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Stigmatisierung: Wenn man durch eine Eigenschaft unsichtbar gemacht wird

Stigma kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Brandmal“ oder „Zeichen“. Durch dieses hat man sich damals von Sklav*innen, Verbrecher*innen, Menschen mit Behinderung, etc. abgegrenzt und abgehoben. Somit war eine Unterscheidung von diesen und den „Normalen“ möglich.

Was ist Stigmatisierung?

Stigmatisierung bezeichnet einen Prozess, bei dem Merkmale oder Eigenschaften von Personen negativ bewertet werden. Damit wird die Person bzw. die Gruppe gesellschaftlich abgegrenzt und unterschieden. Merkmale, die stigmatisiert werden, sind Merkmale, die von der gesellschaftlichen Mehrheit bzw. gesellschaftlicher Norm abweichen. Es handelt sich um psychische, soziale oder physische Merkmale. Die Person als Individuum verschwindet hinter diesem Merkmal.

Beispiele für diese Merkmale können sein:

  • Behinderung
  • Geschlecht
  • Religion
  • Sexuelle Orientierung
  • Herkunft
  • Arbeitslosigkeit
  • Krankheit (Lesen Sie unseren Artikel zu Stigmatisierungen von Hautkrankheiten)

Stigmata führen jedoch auch oft dazu, dass Personen nicht als Individuen gesehen werden, sondern nur als Gruppe: „Die Arbeitslosen, Die Behinderten, Die psychisch Kranken“. Vorurteile beziehen sich dann auf die gesamte Gruppe. Dabei wirken sich die Merkmale, die negativ bewertet werden auch negativ auf die Person aus. Stigmata umfassen dabei auch Stereotypisierungen und Vorurteile bzw. Diskriminierung.

Stigmatisierungen sind jedoch von der Gesellschaft und der Kultur abhängig und können sich daher unterscheiden. Was in einer Kultur als positiv bewertet wird, kann in einer anderen Gesellschaft negativ behaftet sein.

Jedoch sollten Sie nicht annehmen, dass Stigmatisierungen automatisch davor schützen, dass man selbst keine negativen Annahmen und Überzeugungen gegenüber anderen Gruppen hat.

Die 4 Arten der Stigmatisierung

Bei Stigmatisierung unterscheidet man zwischen interpersoneller, öffentlicher und Selbststigmatisierung und struktureller Diskriminierung.
Öffentliche Stigmatisierung bezieht sich beispielsweise auf:

  • Klischeehafte Darstellung in den Medien
  • Benachteiligung Wohnungssuche/Arbeitsplatz

Interpersoneller Stigmatisierung bezieht sich beispielsweise auf:

  • Ausgrenzung/Mobbing
  • Meidung/Ablehnung
  • Rückzug des sozialen Umfeldes

Strukturelle Diskriminierung bezieht sich beispielsweise auf:

  • Schlechtere Berufschancen, gesellschaftliche Teilhabe, medizinische Versorgung
  • Durch Einrichtungen oder Politik

Selbststigmatisierung bezieht sich beispielsweise auf:

  • Übernahme der Fremdstigmatisierung
  • Weniger wert fühlen
  • Kann belastend sein/Selbstwert negativ prägen

Was sind Ursachen von Stigmatisierung?

Stigmatisierungen haben Vorteile für die Personen, die sich derer Bedienen. Sie vereinfachen. Man muss sich mit der Person als Individuum nicht auseinandersetzen und hat bereits seine Annahmen und Vorstellungen von ihr. Sie wird gedanklich einer Gruppierung hinzugefügt von der sich abgegrenzt wird. Eine gedankliche Unterteilung von den „normalen“ und „unnormalen“. Dies sorgt ebenfalls für einen unterschiedlichen Stellenwert in der Gesellschaft, der vor allem die Mehrheitsgesellschaft vorteilhaft darstellt. Sie werden als „fähig“ und „wertvoll“ definiert.

Auch kann die Mehrheit so einfacher Macht auf eine Gruppe ausüben und diese unterdrücken. Es wird sich ein Vorteil verschafft. In dem eine Gruppe unterdrückt wird und von ihrer Teilhabe erschwert wird, wird der Zugang zu Ressourcen reguliert. Beispielsweise zu Berufschancen.

Außerdem bieten Stigmatisierungen die Möglichkeit, die Gruppe als Sündenbock zu missbrauchen. Ein oft genanntes Beispiel ist die steigende Ausländerfeindlichkeit bei steigender Arbeitslosigkeit.

