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ADHS Medikamente: Wirkung & Nebenwirkungen

Schon wieder einen wichtigen Termin vergessen, den Schlüssel verlegt oder einfach ein Chaos im Kopf: ADHS kann den Alltag zur Herausforderung machen.

Nahaufnahme einer Hand, in der sich mehrere Kapseln und eine Tablette befinden. | © pexels

Medikamente können für Menschen mit ADHS den Unterschied machen. (pexels)

Eine Pille nehmen und alles ist etwas einfacher: die Einnahme von Medikamenten gegen ADHS klingt verlockend. Ritalin und Co. haben jedoch einen schlechten Ruf und werden oft mit dem „Ruhigstellen“ von Kindern in Verbindung gebracht. Wie Stimulanzien genau wirken und welche Nebenwirkungen auftreten können, erklären wir in diesem Beitrag.

Wann machen ADHS Medikamente Sinn?

Nicht alle Betroffenen benötigen eine medikamentöse Behandlung. Wer gut mit den Symptomen zurechtkommt und sich im Alltag nicht beeinträchtigt fühlt, kommt oft ohne entsprechende Präparate aus. Wenn ADHS jedoch zu Problemen führt und beispielsweise die Produktivität bei der Arbeit oder in der Schule beeinträchtigt, können Medikamente eine wichtige Stütze sein. Auch, wenn Begleiterkrankungen wie Depressionen auftreten, helfen Ritalin und Co. ebenso als Ergänzung zu anderen Therapieformen.

Diese Medikamente gibt es

Für die Behandlung von ADHS sind in Deutschland fünf Wirkstoffe zugelassen: Methylphenidat, Dexamphetamin, Lisdexamfetamin, Guanfacin und Atomoxetin. Psychiater*innen verschreiben häufig Präparate mit Methylphenidat, enthalten zum Beispiel in den Medikamenten Ritalin und Concerta. Die anderen Wirkstoffe kommen zum Zug, wenn Methylphenidat nicht wirkt. ADHS Medikamente dürfen in Deutschland nur von medizinischem Fachpersonal verschrieben werden und sind ab sechs Jahren zugelassen, somit mit dem Eintritt in das Schulalter. Medikamente sollten immer im Zusammenhang mit einer ganzheitlichen Behandlung zum Einsatz kommen. Dies betrifft die pädagogische Betreuung und gegebenenfalls auch psychotherapeutische Begleitung, denn die Medikamente unterstützen zwar, lösen jedoch andere Probleme nicht. Die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland übernehmen die Kosten für ADHS Medikamente – auch bei Erwachsenen, sofern das entsprechende Medikament für das Erwachsenenalter zugelassen ist. Auf jeden Fall sollten Sie frühzeitig abklären, inwiefern sich Ihre Krankenversicherung an den Kosten beteiligt. 

So wirken ADHS Medikamente

Medikamente helfen einem Großteil der Betroffenen, indem sie die Dopamin-Konzentration im Gehirn erhöhen und so die Weiterleitung von Nervenimpulsen verbessern. Das führt zu folgenden positiven Effekten:

  • Steigerung der Konzentrationsfähigkeit

  • Bessere Kontrolle über das eigene Verhalten (Verringerung von Impulsivität)

  • Reduktion von motorischer Hyperaktivität und innerer Unruhe

Je nach Dosierung und Präparat haben die Medikamente eine kurz- bis mittelfristige Wirkung: entweder zwischen drei bis fünf oder acht Stunden. Entsprechend ist eine Einnahme der Medikamente von ein bis zweimal pro Tag in der Regel ausreichend.

Die Fachpersonen stellen die für Sie oder Ihr Kind empfohlene Menge und Medikament individuell zusammen. Zu Beginn erfolgt der Start immer mit einer kleinen Dosis, die schrittweise erhöht wird, falls keine Verbesserung eintritt. Die Devise lautet: So wenig wie möglich, so viel wie nötig.

ADHS besser verstehen

In unseren aktuellen Beiträgen erfahren Sie, wie sich ADHS bei Erwachsenen auswirkt und warum ADHS bei Frauen oft später erkannt wird. Die wichtigsten Informationen zu Symptomen und Diagnose lesen Sie außerdem in unserem Leitartikel zu ADHS.

Mögliche Nebenwirkungen

Wie bei allen Medikamenten können auch bei ADHS Medikamenten Unterschiede in der Verträglichkeit auftreten. Das bedeutet, dass einige Menschen Nebenwirkungen erleben, während andere die gleiche Dosis gut vertragen. Aber keine Sorge: Meistens sind keine oder nur geringe Nebeneffekte vorhanden. Sie treten meistens in der Anfangsphase auf und bilden sich mit der Zeit zurück. 

