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Psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz

Während bei körperlichen Erkrankungen, wie zum Beispiel bei Rückenschmerzen, offen über Einschränkungen und mögliche Anpassungen am Arbeitsplatz gesprochen wird, ist dies bei psychischen Krankheiten sehr oft nicht der Fall. Zu gross ist die Angst vor Stigmatisierung und Diskriminierung bei Mitarbeitenden, zu gross die Unsicherheit bei Arbeitgeber*innen. Eine offene Kommunikation ist zwar nicht immer einfach, aber zielführend, um psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz zu enttabuisieren und ein inklusives Arbeitsumfeld zu fördern. Wir geben Tipps.

Zwei Frauen bei einem Gespräch im Bistro eines Unternehmens. | © pexels

Psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz: wie damit umgehen? (pexels)

Arbeiten mit einer psychischen Krankheit

Rund ein Fünftel aller Mitarbeitenden leben mit einer psychischen Erkrankung. Einer Arbeit nachzugehen und damit einen geregelten Alltag sowie finanzielle Unabhängigkeit zu haben, ist für Betroffene sehr wichtig. Die Arbeit kann aber auch eine zusätzliche Belastung sein, da aufgrund der Erkrankung weniger Ressourcen zur Verfügung stehen. Unter Umständen kann sie sich sogar negativ auf die Arbeitsfähigkeit auswirken. Insbesondere, wenn die betroffene Person nicht über ihre Erkrankung spricht. Da eine psychische Krankheit nicht sichtbar ist, bleiben die betroffenen Mitarbeitenden alleine mit ihren Bedürfnissen und Herausforderungen und es können keine Anpassungen am Arbeitsplatz vorgenommen werden. Auch für Arbeitgebende stellen sich viele Fragen. Was kann ich tun, wenn ich merke, dass die Arbeitsfähigkeit eines Mitarbeitenden nachlässt? Wie spreche ich es an? Und welche Massnahmen kann ich ergreifen, um die Gesundheit zu fördern und Absenzen zu verringern?

Arbeiten mit psychischer Erkrankung?

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Arbeiten mit Behinderung oder einer psychischen Krankheit ist häufig mit verschiedenen Unsicherheiten verbunden. Sowohl auf Seiten der Mitarbeitenden als auch aufseiten der Unternehmen. Das Arbeiten mit Depressionen, der Wiedereinstieg nach einem Burnout oder auch ein Teilzeitpensum werfen viele Fragen auf. Wie gelingt es mir, die Arbeit mit meiner Krankheit zu vereinbaren? Was mache ich, wenn sich mein Gesundheitszustand wieder verschlechtert? Wie reagieren Kolleg*innen und Vorgesetzte?

Die Arbeit kann während einer Krankheitsphase sowohl Belastung als auch Entlastung sein. Belastung, wenn die Arbeit oder die Arbeitsumgebung nicht mehr zu einem passt. Entlastung, wenn einem die Arbeit Freude bereitet und neue Energie gibt. Grundsätzlich ist es wichtig, dass die berufliche Tätigkeit mit dem Gesundheitszustand vereinbar ist. Dazu sind offene Gespräche zwischen Ihnen als Betroffene*r, den behandelnden Ärzt*innen und Ihrem Arbeitgeber entscheidend, um eine möglichst gute Lösung zu finden und den Arbeitsplatz Ihren Bedürfnissen anzupassen.

Offen über die eigene Erkrankung sprechen, also? Viele Betroffene wissen: das ist einfacher gesagt, als getan. Unter Umständen haben sie negative Erfahrungen gemacht. Wurden stigmatisiert, diskriminiert, gemobbt oder haben sogar ihren Job verloren. Nicht verwunderlich, dass viele Hemmungen haben, sich zu outen. Hinzu kommt, dass psychische Erkrankungen von aussen nur schlecht nachvollziehbar sind.  Entscheidend ist also, wie ausführlich man mit wem und zu welchem Zeitpunkt darüber spricht. 

Über psychische Erkrankung sprechen – Tipps für Mitarbeitende

Je nachdem, ob Sie «normal» weiterarbeiten, gerade krankgeschrieben sind, sich im Wiedereingliederungsprozess befinden oder auf einen neuen Job bewerben, gibt es unterschiedliche Aspekte zu berücksichtigen.

