Wenn der Schlafmangel zu Depressionen führt
Depressionen können Betroffene wortwörtlich um den Schlaf bringen. Doch auch umgekehrt besteht eine Verbindung. Wenn mit dem Schlaf etwas nicht stimmt, kann das auf Dauer zu Depressionen führen.
Wenn die Nacht zu kurz ist. (Kinga Cichewicz/unsplash)
Schlaf und seelischer Zustand hängen eng zusammen. Dies haben bereits mehrere Forschungen belegt. Zu wenig oder zu schlechter Schlaf kann sogar zu schweren psychischen Erkrankungen wie Depressionen führen. Schlafstörungen sind ein häufiges Symptom einer Depression. Das Gehirn bleibt im Alarmzustand und Betroffene können nicht abschalten
Schlafprobleme
Schlafstörungen sind ein immer häufiger werdendes Problem. Der DAK-Gesundheitsreport 2017 berichtet einen Anstieg auf 80% der Erwerbstätigen, die an Schlafproblemen leiden. Etwa jeder zehnte Arbeitnehmer in Deutschland leidet unter schweren Schlafstörungen. Viele Betroffene greifen zu Schlafmitteln. Dabei werden Schlafmittel oft ohne Rezept und somit ohne ärztlichen Rat gekauft.
Ausschlaggebend für den Anstieg an Schlafstörungen ist laut Experten nicht nur zu viel Lärm und Licht unserer heutigen Zeit, sondern vor allem Stress, der wiederum auch Depressionen nach sich ziehen kann.
Ursachen
Ob die Schlafprobleme von der Depression kommen oder die Depression von den Schlafproblemen, ist häufig nur schwer festzustellen. Für die richtige Behandlung kann dies aber natürlich ausschlaggebend sein, da die Behandlung deutlich unterschiedlich ausfallen kann. Je weiter fortgeschritten, müssen aber beide Probleme zusammen angegangen werden.
Dazu werden eine psychologische und eine schlaftechnische Untersuchung gemacht. In einigen Fällen können schon Hausärzt*innen herausfinden, welches die eigentliche Ursache ist. Schlafprobleme gehören in unserer Gesellschaft ja schon fast zum Alltag. Somit kann in der Regel schnell erkannt werden, ob eine Behandlung wirklich notwendig ist, oder ob schon eine oder mehrere Anpassungen im Alltag ausreichen können. Aber auch Fachkliniken und Schlaflabors können weiterhelfen.
Schlafen lernen
Es ist wichtig, auch körperliche Ursachen auszuschließen. Damit sind Erkrankungen wie Schlafapnoe gemeint, im Gegensatz zu schlafungünstigem Verhalten wie Alkoholkonsum oder zu viel Stress vor dem Einschlafen und Weiteres. Doch auch diese müssen erkannt und behoben werden, denn das Resultat ist das gleiche: Der anhaltende Schlafmangel greift die Energiereserven an und verursacht durch diese Erschöpfung bei manchen Personen Depressionen. Würde hier jedoch nur eine Depression behandelt, wäre der Erfolg gering.
Häufig ist es nicht möglich, Ursache und Wirkung klar zu trennen und dies macht eine gleichzeitige Behandlung erforderlich. Dies kann aber auch eine Chance sein, wenn Schlafen „gelernt“ wird. Durch das Erlernen kognitiver Verhaltensstrategien lassen sich depressive Gefühle und Einschlafprobleme beeinflussen und steuern.
Depression und Schlaf: ein Teufelskreis
Ob nun eine Depression Schlafprobleme verursacht oder umgekehrt: Wichtig ist, dass Experten, also Schlafmediziner*innen und Psycholog*innen, hinzugezogen werden. Eine oder mehrere Nächte im Schlaflabor können für eine klare medizinische Einschätzung des Falls sorgen.
Menschen mit Depressionen weisen andere Schlafmuster im Tief- und Traumschlaf auf als gesunde Menschen. Konkret heißt das: weniger Tiefschlaf und mehr Traumschlaf. Solche Merkmale entscheiden über die richtige Behandlung, vor allem bei gleichzeitigem Vorkommen von Depression und Schlafproblemen.
Nur mit einer vollständigen Krankengeschichte kann über die richtige Behandlungsmethode entschieden werden. Deshalb wird häufig die Abklärung beider möglicher Ursachen angeordnet. Dazu kann auch ein Schlaftagebuch beitragen, das nicht nur gewisse „Fehlverhalten“ erkennen lässt, sondern auch wichtige Anhaltspunkte für die Diagnose spezifischer Depressionen liefern kann. Ein Schlaftagebuch sollte mindestens zwei Wochen gewissenhaft geführt werden, raten Experten. Gerade bei Patient*innen ab mittlerem Alter können Einschlafschwierigkeiten auf Depressionen hinweisen. Eine endgültige Diagnose können jedoch nur Ärzt*innen liefern.