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Kälte, Dunkelheit und die Psyche: Überwindung der Winterdepression

Die Winterdepression, auch bekannt als saisonale affektive Störung (SAD), ist eine Form der Depression, die typischerweise in den dunklen Wintermonaten auftritt. Durch weniger Tageslicht und die tiefen Temperaturen fühlen sich viele Menschen niedergeschlagen, müde und antriebslos. Die Symptome reichen von Stimmungsschwankungen über erhöhten Appetit bis hin zu sozialem Rückzug. Doch es gibt Hoffnung! Mit gezielten Behandlungsmethoden wie Lichttherapie und bewährten Bewältigungsstrategien lässt sich die Winterdepression erfolgreich bekämpfen, um die kalte Jahreszeit wieder mit mehr Lebensfreude zu genießen.

Ein Mann sitzt auf einer Bank in einer winterlichen Umgebung. Er trägt eine rote Jacke und eine blaue Pudelmütze. | © unsplash

Die Winterdepression tritt typischerweise in den kalten Monaten auf. (unsplash)

Was versteht man unter einer Winterdepression?

Die Winterdepression ist eine spezifische Form der Depression, die saisonal wiederkehrt und vor allem in den Wintermonaten auftritt. Sie ist eng mit den Veränderungen von Licht und Jahreszeiten verbunden. Menschen, die von Winterdepressionen betroffen sind, erleben eine ausgeprägte Verstimmung und emotionale Belastung während der kalten, dunklen Monate. Die depressiven Zustände treten häufig im Januar auf und bilden sich zum Sommer hin wieder zurück.

Etwa neun von hundert Menschen in Deutschland leiden an Winterdepressionen. Besonders in nördlicheren Teilen Europas, wo die Winter länger und dunkler sind, haben Menschen eher diese Art von Depression. In südlichen Ländern am Mittelmeer sind saisonale depressive Verstimmungen kaum bekannt, während sie in Skandinavien häufiger vorkommen als in Deutschland.

Als häufigste Erscheinungsform der saisonal affektiven Störung (SAD) wird sie dem Diagnoseschlüssel F32.9 zugeordnet.

Die Bezeichnung F32.9 stammt aus dem ICD-10, einem umfassenden Diagnosehandbuch der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Medizinische Fachpersonen wie Psycholog*innen und Ärzt*innen verwenden die darin enthaltenen Diagnoseschlüssel, um Krankheiten und Gesundheitsprobleme zu klassifizieren. Der Diagnoseschlüssel F32.9 steht für „depressive Episode, nicht näher bezeichnet“.

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen unseren Glossary über die Diagnose F32.9.

Wie unterscheiden sich eine Winterdepression, ein Winterblues und ein Stimmungstief?

  • Die Winterdepression tritt vorwiegend in den dunklen Jahreszeiten wie Herbst und Winter auf. Menschen mit einer Winterdepression haben über einen längeren Zeitraum typische Symptome einer Depression, wie etwa Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit.
  • Menschen mit Winterblues blicken melancholisch auf das Jahr zurück und sind in sich gekehrt, können aber noch Freude empfinden.
  • Bei einem Stimmungstief bessert sich die Stimmung nach einiger Zeit wieder und Trauer und Erschöpfung lassen nach.

Wenn Sie mehr über die verschiedenen Arten eine Depression erfahren möchten, lesen Sie unseren Artikel.

Typische Symptome einer Winterdepression

Bei einer Winterdepression können unter anderem Symptome einer klassischen Depression auftreten:

Hauptsymptome:

  • Gedrückte, negative Stimmung über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen.
  • Allgemeiner Antriebs- und Interessenverlust.
  • Verlust der Fähigkeit, Freude zu empfinden. Dinge, die vorher Spaß gemacht haben, bereiten jetzt keine Freude mehr.

Begleitsymptome:

  • Starke Müdigkeit, die ohne erkennbare vorherige Anstrengung auftritt
  • Schlafstörungen und Appetitverlust
  • Beeinträchtigung der Konzentration und Aufmerksamkeit
  • Niedriges Selbstwertgefühl und mangelndes Selbstvertrauen
  • Pessimismus, Suizidgedanken und selbstverletzendes Verhalten

Auffällig bei Menschen mit einer Winterdepression ist die extreme Müdigkeit bis hin zur Schlafsucht (Hypersomnie). Betroffenen fällt es vor allem morgens schwer, aus dem Bett zu kommen.

Im Unterschied zur Klassischen Depression ist bei Menschen mit einer Winterdepression jedoch ein erhöhter Appetit und Heißhunger auf kohlenhydratreiche Nahrungsmittel, insbesondere Süßigkeiten charakteristisch. Dies kann zu einer Gewichtszunahme während der Wintermonate führen.

Weitere typische Symptome einer Winterdepression sind:

  • Mangel an Energie
  • Lustlosigkeit
  • Unausgeglichenheit
  • Gereiztheit
  • Antriebslosigkeit
  • Vernachlässigung sozialer Kontakte

Ursachen der saisonalen Depression

Eine der häufigsten Ursachen einer Winterdepression ist der Lichtmangel während der kalten Monate im Herbst und Winter.

