Blutzuckerwerte: Was muss ich bei der Messung beachten?
Der Blutzuckerwert gibt den Glukosegehalt im Blut an, der sich je nach Nahrungsaufnahme verändert. Glukose ist ein wichtiger Energielieferant für unsere Zellen, die wir in Form von Kohlenhydraten über die Nahrung zu uns nehmen. Damit die Glukose aus dem Blut in die Zellen gelangen kann und der Zuckergehalt im Blut sinkt, benötigen wir das Hormon Insulin. Bei einer chronischen Störung des Blutzuckerstoffwechsels wie der Erkrankung Diabetes, wird Insulin von außen zugeführt. Dafür wird die benötigte Insulindosis anhand des aktuell gemessenen Blutzuckerwerts berechnet. Auch für Personen mit Diabetes, die kein Insulin spritzen, ist eine regelmäßige Überprüfung des Blutzuckerspiegels ratsam.

Der Blutzuckerwert gibt den Zuckergehalt im Blut an. (Pixabay)
Inhaltsverzeichnis
- Was gibt der Blutzuckerwert an?
- Wie wird der Blutzucker gemessen?
- Wann sollte der Blutzucker gemessen werden?
- Interpretation der Messwerte – Welche Blutzuckerwerte sind normal?
- Blutzucker abseits der Normwerte: Unterzucker und Überzucker
- Durchschnittlicher Glukosespiegel: Langzeitblutzuckerwert (HbA1c Wert)
- Faktoren, die den Blutzuckerspiegel beeinflussen
Was gibt der Blutzuckerwert an?
Der Blutzuckerwert gibt an, wie viel Glukose sich im Blut befindet.
Er lässt sich in zwei Einheiten angeben: „Milligramm pro Deziliter“ (mg/dl) oder „Millimol pro Liter“ (mmol/l). Bei der Einheit Milligramm pro Deziliter handelt es sich um die Massenkonzentration und bei der Einheit Millimol pro Liter um die Stoffmengenkonzentration. Die Einheit mmol/l ist zwar international gebräuchlicher, in Deutschland erfolgt die Berechnung jedoch nach wie vor in mg/dl.
Wichtig ist, dass Diabetikerinnen und Diabetiker immer den gleichen Umrechnungsfaktor nutzen, um die Ergebnisse vergleichen zu können. Nur so können Stoffwechselentgleisungen vermieden werden. Bei der Deutschen Diabetes Hilfe können Sie die Einheiten ganz einfach umrechnen lassen.
Wie wird der Blutzucker gemessen?
Blutzuckerwerte lassen sich grundsätzlich aus Kapillarblut, Vollblut oder Blutplasma bestimmen.
Das wohl bekannteste und meistgenutzte Hilfsmittel für Personen mit Diabetes ist das Blutzuckermessgerät. Bei jeder Messung ist ein kleiner Stich in den Finger zur Blutgewinnung nötig, hier wird von einer Kapillarblutmessung gesprochen. Diese können Diabetiker*innen auch selbst am Mittelfinger, Ringfinger oder dem kleinen Finger durchführen. Daumen und Zeigefinger besitzen mehr Tastsensoren als die restlichen Finger, weshalb das Blutzuckermessen dort unangenehmer sein kann. Der Markt für fortschrittliche Blutzuckermessgeräte und Stechhilfen ist groß, wobei immer mehr auf smarte Lösungen gesetzt wird, die der betroffenen Person den Schmerz ersparen und die Auswertung der Daten erleichtern sollen.
Eine Alternative zu klassischen Blutzuckermessgeräten sind Geräte zur kontinuierlichen Glukosemessung, die über einen in die Haut implantierten Sensor den Blutzucker messen.
Die meisten auf dem Markt verkauften Geräte bieten eine sekundenschnelle Auswertung der Daten und sind mit verschiedensten zusätzlichen Features ausgestattet, wie zum Beispiel Sprachfunktionen, automatischem Tagebuch, USB-Schnittstelle, einstellbaren Alarmzeiten, oder auch Echtzeitalarme an Angehörige im Notfall. Es existieren mittlerweile auch spezielle Geräte mit Sprachausgabe für blinde und stark sehbehinderte Diabetiker*innen oder extra großen Tasten für Menschen mit Schwierigkeiten in der Feinmotorik. Für Kinder gibt es auch bunte Geräte oder verschiedene Hüllen.
