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Wochenbettdepression: Traurigkeit statt Mutterglück

Mit der Geburt eines Kindes sind unbeschreibliche Glücksgefühle verbunden. Doch statt einer wundervollen Zeit erleben viele Frauen eine postpartale Depression (PPD), aus der sie ohne fachliche Hilfe nur schwer herausfinden. Hier lesen Sie alles über Symptome, Ursachen und die Behandlung einer Wochenbettdepression.

Eine Junge Mutter mit blonden Haaren hält ihr Baby im Arm und küsst es auf die Wange.  | © unsplash

Die Freude auf das neugeborene Kind ist nicht bei jeder Mutter selbstverständlich (unsplash)

Süße Babys, glückliche Mütter und Väter – diese Vorstellung und unendlich viele gute Ratschläge begleiten eine Frau durch ihre Schwangerschaft. Doch dieses Bild stimmt vielfach nicht mit der Realität überein: 10 bis 15 Prozent der Frauen erkranken nach der Geburt ihres Kindes an einer postpartalen Depression (PPD). Diese zeigt sich in Traurigkeit, Niedergeschlagenheit und Erschöpfung und wird durch den zeitlichen Zusammenhang zur Geburt im Alltag oft als Wochenbettdepression bezeichnet.

Symptome einer Wochenbettdepression

Die Symptome der postpartalen Depression sind vielfältig und können sich von Frau zu Frau unterscheiden. Aber es gibt einige typische Anzeichen einer Wochenbettdepression, die häufiger auftreten:

  • Stimmungsschwankungen: Die betroffene Frau kann sich extrem traurig, ängstlich oder gereizt fühlen. Es kann zu starken Stimmungsschwankungen kommen, ohne dass ein erkennbarer Grund vorliegt.

  • Gefühle von Hoffnungslosigkeit und Wertlosigkeit: Die Frau kann das Gefühl haben, dass sie als Mutter versagt oder dass sie ihrem Kind nicht gerecht wird. Sie kann sich wertlos oder überfordert fühlen.

  • Verlust des Interesses an Aktivitäten: Eine Wochenbettdepression kann dazu führen, dass die betroffene Frau kein Interesse mehr an Dingen hat, die ihr normalerweise Freude bereiten. Sie kann das Interesse am Baby, an sozialen Aktivitäten oder an Hobbys verlieren.

  • Schlafstörungen: Probleme mit dem Schlaf sind ein häufiges Symptom. Betroffene können Schwierigkeiten haben, einzuschlafen oder durchzuschlafen, selbst wenn das Baby schläft. Oder sie können sich ständig müde und erschöpft fühlen.

  • Appetitveränderungen: Eine Wochenbettdepression kann zu einem gesteigerten oder verringerten Appetit führen. Manche Frauen haben keinen Appetit und verlieren Gewicht, während andere vermehrt essen und an Gewicht zunehmen.

  • Energiemangel und Erschöpfung: Betroffene Frauen fühlen sich häufig extrem müde und erschöpft, selbst wenn sie genügend Schlaf bekommen. Selbst einfache Aufgaben können überwältigend erscheinen.

  • Schwierigkeiten bei der Bindung zum Baby: Frauen mit Wochenbettdepression können Schwierigkeiten haben, eine emotionale Bindung zu ihrem Baby aufzubauen. Sie können sich distanziert oder desinteressiert fühlen und ein Gefühl der Abneigung gegenüber dem Kind entwickeln.

  • Reizbarkeit und Unruhe: Eine postpartale Depression kann zu erhöhter Reizbarkeit und Unruhe führen. Die betroffene Frau kann leicht gereizt oder wütend werden, auch bei kleinen Anlässen. Sie kann eine geringe Frustrationstoleranz haben und sich schnell überfordert fühlen.

  • Übermäßige Ängste und Sorgen: Frauen mit Wochenbettdepression können unter übermäßiger Angst und Sorgen leiden. Sie können sich ständig Sorgen um die Gesundheit und das Wohlbefinden des Babys machen, auch wenn es keinen konkreten Grund zur Besorgnis gibt. Diese Ängste können belastend sein und das tägliche Funktionieren beeinträchtigen.