Die verkürzten Tage signalisieren dem Körper einen veränderten Tag-Nacht-Rhythmus, was zu einem Ungleichgewicht der Hormone und Botenstoffe (Neurotransmitter) im Gehirn führen kann.

Diese Neurotransmitter sind für die Signalübertragung im Gehirn verantwortlich. Folgende Neurotransmitter zählen zu den wichtigsten Botenstoffen in unserem Körper:

  • Dopamin sorgt für positive Gefühle.
  • Noradrenalin macht uns aufmerksam, wach und fokussiert.
  • Endorphine können Schmerzen lindern.
  • Serotonin ist verantwortlich für Gelassenheit, Ausgeglichenheit, Ruhe und Zufriedenheit. Es wirkt auch als Dämpfer für Hungergefühl, Aggression, Angst und Sorgen.

Diese Neurotransmitter befinden sich in einem bestimmten Verhältnis zueinander. Ist dieses Verhältnis im Ungleichgewicht, wird die Reizübertragung und beeinträchtigt, was wiederum Auswirkungen auf Gefühle und Wahrnehmung haben kann. Dies begünstigt Symptome einer Depression.

Behandlungsmöglichkeiten

Glücklicherweise gibt es verschiedene effektive Behandlungsmöglichkeiten, um die Symptome der Winterdepression zu lindern und das Wohlbefinden zu verbessern. Zu den häufig angewendeten Therapieansätzen zählen die Lichttherapie, die Einnahme von Medikamenten und die Psychotherapie. Diese Behandlungsmethoden können einzeln oder in Kombination angewandt werden.

Der folgende Abschnitt gibt einen Überblick über diese unterschiedlichen Ansätze und ihre Wirksamkeit bei der Bewältigung der Winterdepression.

Medikamente

Die Behandlung einer Winterdepression mit Medikamenten kann vielen Menschen helfen, ihre Stimmung und ihr Wohlbefinden in den dunklen Wintermonaten zu verbessern. Einige Ärzt*innen verschreiben Antidepressiva, die speziell für die Behandlung von Depressionen entwickelt wurden. Diese Medikamente beeinflussen chemische Botenstoffe im Gehirn, wie zum Beispiel Serotonin, und können helfen, depressive Symptome zu lindern.

Wenn Sie erfahren möchten, welche Medikamente speziell bei einer Depression zum Einsatz kommen, lesen Sie unseren Artikel.

Es ist wichtig zu beachten, dass Medikamente nur von einem Arzt oder eine Ärztin verschrieben werden und dass sie regelmäßig und genau nach den Anweisungen eingenommen werden müssen.

Manche Menschen haben möglicherweise Nebenwirkungen. Deshalb ist es wichtig, mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin darüber zu sprechen, um die beste Medikation für die individuellen Bedürfnisse zu finden.

Die medikamentöse Behandlung sollte idealerweise in Verbindung mit anderen Therapieansätzen wie Psychotherapie oder Lichttherapie angewandt werden, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.

Psychotherapie

Die Behandlung einer Winterdepression mit Psychotherapie kann für viele Betroffene sehr hilfreich sein.

In der Psychotherapie arbeitet man eng mit einem ausgebildeten Therapeuten oder einer ausgebildeten Therapeutin zusammen, um die Ursachen und Symptome der Winterdepression besser zu verstehen und zu bewältigen.

Die Therapie kann verschiedene Techniken und Ansätze umfassen, wie zum Beispiel kognitive Verhaltenstherapie, Gesprächstherapie oder Achtsamkeitsübungen. Durch diese Gespräche und Übungen kann man negative Denkmuster und Verhaltensweisen identifizieren und positive Bewältigungsstrategien entwickeln.

Die Psychotherapie bietet eine sichere und unterstützende Umgebung, um Gefühle auszudrücken, Ängste zu reduzieren und das Selbstbewusstsein zu stärken. Indem man neue Fähigkeiten erlernt, kann man besser mit der Winterdepression umgehen und seine Lebensqualität verbessern.

Es ist ratsam, frühzeitig professionelle Hilfe zu suchen, um die Symptome nicht zu verschlimmern und die Wintermonate besser bewältigen zu können.

Lichttherapie

Die Lichttherapie ist eine effektive Behandlungsmethode für Menschen, die unter einer Winterdepression leiden.

In den dunklen Wintermonaten, wenn die Tage kurz sind und die Sonne sich weniger zeigt, kann der Mangel an natürlichem Tageslicht bei manchen Menschen zu Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit und vermindertem Wohlbefinden führen.

Die Lichttherapie nutzt dabei eine spezielle Lichtquelle, die eine Intensität von etwa 10.000 Lux erreicht und somit dem natürlichen Tageslicht ähnlich ist.

Durch die Exposition gegenüber diesem hellen Licht wird der biologische Rhythmus positiv beeinflusst.

Insbesondere wirkt sich die Lichttherapie auf die Regulation des Hormons Serotonin aus, welches für unsere Stimmung verantwortlich ist. Das helle Licht stimuliert die Produktion von Serotonin und hilft auf diese Weise, depressive Symptome zu mildern und die Stimmung zu verbessern.

