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Neurodiversität setzt sich aus dem griechischen Wort „Neuro“ für Nerv oder auch Nervensystem zusammen. Des Weiteren setzt es sich aus dem lateinisch stammenden Wort „Diversität“, das Vielfalt bedeutet, zusammen. Es bedeutet somit neurologische Vielfalt: Eine neurologische Vielfalt mit unterschiedlichen Wahrnehmungen, die selbstverständlich zu unserer Gesellschaft gehört.
Was ist Neurodiversität?
In der Neurodiversitätsbewegung werden Menschen, mit ihren unterschiedlichen Wahrnehmungen und Funktionsweisen des Gehirns, in neurotypische und in neurodivergente Menschen unterschieden. Als neurodivergent Menschen bezeichnet man Menschen, die in ihrem:
- (Sozial-)Verhalten
- Entwicklung
- Fähigkeiten
- Bedürfnissen
- Emotionen
- Denken
- Wahrnehmung
von der Norm, oder sozusagen den neurotypischen Menschen abweichen.
An dieser Stelle möchten wir darauf aufmerksam machen, dass es sich bei dem Wort „typisch“, um die gesellschaftlichen Erwartungen handelt. Das Gehirn bei neurotypischen Menschen handelt und funktioniert den gesellschaftlichen Erwartungen entsprechend.
Woher kommt der Begriff Neurodiversität?
Der Begriff Neurodiversität stammt aus der Neurodiversitätsbewegung. In den späten 1990er Jahre tauchte der Begriff Neurodiversität erstmals auf. Bekannt wurde er durch die australische Sozialwissenschaftlerin Judy Singer. Dieser Begriff galt als Kritik an der Meinung, dass neurologische Diversität eine krankhafte Veränderung wäre. Neurodiverse Menschen verarbeiten Reize nicht wie neurotypische Menschen. Ebenfalls sollten neurologische Veränderungen als Vielfalt und nicht als Defizit/Krankheit betrachtet werden.
„Neurotypisch“ wurde ebenfalls in den 1990er Jahre etabliert. Es stammt aus der „Autism Rights“-Bewegung. Wie es der Name schon sagt, setzt sich diese Bewegung für die Rechte von Autist*innen ein. Mit dem Begriff „Neurotypisch“ sollten Menschen bezeichnet werden, die keine Autist*innen sind. Bei Autist*innen ist es nachweislich, dass einzelne Bereiche des Gehirns größer sind, andere Bereiche kleiner und wiederum andere anders geformt. Ebenfalls arbeiten die Gehirne von Autist*innen bei bestimmten Aufgaben nicht „typisch“.
Sinn der Neurodiversitätsbewegung
Die Bewegung vertritt den Ansatz, dass neurodiverse Menschen nicht „krank“ oder „falsch“ seien oder sogar geheilt werden müssten. Jeder Mensch ist gut so wie er ist, ohne dass man sich neurotypischen Menschen anpassen müsse. Denn jede Person hat das Recht so zu leben, wie sie es möchte. Ob sich eine Person ändern/anpassen möchte oder als krank definieren möchte, steht einzig und allein der Person zu.
Wenn man die neurologische Vielfalt nicht als Krankheit betrachtet, liegt kein weiterer Fokus auf Behandlungs- oder Heilungsmöglichkeiten. Auch Defizite gelangen weniger in den Vordergrund. Im Blick bleibt der Mensch in Wechselwirkung mit der Umwelt. Unter dieser Voraussetzung werden die Bedingungen wichtig, die ein Mensch für sich und seine Entwicklung benötigt. Statt zu schauen, wie man einen Menschen „reparieren“ kann, liegt der Fokus auf Unterstützung und Individualität.
Das Gehirn von neurodiversen Menschen unterscheidet sich in der Funktionsweise von neurotypischen Menschen. Somit benötigen sie andere Voraussetzungen für gleiche Ziele oder Wege. Dabei wird jede unterschiedliche Funktionsweise des Gehirns in diesem Spektrum als natürlich gesehen.
Schauen wir uns ADHS oder Autismus an, so fällt auf, dass viele Begrifflichkeiten negativ behaftet sind. „Impulsivität“, „Konzentrationsstörung“ oder „Hyperaktivität“. Jedoch bringt das, was gesellschaftlich als Defizit gesehen wird, viele Stärken mit sich.