Nicht alle Frauen, die nach der Geburt eine gewisse Traurigkeit oder Stimmungsschwankungen erleben, sind automatisch an einer Wochenbettdepression erkrankt. Wenn jedoch die oben genannten Symptome über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben und den Alltag beeinträchtigen, ist es ratsam, den Ursachen auf den Grund zu gehen und medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Ursachen der postpartalen Depression

Eben noch war alles in Ordnung, das Glück perfekt und plötzlich fühlt sich alles falsch an. Für viele Betroffene kommen postpartale Depressionen tatsächlich aus dem Nichts. Und auch die Medizin kann die Ursachen von Wochenbettdepressionen nicht klar benennen. Expert*innen gehen davon aus, dass verschiedene Faktoren verantwortlich sind: physische, psychische, hormonelle, biochemische, soziale und gesellschaftliche. Untersuchungen zeigen zudem, dass durchaus gewisse Risikofaktoren bestehen. So erkranken Frauen häufiger, wenn sie bereits früher oder während der Schwangerschaft an Depressionen erkrankt waren. Wer seine eigene Mutter in der Kindheit verloren hat, ist ebenfalls gefährdet, eine postpartale Depression zu entwickeln. Ebenso Personen, die kürzlich einen Verlust verkraften mussten. Auch, wenn Partner und Familie nicht in der Nähe sind, das Baby zu früh geboren wurde oder finanzielle Schwierigkeiten bestehen, erhöht sich das Risiko, an einer Wochenbettdepression zu erkranken.

In den meisten Fällen tritt eine postpartale Depression zwischen der vierten und sechsten Woche nach der Geburt auf, kann sich jedoch auch erst später im ersten Lebensjahr des Kindes entwickeln. Fachleute gehen davon aus, dass diese Form der Depression oft bereits während der Schwangerschaft beginnt, aber unbemerkt bleibt.

Postpartale Psychose

Eine schwerere, aber auch deutlich seltenere Form der Postpartalen Depression ist die Postpartale Psychose. In den ersten zwei Wochen nach der Geburt erleiden etwa 2 von 1000 Frauen eine schwere psychische Krise, in deren Verlauf sie den Kontakt zur Realität verlieren. Eine solche Psychose kann sich zum Beispiel durch Wahnvorstellungen, stark übertriebene Aktivität oder extreme Ängste äußern und muss umgehend behandelt werden.

Auswirkungen auf das Baby

Die postpartale Depression kann verschiedene Auswirkungen auf das Baby haben. Es ist wichtig zu beachten, dass jedes Baby und jede Mutter-Kind-Beziehung einzigartig ist, daher können die Auswirkungen variieren. Einige mögliche Auswirkungen der postpartalen Depression auf das Baby sind:

  • Beeinträchtigte Mutter-Kind-Bindung: Eine Mutter mit Wochenbettdepression kann Schwierigkeiten haben, eine enge und liebevolle Bindung zu ihrem Baby aufzubauen. Sie kann sich distanziert, desinteressiert oder zurückgezogen fühlen. Dies kann die emotionale Entwicklung und das Wohlbefinden des Babys beeinflussen.

  • Verändertes Verhalten und Unsicherheit: Eine Mutter mit postpartaler Depression kann möglicherweise nicht in der Lage sein, angemessen auf die Bedürfnisse ihres Babys zu reagieren. Sie kann weniger aufmerksam, weniger einfühlsam oder weniger reaktionsfähig sein. Das kann dazu führen, dass das Baby sich unsicher oder untröstlich fühlt.

  • Beeinträchtigte soziale Interaktion: Oft haben Mütter mit Wochenbettdepression weniger soziale Interaktionen mit ihrem Baby. Das Baby kann weniger Gelegenheiten haben, soziale und emotionale Fähigkeiten zu entwickeln und sich sicher und unterstützt zu fühlen.

  • Ungünstige Stressreaktionen: Babys von Müttern mit postpartaler Depression können ein erhöhtes Risiko für ungünstige Stressreaktionen haben. Sie können empfindlicher auf Stress reagieren, haben möglicherweise mehr Schwierigkeiten, sich zu beruhigen, und können ein erhöhtes Risiko für Entwicklungsstörungen haben.

Diese potenziellen Auswirkungen treten nicht bei allen Babys auf und andere familiäre und soziale Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle. Frühzeitige Erkennung und Behandlung der Wochenbettdepression sind entscheidend, um die Auswirkungen auf das Baby zu minimieren und die Mutter-Kind-Bindung zu unterstützen. Professionelle Hilfe, wie psychotherapeutische Unterstützung oder eine Kombination aus Therapie und Medikamenten, kann dabei helfen, die Symptome der postpartalen Depression zu lindern und die Gesundheit und das Wohlbefinden von Mutter und Baby zu fördern.

eine traurige Frau hält sich die Hände vors Gesicht während sie auf einem Sessel sitzt. | © Ivan Aleksic/unsplash Verschiedene Ursachen können zu psychischen Erkrankungen führen. (Ivan Aleksic/unsplash)

Sind präventive Maßnahmen möglich?