Die häufigsten Nebeneffekte sind:

  • Appetitminderung und Gewichtsverlust

  • Übelkeit

  • Schlaflosigkeit 

Bei Kindern sind Wachstumsverlangsamungen möglich, aber selten. Bei langfristiger Einnahme zeigt eine neue Studie, dass Puls und Blutdruck leicht steigen können. Allerdings nicht bei allen Patient*innen. Deswegen ist eine regelmäßige Kontrolle dieser Werte sehr wichtig, um die Dosierung gegebenenfalls anzupassen. Wenn die Wirkung von ADHS Medikamenten abnimmt, kann es sein, dass Ihre Symptome stärker zurückkehren. Dieser sogenannte „Rebound-Effekt“ ist ganz normal und kein Grund zur Sorge. 

Foto eines Apothekers, der gerade eine Schachtel mit Medikamenten aus einem Regal nimmt. Medikamente bei AHDS dürfen nur von medizinischem Fachpersonal verschrieben werden.

Mit Nebenwirkungen richtig umgehen

Nur weil Nebenwirkungen auftreten, muss das Medikament nicht unbedingt abgesetzt werden. Einige Nebenwirkungen können mit einfachen Mitteln gemildert werden. So bietet es sich bei Appetitlosigkeit an, das ADHS Medikament erst nach dem Essen einzunehmen. Bei Schlafstörungen kann es helfen, die Tablette am Morgen zu nehmen oder die Dosis auf den Abend hin zu verringern. Bei Wachstumsstörungen sollten Kinder das Medikament nur unter der Woche und bei speziellen Anlässen wie einer Prüfung einnehmen und am Wochenende sowie in den Ferien pausieren. 

Eine regelmäßige Kontrolle und Kommunikation mit Ihren Ärzt*innen ist enorm wichtig! Teilen Sie unbedingt mit, wenn Sie Nebenwirkungen haben, insbesondere wenn es um den Blutdruck oder die Herzfrequenz geht. Die behandelnde Fachperson kann dann die Dosierung entsprechend anpassen, das Medikament wechseln oder alternative Behandlungsoptionen in Betracht ziehen.

Das müssen Sie bei der Einnahme von ADHS Medikamenten beachten

Natürlich sollten Sie das Medikament nur in der verschriebenen Dosis und zum verschriebenen Zeitpunkt einnehmen. Ändern Sie die Dosierung und den Einnahmezeitpunkt nicht eigenmächtig. Wenn Sie Fragen oder Bedenken haben, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Ihre Ärztin.

Weiter sollten Sie folgende Punkte beachten:

  • Nehmen Sie das Medikament möglichst immer zur gleichen Tageszeit ein, um einen gleichmäßigen Wirkstoffspiegel zu erreichen.

  • Bewahren Sie das Medikament an einem sicheren Ort auf, wo es nicht in die Hände von Kindern oder anderen Personen gelangen kann.

  • Informieren Sie sich über mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, Koffein oder Alkohol. Fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin oder nutzen Sie den Wechselwirkungscheck.

  • Vereinbaren Sie regelmäßige Kontrolltermine mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, damit Wirksamkeit, Dosierung und allfällige Nebenwirkungen überwacht werden können. Dieser Punkt ist gerade bei Kindern wichtig, um Wachstumsstörungen zu verhindern.

  • Versuchen Sie, sich gesund zu ernähren und genügend Wasser zu trinken.

  • Verzichten Sie auf Koffein und Alkohol.

  • Lenken Sie in den ersten Wochen der Einnahme keine Fahrzeuge, da ADHS Medikamente die Fahrtauglichkeit beeinträchtigen können. Beraten Sie sich auch hierzu mit Ihrer betreuenden Fachperson.

  • Lassen Sie sich gegebenenfalls eine ärztliche Bescheinigung ausstellen, die bestätigt, dass Sie befugt sind, Betäubungsmittel zu besitzen. Dies und die Übersetzung des Dokumentes in Englisch ist vor allem bei Reisen wichtig. Informieren Sie sich zudem vor Urlauben, ob Ihre Medikamente im Zielland zugelassen sind.

Fazit: Medikamente, ja oder nein?

Ob Sie Ritalin und Co. einnehmen möchten, ist Ihre persönliche Entscheidung. Fragen Sie sich, wie groß Ihr Leidensdruck durch ADHS ist und wie stark entsprechende Präparate Ihren Alltag erleichtern könnten. Wenn Sie das Gefühl haben, Medikamente zur Unterstützung zu benötigen, sprechen Sie mit einer Fachperson oder wenden Sie sich an eine Beratungsstelle wie die ADHS Televonberatung.


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