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Eine Familie sein – eine Familie werden

Die Gesundheit ist das höchste Gut im Leben. Für sich selbst, für seine Liebsten und innerhalb der Familie – besonders dann auch für die eigenen Kinder. Doch, wie soll man damit umgehen, wenn jemand in der Familie plötzlich mit einer Behinderung konfrontiert ist? Was ist für Eltern wichtig, die ein Kind mit Behinderung bekommen? Wie kann sich mit einer Beeinträchtigung oder chronischen Erkrankung ein „normales“ Familienleben entwickeln?

Eine Umfrage der Konrad-Adenauer-Stiftung zeigt: 87 Prozent der Deutschen bewerten Gesundheit als den wichtigsten Aspekt im Leben – gefolgt vom Familienleben mit 75 Prozent und einer Partnerschaft mit 66 Prozent. Doch so wichtig diese Aspekte sind – selbstverständlich sind sie nicht. Vor allem im Hinblick auf die Gesundheit in Partnerschaften und Familien. 

Was macht es mit Partner*innen, wenn man selbst von heute auf morgen krank wird oder durch einen Unfall Beeinträchtigungen zurückbleiben? Was macht es mit einem selbst? Was macht es mit der Beziehung, wenn man erfährt, dass das Kind mit einer Behinderung geboren werden wird – was ist in diesem Fall die „richtige“ Entscheidung? 

Das sind alles Fragen, die man sich normalerweise nicht stellen muss – aber essentiell werden, wenn eine chronische Erkrankung oder eine Behinderung ins Leben Einzug hält.

Eine Frau im Rollstuhl mit einer Tasse in der Hand sieht zum Küchenfenster hinaus  | © pexels Eine Querschnittlähmung und die Familienplanung schließen sich nicht aus. (pexels)

Schwangerschaft und Kinderwunsch

Jeder Mensch hat ein Recht darauf, eine Familie zu gründen und Kinder zu bekommen – unabhängig davon, ob diese Person eine Behinderung hat oder nicht. Auch gibt es bei Frauen, die mit einer Querschnittlähmung leben keine Hinderungsgründe, der gegen einen Kinderwunsch spricht. In der Praxis zeigt sich, dass eine intensivere unterstützende Begleitung vor, während und nach der Schwangerschaft den Unterschied machen – die Schwangerschaft selbst, wird von den meisten Frauen jedoch genauso wahrgenommen wie bei Schwangeren ohne eine Behinderung.

Und wie sieht es während der Schwangerschaft und danach eigentlich mit dem Elterngeld und der Elternzeit aus? Hier gibt es für Mütter mit Behinderungen Sonderregelungen und darüber hinaus hilfreiche Unterstützungsmöglichkeiten wie zum Beispiel die Elternassistenz oder eine begleitete Elternschaft. 

Ein anderes wichtiges Thema, das mit der Schwangerschaft unausweichlich ist: die Pränataldiagnostik. Sie gehört genauso dazu, wie ein immer größer werdender Schwangerschaftsbauch. Was noch dazugehört für jede Schwangere, ist die Frage: Was ist, wenn sie bei einer der Untersuchungen eine chronische Erkrankung oder Behinderung feststellen? 

So oder so, eines ist klar: Das Leben hört nicht auf. Und im Fall einer positiven Diagnose wird sich vieles umstellen, noch mehr zu einer Herausforderung werden, die aber Chancen und Potenziale bereithält, als Familie noch stärker zusammenzuwachsen.

Ein Kind mit Behinderung großziehen

Nicht immer muss eine Behinderung bei einem Kind sofort ersichtlich sein. Sie kann auch im Laufe von Monaten, Jahren oder plötzlich eintreten. Was im ersten Augenblick ein großer Schock für die Familie ist, bringt genauso schnell Fragen nach der möglichen Entwicklung des Kindes auf. Ebenfalls sollten sich Eltern dann auch so früh wie möglich Gedanken darum machen, welcher Kindergarten oder später auch, welche Schule für die Bedürfnisse des Kindes am geeignetsten erscheint – da diese Entscheidungen die Zukunft des Kindes maßgeblich beeinflussen werden.

Befinden sich zusätzlich noch weitere Kinder im Haushalt, liegt die alltägliche Herausforderung nicht nur allein bei den Eltern – es wird auch eine für die jeweiligen Geschwister. Denn zwischen bereits vorhandener Verbundenheit und Konkurrenz bringt die Beeinträchtigung von Bruder oder Schwester besondere Dynamiken mit sich, die ein hohes Maß an Sensibilität und Geduld mit sich bringen kann.

In diesem und anderen Fällen kann zum Beispiel auch die Jugendhilfe zu einer unterstützenden Hilfe werden. Denn ihre Aufgabe ist es, Familien zu entlasten, die Kommunikation und die Erziehungsfähigkeit zu fördern und im alltäglichen das Leben miteinander als Familie zu unterstützen.

Nicht zu unterschätzen ist auch die Pubertät. Ob Kinder ohne oder mit Behinderung – sie ist und bleibt ein alles auf den Kopf stellender Meilenstein eines Kindes beziehungsweise Jugendlichen. Aber auch mit dieser Situation sind Eltern von Kindern mit Behinderung nicht allein auf sich gestellt. In Bezug auf die Themen Sexualität und Aufklärung gibt es mittlerweile spezifische Informations- sowie Beratungsangebote. Hierbei sind vor allem Geduld, Verständnis und emotionale Geborgenheit essentielle Eigenschaften, die alle Familienmitglieder über die prägende Zeit hinweghelfen.  

Mums im Mittelpunkt

Hüterin, Löwin, Superheldin – Mütter nehmen innerhalb der Familie und für die Kinder zumeist die größte Rolle ein. Gerade bei Kindern mit Behinderung kann die Pflege und Förderung so intensiv sein, dass Mütter ihre Bedürfnisse 365 Tage im Jahr hinten anstellen. Dennoch sind Auszeiten ebenfalls ein wichtiges To-do, das Mütter für sich regelmäßig durchführen sollten. Mal nur Frau sein, mal nur den eigenen Bedürfnissen nachgehen – tun, wonach einem gerade der Sinn steht – mit Partner*in oder auch ohne. Hauptsache entspannen. Und neue Energie tanken. Denn geht es der Mutter gut, kommt es auch dem Kind zugute.

Eine Behinderung oder chronische Erkrankung stellt so ziemlich alles auf den Kopf. Normal muss neu definiert werden und der Alltag steckt voller Herausforderungen. Aber ein Kind oder ein Elternteil mit einer Behinderung birgt auch viel Potenzial in sich sowie die Chance, die Welt mit anderen Augen wahrnehmen zu können – aus der sich Offenheit, Zuversicht, Selbstbewusst und Stärke gewinnen lässt. Für alle. 


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