Eine typische Lichttherapie-Sitzung dauert etwa 30 Minuten bis zwei Stunden und sollte regelmäßig, am besten jeden Morgen, durchgeführt werden. Es wird empfohlen, während der Behandlung nicht direkt in das Licht zu schauen, sondern dieses seitlich im Blickfeld zu haben, um eine Überanstrengung der Augen zu vermeiden.

Studien haben gezeigt, dass die Lichttherapie bei bis zu 80% der Betroffenen eine deutliche Linderung der Winterdepression bewirken kann. Viele Patient*innen berichten von einer Steigerung ihrer Energie, einer Verbesserung der Stimmung und einem allgemeinen Anstieg des Wohlbefindens.

Wichtig ist, dass die Lichttherapie nicht nur eine symptomatische, sondern auch eine langfristige Wirkung hat. Die regelmäßige Anwendung der Lichttherapie kann dazu beitragen, dass die Winterdepression langfristig abgemildert oder sogar verhindert wird.

Bei der Anschaffung einer Lichttherapie-Lampe sollte darauf geachtet werden, dass sie eine ausreichende Lichtintensität von mindestens 10.000 Lux hat und frei von UV-Strahlen ist. Zudem ist es ratsam, die Lichttherapie unter ärztlicher Aufsicht durchzuführen, um mögliche Risiken zu vermeiden.

Bild von einem Nadelwald, die Sonne blitzt durch die Baumkronen. | © Unsplash Lichttherapie kann bei regelmäßiger Anwendung einen langfristigen Effekt haben. (Unsplash)

Vitamin D

Da für die Bildung von Vitamin D im Körper Sonnenlicht benötigt wird, kommt es in den Wintermonaten häufig zu einem Mangel an Vitamin D. Dieser Mangel wird auch als möglicher Faktor für die Entstehung einer Winterdepression diskutiert.

Daher kann es hilfreich sein, Vitamin D in den Wintermonaten zu supplementieren. Sprechen Sie dazu am besten mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin.

Präventive Maßnahmen

Präventive Maßnahmen gegen Winterdepression können helfen, diese zu verhindern oder zumindest zu reduzieren:

  • Tageslicht: Verbringen Sie tagsüber Zeit draußen, besonders in den Morgenstunden, um natürliches Licht zu tanken.
  • Bewegung: Sport im Freien kann die Stimmung verbessern und Stress abbauen.
  • Gesunde Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit genügend Vitaminen und Mineralstoffen.
  • Schlaf: Achten Sie auf ausreichenden und regelmäßigen Schlaf.
  • Soziale Aktivitäten: Halten Sie Kontakt zu Freunden und Familie und unternehmen gemeinsame Aktivitäten.
  • Entspannungstechniken: Probieren Sie Entspannungsübungen wie Yoga oder Meditation aus, um Stress abzubauen.

Hier finden Sie Hilfe

Wenn Sie bereits Anzeichen von Winterdepressionen bei sich oder einem geliebten Menschen bemerken, suchen Sie sich rechtzeitig professionelle Unterstützung bei einem Arzt, einer Ärztin oder einem Therapeuten, einer Therapeutin.

Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe bietet ein umfangreiches Angebot für Krisendienste und Beratungsstellen und ein Info-Telefon: 0800 / 33 44 533.

Auch die Telefonseelsorge Deutschland kann eine erste Hilfe sein und ist rund um die Uhr erreichbar: 0800 / 1110111 oder 0800 / 1110222.

Der Umgang mit einer Winterdepression im sozialen Umfeld

Wenn jemand im sozialen Umfeld unter einer Winterdepression leidet, ist es wichtig, einfühlsam und verständnisvoll zu sein. Kleine Gesten der Unterstützung können viel bewirken.

Hier sind einige Tipps, wie man helfen kann:

  • Zuhören: Einfach da sein und aktiv zuhören, wenn die Person darüber sprechen möchte, kann schon viel bedeuten.
  • Ermutigung: Ermutigen Sie die betroffene Person, sich professionelle Hilfe zu suchen, wie z.B. eine*n Therapeut*in.
  • Gemeinsame Aktivitäten: Laden Sie die Person zu sozialen Aktivitäten ein, aber seien Sie verständnisvoll, wenn sie nicht immer teilnehmen kann.
  • Flexibilität: Zeigen Sie Verständnis, wenn die Stimmung schwankt und bleiben Sie flexibel bei Plänen.
  • Hilfe im Alltag: Bieten Sie an, bei alltäglichen Aufgaben zu unterstützen, wie Einkaufen oder Haushalt.

Ein verständnisvolles und unterstützendes soziales Umfeld kann einen großen Unterschied für Menschen mit Winterdepression machen und ihnen helfen, besser damit umzugehen.

EnableMe Community

Auch der Austausch mit anderen Betroffenen oder Angehörigen kann helfen. Melden Sie sich kostenfrei in unserer Community an und diskutieren Sie mit anderen Menschen über viele verschiedene Themen.

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