Es gibt Diagnosen (psychische Erkrankungen, ADHS, …), die von Stigmatisierungen betroffen sind. Jedoch benötigen betroffene eine Diagnose, um eine therapeutische oder medikamentöse Behandlung erhalten zu können. Das kann dazu führen, dass Personen weniger Hilfe aufsuchen.

Folgen von Stigmatisierung

Bei der Stigmatisierung werden nicht nur die Merkmale und Eigenschaften negativ bewertet, die offensichtlich sind, sondern aus ihnen folgen weitere negative Annahmen. Diese müssen nicht mit dem ursprünglichen Merkmal in Zusammenhang stehen. Letztendlich wird das stigmatisierte Merkmal auf alles bezogen. Es wird zum gesamten Status der Person. Alle (Charakter-)Eigenschaften und Verhaltensweisen werden durch das Stigmata erklärt. Es definiert nicht nur die Person und die Stellung in der Gesellschaft, sondern auch den Umgang mit ihr.

Stigmatisierungen können ebenfalls gesundheitliche Folgen haben. Die Person kann sich als Defizit wahrnehmen. Rückzug und Isolation können eine Folge sein. Aber auch die Ausgrenzung und Abwertung kann für die Person belastend sein. Außerdem sind beispielsweise psychische Erkrankungen stigmatisiert. Sie werden als „verrückt“ oder gar „gefährlich“ bezeichnet. Dies sorgt dafür, dass viele dies geheim halten. Es wird sich weniger Hilfe gesucht, kaum darüber gesprochen und als Tabuthema deklariert.

Die Auswirkungen von Stigmatisierung sind weitreichend:

  • Einschränkungen der Teilhabe auf allen Ebenen
  • Erschwerte Interaktion mit nicht-stigmatisierten Personen
  • Diskriminierende Darstellung in Medien

Aber auch für die Mehrheitsgesellschaft hat die Stigmatisierung Folgen. Jedoch eher Vorteile als Nachteile. Denn Stigmatisierung funktioniert nur bzw. besser bei marginalisierten Gruppen, deren Macht und Abwehr geringer ist. Denn mit mehr Macht, sind die Denkmuster und Zuschreibungen leichter durchzusetzen. Somit werden diese unterdrückt und die Macht der Mehrheitsgesellschaft gesichert.

Aber nicht nur die Macht, sondern der eigene Wert wird gesichert, wenn andere Gruppen entwertet werden. Stigmatisierungen kommen daher auch vermehrt in Leistungsgesellschaften vor. Denn so lassen sich knappe Ressourcen wie Berufsmöglichkeiten oder Status besser regulieren.

Maßnahmen gegen Stigmatisierung

Für einen selbst kann es hilfreich sein, sich mit der Erkrankung/Behinderung, den Vorurteilen und Diskriminierungen, die gegenüber dem Merkmal bestehen, auseinanderzusetzen. Dies hat den Vorteil, dass man sich mit Strukturen und Erkrankungen auskennt und sich hierdurch möglicherweise gegen Vorurteile und Diskriminierung wehren kann. Es hilft ebenfalls gegenüber verinnerlichten Annahmen, die man übernommen hat.

Durch Empowerment können Personen gestärkt und ermächtigt werden, einen Umgang mit stigmatisierendem und diskriminierendem Verhalten zu finden. Es kann sie unterstützen sich gegen Stigmatisierung und ihre Folgen zu wehren und Diskriminierung offen anzusprechen.

Aber auch Ämter, die Anträge bearbeiten oder Menschen aus dem Gesundheitssystem müssen sich vermehrt mit Stigmatisierungen auseinandersetzen. Alle beteiligten müssen sich dem Problem bewusstwerden und Maßnahmen möglichst fern von Stigmatisierungen anbieten.

Zudem ist es hilfreich, Strukturen zu durchbrechen und zu verändern. Beispielsweise, dass Menschen mit Behinderung nicht in Heimen untergebracht werden, sondern selbstbestimmt und inklusiv wohnen. Dies schafft Begegnungen. Neben Aufklärung und Weitergabe von Informationen ist dies ein wichtiger Aspekt. Informationen und Aufklärung sollten dabei so früh wie möglich ansetzen. Realistische Abbildungen und das Einbeziehen in den Schulunterricht können bereits früh sensibilisieren. Dabei ist es auch wichtig, sich selbst als Mehrheit mit den verinnerlichten Stigmata auseinanderzusetzen und sich bewusst zu machen welche Vorurteile und Annahmen man in sich trägt. Klischeehafte Darstellungen sollten ebenfalls nicht mehr von Journalist*innen und Filmproduzierenden verwendet werden.

Grundsätzlich können Politiker*innen die Strukturen für Menschen mit Behinderungen verbessern.


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