Ein Blutzuckermessgerät muss in erster Linie verlässlich die Blutzuckerwerte messen können. Zudem ist die Bedienbarkeit entscheidend. Welche Methode der Blutzuckermessung für Personen mit Diabetes infrage kommt, wird mit dem behandelnden Arzt beziehungsweise der behandelnden Ärztin besprochen.
Wann sollte der Blutzucker gemessen werden?
Wie häufig der Blutzucker gemessen werden muss, hängt ab vom Diabetestyp, der damit einhergehenden Stabilität des Blutzuckerwerts und der Behandlungsform, die praktiziert wird.
Grundsätzlich muss bei Personen mit Diabetes Typ 1, die auf regelmäßige Insulininjektionen angewiesen sind, der Blutzucker meist häufiger gemessen werden als bei Typ 2. Stoffwechselentgleisungen in Form von Unter- oder Überzucker sind bei Typ 1 eher zu erwarten, was eine häufige Kontrolle (mindestens viermal täglich) notwendig macht. Typ 2 Diabetiker*innen verfügen meist noch über eine restliche Insulinproduktion im Körper und sind dadurch stabiler. Regelmäßiges Blutzuckermessen ist jedoch bei jedem Diabetes empfehlenswert und auch das beste Frühwarnsystem für Unterzuckerung und Überzuckerung. Lesen Sie für weiterführende Informationen unseren Artikel über Diabetes Typ 1 und Typ 2.
Die genaue Anzahl der Blutzuckermessungen wird mit dem behandelnden ärztlichen Fachpersonal abgesprochen. Die Kontrollen dienen dazu, eine Übersicht über die Entwicklung des Blutzuckerspiegels zu behalten. Personen mit Diabetes sollten die Blutzuckerwerte unter Angabe der Uhrzeit in ein Tagebuch in Tabellenform dokumentieren. Diese Dokumentation kann in Papierform oder mit einer App erfolgen.
Dabei ist besonders der Nüchternblutzucker morgens nach dem Aufstehen relevant, ebenso die Werte vor den Hauptmahlzeiten, aber auch jede andere eingenommene Speise, wie Snacks und Naschereien. Zur korrekten Interpretation der einzelnen Werte sollten zudem Informationen zur Art der Mahlzeit notiert werden. Ein zuckerreicher Imbiss oder ähnliches lassen den Wert kurzzeitig hochschnellen. Etwaige „Ausreißer“ können durch eine gewissenhafte Dokumentation leicht erklärt werden. Anhand einer sorgfältigen Dokumentation der Blutzuckerwerte kann gemeinsam mit dem Diabetesteam, dem Hausarzt oder der Hausärztin der Erfolg einer Therapie ausgewertet werden. Des Weiteren kann die Vorgehensweise bei unzureichendem Erfolg angepasst werden.
Interpretation der Messwerte
Es ist sehr wichtig, die Messdaten korrekt niederzuschreiben. Zwar wird auch in der hausärztlichen Praxis regelmäßig der Langzeitblutzucker via „großer“ Blutentnahme gemessen, dennoch dienen vor allem die täglich eigens festgestellten Werte dazu, die präzisen Angaben zu erfassen.
Das Wichtigste in Kürze – Welche Blutzuckerwerte sind normal?
Zielwerte bei gesunden Menschen
- Nüchtern: 60 - 100 mg/dl
- Nach dem Essen: 90 - 140 mg/dl
Zielwerte bei Diabetes Typ 1
- Nüchtern: 90 - 120 mg/dl
- Nach dem Essen: 130 - 160 mg/dl
- Vor dem Schlafengehen: 110 - 140 mg/dl
Zielwerte bei Diabetes Typ 2
- Nüchtern: 100 - 125 mg/dl
- Nach dem Essen: 140 - 199 mg/dl
Bei einem gesunden Erwachsenen beträgt der Blutzuckerwert nüchtern meist unter 100 mg/dl. Zwei Stunden nach einer Mahlzeit liegt der Wert meist unter 140 mg/dl.