  • «Normaler» Arbeitsalltag
    Eine psychische Erkrankung muss nicht bedeuten, dass eine Krankschreibung notwendig ist. Oftmals ist die Arbeit sogar wichtig, um einen geregelten Alltag zu haben. Aus Angst vor Diskriminierung sprechen jedoch viele Betroffene ihre Krankheit nicht an oder vertrauen sich höchstens Kolleg*innen an, zu denen sie ein engeres Verhältnis haben. Eine psychische Erkrankung anzusprechen, kann aber bedeuten, dass Sie den Arbeitsplatz ihren Bedürfnissen anpassen können und Arzttermine nicht immer auf Randzeiten legen müssen. Ausserdem hilft es Ihrem Arbeitgeber, das Thema zu enttabuisieren und einen offenen Umgang zu finden. Das hilft auch Kolleg*innen, die in derselben Situation sind wie Sie.
  • Krankschreibung
    Wenn Sie für eine Zeit lang, vollständig oder teilweise, krankgeschrieben sind, sollte der Fokus voll und ganz auf Ihrer Genesung liegen. Dafür ist Zeit für eine adäquate Behandlung unbedingt notwendig. Ihr*e Vorgesetzte*r wird zwar darüber informiert, dass Sie aufgrund psychischer Probleme krankgeschrieben sind, aber kennt die genaue Diagnose nicht. Wichtig ist jedoch, dass Ihr Arbeitgeber weiss, wie sich die Krankheit auf Ihren Arbeitsalltag auswirkt. In dieser Situation gilt es, abzuwägen, wie viel Sie preisgeben möchten. Wenn Sie sich entscheiden, über Ihre Diagnose zu sprechen, kann dies Vertrauen und Verständnis schaffen. Auch hilft es, den Arbeitsplatz möglichst gut anzupassen sowie Ihre Wiedereingliederung zu planen.
  • Wiedereingliederung
    Wenn Sie im Prozess der Wiedereingliederung sind, und wenn die Wiedereingliederung im bestehenden Unternehmen stattfindet, wissen Vorgesetzte und Kolleg*innen natürlich, dass sie über längere Zeit krankgeschrieben waren. Auch in dieser Phase ist es zu empfehlen, offen über die Erkrankung zu sprechen. Nur so kann die Wiedereingliederung optimal geplant und ihren Bedürfnissen angepasst werden. Auch hilft es, wenn Vorgesetzte oder Kolleg*innen, die Ihnen nahe stehen, die Symptome ihrer Erkrankung kennen und entsprechend reagieren können. Prävention und Früherkennung helfen einer schweren Erkrankung und damit, längeren Absenzen entgegenzuwirken.
  • Bewerbungsphase
    Wenn Sie auf Jobsuche sind, gilt es gut abzuwägen, was Sie zu welchem Zeitpunkt offenlegen. Wenn die Krankheit Ihre Aufgaben nicht beeinflusst, muss sie nicht kommuniziert werden. Überlegen Sie sich jedoch gut, ob Sie die Energie haben, eine Krankheit langfristig für sich zu behalten. Es empfiehlt sich, sie  entweder während eines passenden Momentes im Bewerbungsgespräch oder während der Probezeit anzusprechen. Betonen Sie gleichzeitig auch, welchen Umgang Sie mit der Krankheit gefunden und welche Fähigkeiten Sie daraus erworben haben. Lesen Sie mehr darüber, wie Sie sich erfolgreich mit Behinderung bewerben.

Wenn Sie sich dazu entschlossen haben, Ihre Krankheit anzusprechen, stellt sich die Frage, wie Sie das am besten anstellen. Die folgenden Tipps können dabei helfen:

  • Schreiben Sie die Punkte auf, die Sie unbedingt ansprechen wollen und üben Sie mit Freunden oder der Familie, wie Sie es ausdrücken wollen. 
  • Bedenken Sie die Fragen, die Ihnen gestellt werden können und denken Sie über entsprechende Antworten nach.
  • Machen Sie sich Gedanken über Arbeitsplatzanpassungen oder Massnahmen, die Ihnen helfen könnten. Es kann sein, dass Ihr*e Vorgesetzte*r noch keine Erfahrungen mit der Krankheit hat. Informationen über Ihre Bedürfnisse und konkrete Lösungsvorschläge werden oftmals begrüsst. 
  • Beziehen Sie sich beim Gespräch auf Ihre positiven Eigenschaften und was Sie trotz oder gerade wegen Ihrer Krankheit gut machen können. Durch die psychische Erkrankung verlieren Sie nicht an Wert, sondern Sie tragen zur Vielfalt in der Firma bei, was nur positive Auswirkungen haben kann.

Offenen Umgang mit psychischen Erkrankung fördern – Tipps für Arbeitgebende

Psychische Erkrankungen von Mitarbeitenden sind einer der häufigsten Gründe für längere Absenzen und Fluktuation. Diese werden oft stillschweigend zur Kenntnis genommen. Selten werden Versuche unternommen, diese offen anzusprechen und den Umgang mit psychischen Erkrankungen zu erproben. Liegt es an Vorurteilen? An Unsicherheiten? Wir geben konkrete Tipps für den Umgang mit erkrankten Mitarbeitenden.