In unserer heutigen Gesellschaft werden neurodiverse Menschen mit Reizen und Anforderungen/Erwartungen konfrontiert, die nicht für sie gemacht sind.
Was sind Neurodivergenzen?
Einigen der neurodiversen Menschen wird eine psychiatrische oder neurologische Diagnose oder eben auch „Entwicklungsstörung“ zugeschrieben. Bei der Neurodiversitätsbewegung weicht der Blick von den Diagnosen. Dennoch haben Diagnosen verschiedene Vor- und Nachteile. Für einige geht eine Diagnose mit einer Krankheit und Defiziten einher, oder sie fühlen sich von einer Diagnose stigmatisiert und kategorisiert. Einigen Hilft eine Diagnose, um sich besser zu verstehen, auf Bedürfnisse eingehen zu können und sich über Therapien und Behandlungsmöglichkeiten zu informieren.
Auch für Menschen, die keine Diagnose haben, da sie nicht in das System passen oder von diesem übersehen werden, hat die Neurodiversitätsbewegung Vorteile. Denn sie können sich so einem Bereich zugehörig fühlen.
Als neurodivergent werden folgende Diagnosen bezeichnet:
- ADHS
- ASS (Autismus-Spektrumsstörung)
- Dyslexie (LRS / Lese-Rechtschreibstörung / Legasthenie)
- Dyskalkulie (Rechenstörung / RS / Dyskalkulie)
- SMS (Sensorische Modulationsstörung)
- Dyspraxie (Umschriebene Entwicklungsstörung der motorischen Funktionen / UEMF)
- Hochbegabung
- Hochsensibilität
- Tourette-Syndrom
- Synästhesie
Ebenfalls besteht zurzeit die Diskussion, ob psychische Erkrankungen oder auch speziell die Persönlichkeitsstörung Borderline als neurodivers gelten. In unserem Artikel über ADHS und Komorbiditäten haben wir Sie bereits darüber informiert, dass diese Persönlichkeitsstörung Überschneidungen mit dem impulsiven Typen der ADHS hat. In der Wissenschaft wird noch geklärt, ob es sich bei Borderline um einen Teil der ADHS handelt.
Neurodiversität: Vielfalt ist eine Stärke
Bereits in dem Artikel über ADHS wurde deutlich, dass Neurodiversität in Unternehmen ein Gewinn sein kann. Beispielsweise durch das divergente Denken bei ADHS. Dies wird in Unternehmen und Organisationen eingesetzt, um kreative und innovative Lösungswege und Ideen zu entwickeln. ADHSler*innen und Autist*innen bringen Stärken mit sich von denen profitiert werden kann:
- Empathie
- Ehrlichkeit
- Loyalität
- Verlässlichkeit
- Gerechtigkeitssinn
- Kreativität
Dennoch gilt auch bei den Stärken: Ausprägungen von ADHS und Autismus sind individuell. Erkennen Sie ihre individuellen Stärken und machen Sie sich diese bewusst.
Diversity Manager*in: Vielfalt im Berufsleben
Diversity Manger*innen sind teile der Personalabteilungen. Die Arbeitswelt hat bereits die Vorteile von einem diversen Team erkannt. Denn Vielfalt macht unsere Gesellschaft aus. Damit ist sie nicht nur in unserer Lebens-, sondern sollte auch in unserer Arbeitswelt zu finden sein. Sie bringt verschiedene Hintergründe zusammen und sorgt für ein breitgefächertes und kreatives Arbeiten.
Natürlich setzen sich Diversity Manager*innen nicht nur mit neurologischer Vielfalt auseinander. Themen wie Inklusion & Behinderung oder Gleichstellung, sind ebenfalls Themen, die dieses Berufsfeld begleiten. Der Blick geht dahin, die soziale kulturelle und ethnische Vielfalt zu fördern. Eine Bewusste Nutzung von verschiedenen Hintergründen, um diese positiv für das Unternehmen zu nutzen.
Dennoch werden wertschätzende Vielfalt und der Blick auf Stärken hier großgeschrieben.