltlichen Anforderungen verändern.

Nachteilsausgleiche können wie folgt aussehen:

  • Schriftliche Prüfung in eine Hausarbeit umwandeln
  • Schriftliche Prüfung in eine mündliche Prüfung umwandeln
  • Zeitverlängerung

Schauen Sie sich auch nach Erfahrungsberichte von Studierenden mit ADHS um.

Tipps für eine Studium mit ADHS

Das Stellenwerk hat einige Tipps für das Studieren mit ADHS veröffentlicht. So kann es sinnvoll sein die Ansprechpersonen an der Universität zu kennen wie:

  • Psychologische*r Berater*innen
  • Studienbetreuer*innen

Allgemeine Tipps:

  • Das richtige Studienfach wählen
  • Ablenkung zu vermeiden, indem Sie die vorderen Sitzplätze im Vorlesungssaal wählen
  • Lernzeiten und -Umgebung ohne Störfaktoren schaffen
  • Struktur schaffen durch feste Essen- und Schlafenszeiten sowie Lernzeiten
  • Motivation fördern durch Lerngruppen
  • Impulse und Gedanken aufschreiben, um den Kopf freizubekommen
  • Selbstzweifel abbauen: über berühmte Menschen mit ADHS lesen
  • Erholungszeiten einzuplanen
  • Sport zum Energieabbau
  • Bafög in Anspruch nehmen um möglichen Nebenjob zu vermeiden

Nachteilsausgleiche mit ADHS: Ausbildung

Der Pharagraph 65 Berufsbildungsgesetz regelt, dass die Prüfungsordnungen für die Ausbildungsberufe die Anforderungen von Menschen mit Behinderungen mitdenken müssen. Als Beispiele werden hier folgende Punkte genannt:

  • die Prüfungsdauer
  • die Zulassung von Hilfsmitteln
  • die Inanspruchnahme von Hilfeleistungen Dritter (Gebärdensprachdolmetscher*in)

Weitere Möglichkeiten können sein:

  • häufigere Pausen
  • Durchführung der Prüfung am eigenen Arbeitsplatz
  • Mitbringen einer Begleitperson zur psychischen Unterstützung
  • statt der schriftlichen eine mündliche Prüfung
  • Einzelprüfung in einem gesonderten Raum

Wichtig ist, dass die qualitativen Anforderungen an die Auszubildenden mit Behinderung dieselben bleiben.

Um einen Nachteilsausgleich zu stellen, muss zuerst einmal ein Antrag gestellt werden. Dieser muss vom Prüfling selbst gestellt werden. Dieser sollte unbedingt rechtzeitig gestellt werden und die Begründung für den Nachteilsausgleich erhalten. Nachträglich ist eine neue Bewertung nicht möglich. Es ist nicht sinnvoll, auf den Nachteilsausgleich und die Behinderung nach der Prüfung aufmerksam zu machen.

Damit der Prüfungsausschuss eine Entscheidung zu eigenen Gunsten treffen kann, müssen manchmal Dokumente dem Antrag beigelegt werden. Diese sind beispielsweise:

  • eine ärztliche Bescheinigung / ein psychologisches Gutachten
  • eine Stellungnahme des Ausbildungsbetriebes und / oder der Berufsschule / eines Bildungsträgers
  • die Kopie des Schwerbehindertenausweises

Ebenfalls sollte bereits begründet werden, welche Prüfungsmodifikation sich für Sie eignet. Ein Nachteilsausgleich soll ihnen eine Absolvierung der Prüfung unter gleichwertigen Bedingungen ermöglichen. Es ist dementsprechend eine Einzelfallentscheidung, da diese bei jeder Person unterschiedlich ist.

Suchen Sie noch weitere Informationen zum Thema Ausbildung und Nachteilsausgleiche? „Nachteilsausgleich für behinderte Auszubildende“ ist ein Buch für die Ausbildungs- und Prüfungspraxis. Weitere Informationen erhalten Sie auch auf der Internetseite des Bundesinstituts für Berufsbildung.


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