Zunächst einmal: Als Arbeitgeber*in kommt es Ihnen zugute, wenn Sie von den krankheitsbedingten Bedürfnissen und Herausforderungen Ihrer Mitarbeitenden wissen. Somit können Sie möglichst informiert vorgehen, passende Massnahmen ergreifen und Arbeitsplätze entsprechend anpassen. Damit stärken Sie Ihre Mitarbeitenden, fördern ihre Loyalität, verringern die Fluktuation und werden als Arbeitgeber attraktiver. Ausserdem sorgen Mitarbeitende mit Krankheit oder Behinderung für Vielfalt und bereichern den Arbeitsplatz (lesen Sie dazu mehr über Diversity in Unternehmen). Doch wie gehen Sie konkret damit um, wenn Sie aufgrund einer Krankschreibung oder einer Verhaltensänderung feststellen, dass ein*e Mitarbeiter*in psychische Probleme hat? Und welche Instrumente können beim Umgang helfen?

  • Offen, respektvoll und vorurteilsfrei kommunizieren
    Wenn Sie feststellen, dass sich eine Person verändert oder ihre Arbeitsleistung nachlässt, ist es wichtig, das Problem möglichst zeitnah anzusprechen. Je länger Sie warten, desto schwerwiegender kann die psychische Belastung werden. Sprechen Sie Ihre Wahrnehmung offen, respektvoll und höflich an. Eine entsprechende Richtlinie kann hier helfen. Seien Sie offen für die Erklärungen und Vorschläge der betroffenen Person. Auch für sie dürfte es nicht einfach sein, darüber zu sprechen. Ziel sollte sein, dass Sie Verständnis und Vertrauen fördern und gleichzeitig konkrete Massnahmen oder Arbeitsplatzanpassungen festlegen. Dies können zum Beispiel die Reduktion des Pensums sein, verlängerte Pausen, Rückzugsmöglichkeiten, eine ruhigere Arbeitsumgebung oder Homeoffice.
  • Unterstützung von Expert*innen holen
    Das Gespräch mit Mitarbeitenden mit einer psychischen Krankheit kann sehr positiv verlaufen, kann aber mitunter auch sehr kräftezehrend sein. Wichtig ist: als Vorgesetzte*r sind Sie kein*e Therapeut*in! Auch Sie müssen auf Ihre eigenen Bedürfnisse achten und sich abgrenzen. Wenn Sie trotz wertschätzender Führung und Massnahmenvereinbarung nicht weiterkommen, lohnt es sich, Fachpersonen einzubeziehen, dies können die Personalabteilung, ein Sozialdienst, Case Manager*innen, Job Coaches oder ärztliches Fachpersonal sein.
  • Verantwortliche Person benennen
    Gute Erfahrungen wurden auch mit der Bestimmung einer Person gemacht, die für das Thema «Mitarbeitende mit Behinderungen, insbesondere mit psychischen Beeinträchtigungen» zuständig ist. Diese verfügt über einschlägiges Wissen, gegebenenfalls aus eigener Erfahrung, begleitet neue Massnahmen, sensibilisiert Mitarbeitende und Führungskräfte, dient als Anlaufstelle bei Problemen, koordiniert und vermittelt.
  • Erfahrungen sammeln
    Je häufiger Sie mit Menschen mit Krankheiten oder Behinderungen zusammenarbeiten, desto mehr Erfahrungen sammeln Sie und desto sicherer werden Sie im Umgang. Eine offene Kommunikation kann dabei helfen, dass Menschen, die ihre Krankheit bislang für sich behalten haben, plötzlich darüber sprechen. Dadurch wird bewusst, welcher «Eisberg» an nicht kommunizierten Bedürfnissen in Ihrem Unternehmen schlummert. Erfahrung kann auch dadurch gesammelt werden, dass Menschen mit Behinderungen oder Krankheiten gezielt eingestellt werden und Ausbildungsplätze für Jugendliche mit Behinderungen zur Verfügung stehen. Offene Stellen können Sie auf unserer Jobbörse für Menschen mit Behinderungen ausschreiben.
  • Netzwerke fördern
    Ausserdem lohnt es sich, mit Fachorganisationen zusammenzuarbeiten, die die Wiedereingliederung fördern. Zudem gibt es Netzwerke, denen Sie sich anschliessen können, um sich mit anderen Unternehmen auszutauschen. Auch interne Netzwerke können einen grossen Mehrwert bieten. Stellen Sie Ressourcen zur Verfügung, damit engagierte Mitarbeitende sich austauschen können, zum Beispiel im Rahmen einer Interessensgruppe. Der Austausch kann dabei persönlich oder auch digital, zum Beispiel in einem Forum, erfolgen.

Neben diesen konkreten Tipps für den Umgang mit Menschen mit einer psychischen Krankheit ist es wichtig, dass ein wertschätzender und gesundheitsorientierter Führungsstil unternehmensweit gefordert und gefördert wird. Das gibt Sicherheit und wirkt der Tabuisierung und Stigmatisierung von psychischen Krankheiten entgegen.


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