Bei der Prävention einer postpartalen Depression ist die Organisation des Lebens nach der Geburt nicht zu unterschätzen. So empfehlen Fachleute in der Zeit nach der Geburt nichts Größeres zu planen, wie zum Beispiel Umzüge. Auch Unterstützung durch Familienangehörige, befreundete Personen oder Haushaltshilfen können entlasten, den „neuen“ Alltag mit dem Säugling zu organisieren.

Außerdem sollte bei der Wahl von Gynäkologin oder Gynäkologe und der Hebamme darauf geachtet werden, dass diese positiv unterstützend wirken und auch nach der Entbindung für Gespräche zur Verfügung stehen. Zudem gilt es als erwiesen, dass strikte Ruhe nach der Entbindung und in den nachfolgenden Wochen das Erkrankungsrisiko senkt.

Das Umfeld: Tipps für Angehörige

Auch das persönliche Umfeld – vor allem der Partner oder die Partnerin – kann eine Frau, die an einer Postpartalen Depression leidet, unterstützen:

  1. Zuhören, Geduld und Verständnis zeigen und negative Gefühle und Gedanken der Frau nicht bagatellisieren oder bewerten.

  2. Ermutigen, Zeit für sich selbst zu nehmen.

  3. So oft wie möglich für die Partnerin da sein.

  4. Nicht auf Streit eingehen 

  5. Die Partnerin in dem bestärken, was sie macht und sie loben.

  6. Immer wieder darauf hinweisen, dass die Krankheit abklingen und schließlich ganz heilen wird.

  7. Versuchen, die Erwartungen der Frau an sich selbst zu mindern, indem sie daran erinnert wird, dass Haushalt und Pflege des Kindes auch Aufgabe des Vaters ist.

  8. Die Frau in ihrem Teil- oder Vollzeitberuf als Hausfrau und Mutter so stark wie möglich entlasten, ohne ihr alles abzunehmen.

  9. Dafür sorgen, dass die Kindesmutter jede Nacht mindestens fünf Stunden am Stück schlafen kann.

  10. Wichtige Entscheidungen abnehmen.

  11. Die Partnerin mit Dingen verwöhnen, die sie gerne mag.

  12. Dafür sorgen, dass sie sich in ärztliche Behandlung begibt und, dass sie verschriebene Medikamente regelmäßig einnimmt.

All diese Tipps können helfen, den Genesungsprozess zu unterstützen. Überhaupt ist die Prognose mit einer entsprechenden Therapie gut: postpartale Depression ist heilbar und wirkt sich in den meisten Fällen nicht negativ auf die Mutter-Kind-Beziehung aus. Entscheidend ist, dass Sie sich jemandem anvertrauen und Hilfe holen.

Babyblues oder postpartale Depression?

Der Babyblues und die postpartale Depression sind zwei unterschiedliche Zustände, die nach der Geburt auftreten können. Hier sind einige Unterscheidungsmerkmale, die helfen können, den Babyblues vom postpartalen Depressionssyndrom zu unterscheiden:

Babyblues beginnt in der Regel innerhalb der ersten Woche nach der Geburt und dauert nur ein paar Tage bis zwei Wochen an. Üblich sind häufige Stimmungsschwankungen, Tränenfluss, Reizbarkeit, emotionale Empfindlichkeit, Müdigkeit, Schlafstörungen und leichte Erschöpfung. Das Allgemeinbefinden ist jedoch nicht stark beeinträchtigt, und die Frau ist in der Lage, alltägliche Aufgaben und die Versorgung des Babys zu bewältigen. Die Symptome klingen normalerweise von selbst ab und erfordern keine spezifische Behandlung.

Postpartale Depressionen beginnen häufig innerhalb der ersten sechs Wochen nach der Geburt, können jedoch auch später auftreten und über mehrere Monate anhalten. Die Symptome treten in stärkerer Ausprägung auf. Auch weitere Symptome wie Hoffnungslosigkeit, Wertlosigkeit und Schuld treten auf. Zudem kann die Wochenbettdepression den Verlust des Interesses an Aktivitäten, einschließlich der Versorgung des Babys, mit sich bringen. Die Symptome können das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen und erfordern in der Regel eine professionelle Behandlung, wie Psychotherapie oder Medikamente. Postpartale Depressionen können unbehandelt schwere Langzeitfolgen sowohl für die Mutter als auch für das Kind und die ganze Familie haben. Die Krankheit ist nicht leicht zu erkennen, weder für Betroffene noch für Angehörige.

Diese Unterscheidung ist jedoch nicht immer einfach und professionelle Unterstützung kann erforderlich sein, um eine genaue Diagnose zu stellen. Wenn Sie den Verdacht haben, dass Sie oder jemand, den Sie kennen, an einer postpartalen Depression erkrankt ist, ist es wichtig, sich an Ärzt*innen, Hebammen oder Psycholog*innen zu wenden, um eine angemessene Behandlung zu erhalten.

eine Mutter hält ihr Baby im Arm | © Pixabay Egal ob Babyblues oder Wochenbettdepression, die Unterstützung des Umfelds kann eine entscheidende Rolle spielen (Pixabay)

Auch Männer leiden daran

Generell haben Studien gezeigt, dass der Gefahr einer postpartalen Depression bei Vätern mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Wissenschaftler der Eastern Virginia Medical School in Norfolk kamen nach der Analyse von 43 internationalen Studien mit 28.000 Probanden zum Schluss, dass rund zehn Prozent aller Väter eine Depression durchleben, die ihren Höhepunkt drei bis sechs Monate nach der Geburt des Kindes erreicht.

In den ersten drei Monaten überwog das Vaterglück stärker: Nur 7,7 Prozent der Väter erlebten eine Depression. Und: Das Seelentief der Väter verlief nur manchmal parallel zur Depression der Kindsmutter.

Behandlung, Hilfe und Therapie

Als Therapieformen einer PPD können sowohl die Behandlung mit Antidepressiva wie auch Einzel-, Paar- und Gruppentherapien eingesetzt werden. Antidepressiva unterstützen das körpereigene Botenstoffsystem im Hirn dabei, wieder ins Lot zu kommen. Dabei muss mit dem Arzt abgeklärt werden, ob bei einer Einnahme von Antidepressiva weiter gestillt werden kann.

Eine Therapie kann helfen, sich auf die neue Situation einzustellen, Fragen des eigenen Anspruchs zu klären und sich besser abzugrenzen. Ärztliche und beratende Fachpersonen und Selbsthilfegruppen sind wichtige Kontakte auf dem Weg zur geeigneten Therapie. Erkrankt die Mutter an einer schweren Depression, muss sie stationär behandelt werden.

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Sie sind nicht allein

Es ist wichtig, sich frühzeitig Hilfe zu suchen, wenn der Verdacht auf eine postpartale Depression besteht. Sie sind nicht allein, obwohl die Depression Sie das möglicherweise glauben lässt. Es gibt Unterstützungssysteme, die Ihnen zur Seite stehen und Ihnen helfen können, diese schwierige Phase zu überwinden.

Familie und Freunde können eine wichtige Rolle spielen, indem sie Ihnen zuhören, Unterstützung bieten und Ihnen bei der Betreuung des Babys helfen. Scheuen Sie sich nicht davor, um Hilfe zu bitten. Es ist nicht nur in Ordnung, sondern auch notwendig, sich um Ihr eigenes Wohlbefinden zu kümmern, um eine liebevolle und fürsorgliche Mutter für Ihr Baby sein zu können.

Zusätzlich zur Unterstützung aus dem sozialen Umfeld sollten Sie auch ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, mit Hebammen oder Psycholog*innen über Ihre Symptome und Gefühle. Sie können eine genaue Diagnose stellen und Ihnen Behandlungsmöglichkeiten empfehlen, die Ihnen helfen können, Ihre postpartale Depression zu bewältigen.

Es ist entscheidend zu verstehen, dass postpartale Depression keine Schande ist und keine Schuldgefühle verursachen sollte. Vergessen Sie nicht: Eine postpartale Depression macht Sie nicht zu einer schlechten Mutter. Depression ist eine Krankheit, die behandelt werden kann. Durch professionelle Unterstützung können Sie Ihren Weg zur Genesung finden und wieder Freude und Erfüllung in Ihrem Leben als Mutter finden.

Seien Sie geduldig mit sich selbst. Eine postpartale Depression lässt sich nicht von heute auf morgen bewältigen. Es braucht Zeit, Unterstützung und professionelle Hilfe, um sich von einer postpartalen Depression zu erholen. Behandlungsmöglichkeiten wie Psychotherapie, Medikamente oder eine Kombination aus beidem können Ihnen helfen, Ihre Symptome zu lindern und Ihr Wohlbefinden wiederherzustellen.

Erinnern Sie sich daran, dass es Hilfe gibt und dass Sie nicht allein sind. Mit der richtigen Unterstützung und Behandlung können Sie diese Herausforderung überwinden und eine liebevolle und fürsorgliche Mutter sein. Geben Sie sich selbst die Erlaubnis, sich um Ihre eigene Gesundheit zu kümmern, um letztendlich auch das Beste für Ihr Baby zu erreichen.


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