Ein Nüchternwert zwischen 100 und 125 mg/dl ist ein Hinweis auf ein Typ-2-Diabetes-Vorstadium (Prädiabetes). Personen, bei denen Nüchtern Werte in diesem Bereich gemessen werden, können dem Auftreten von Diabetes entgegenwirken, wenn sie Risikofaktoren für Diabetes in ihrem Leben identifizieren und versuchen diese abzubauen.
Liegt der Nüchternblutzucker über 125 mg/dl oder zu einem anderen Zeitpunkt (zum Beispiel nach dem Essen) über 200 mg/dl, dann liegt Diabetes vor. Ziel einer Diabetesbehandlung ist es, den Blutzuckerspiegel der Person mit Diabetes den Werten von stoffwechselgesunden Personen ohne Diabetes anzunähern und Unter- und Überzuckerungen zu vermeiden.
Ob und wie viel Insulin gespritzt werden muss, errechnen die Betroffenen jeweils aktuell je nach Blutzuckerwert. Dabei muss besondere Rücksicht auf diverse Einflussfaktoren genommen werden. Neben der Aufnahme von Nahrungsmitteln können auch Alkoholkonsum, Krankheit, Medikamente und Sport den Blutzucker beeinflussen. Hier empfehlen wir Ihnen unseren Artikel zum Thema Insulintherapie bei Diabetes.
Blutzuckerwerte bei Kindern
Aufgrund der geringeren Schmerzempfindlichkeit wird der Blutzucker bei Kindern in der Regel am Ohrläppchen gemessen. Hatte die Mutter Schwangerschaftsdiabetes, ist bei Neugeborenen nach der Geburt häufig ein zu niedriger Blutzucker zu erkennen. Um Folgeerkrankungen zu verhindern, sollte der Unterzuckerung unbedingt entgegengewirkt werden
Die optimalen Blutzuckerwerte liegen bei Babys und Kleinkindern zwischen 100 und 120mg/dl, und bei Kindern und Jugendlichen zwischen 120-140mg/dl.
Wir empfehlen Ihnen unseren Artikel zum Thema Diabetes bei Kindern.
Blutzucker abseits der Normwerte: Unterzucker und Überzucker
Von Unter- bzw. Überzucker spricht man, wenn entweder zu wenig Glukose im Blut ist oder zu viel.
Unterzucker
Bei Menschen, die sich regelmäßig Insulin spritzen müssen wie zum Beispiel Typ-1-Diabetiker, tritt Unterzucker häufig auf. Kurzfristig kann Unterzucker auch entstehen, wenn zu wenig gegessen wurde, sich mehr bewegt wurde als sonst oder eine größere Menge Alkohol konsumiert wurde.
Dies führt zu Symptomen wie Heißhunger, innere Unruhe, Zittern oder „weichen Knie“, Konzentrationsstörungen, Verwirrtheit, Schweißausbrüchen und Sprachstörungen.
Von Unterzucker spricht man bei einem Wert, der unter 70 mg/dl bzw. 3,9 mmol/l liegt.
In akuten Situationen hilft eine schnelle Kohlenhydratzufuhrt von beispielsweise Traubenzucker oder Fruchtsäften. Anschließend sollte der Blutzucker erneut gemessen werden. Lesen Sie hierzu unseren Artikel zum Thema Diabetischer Schock bei Unterzuckerung.
Überzucker
Häufig tritt ein zu hoher Blutzuckerwert bei allen Diabetesformen im Rahmen von Diätfehlern oder medikamentösen Therapien auf. Kurzfristig wird Überzucker ausgelöst, wenn zu wenig Insulin gespritzt wurde, eine große Portion gegessen wurde oder weniger Sport getrieben wird.
Typische Symptome eines Überzuckers sind Müdigkeit, Abgeschlagenheit, starkes Durstgefühl verbunden mit einem trockenen Mund oder häufiges Wasserlassen.
Sollten Sie bei sich einen Überzucker vermuten, dann vergewissern Sie sich am besten, indem Sie Ihren Blutzucker messen und spritzen Sie gegebenenfalls Insulin.
Für weiterführende Informationen empfehlen wir Ihnen unseren Artikel zum Thema Diabetisches Koma bei Überzuckerung.
Durchschnittlicher Glukosespiegel: Langzeitblutzuckerwert (HbA1c Wert)
Der Langzeitblutzucker wird typischerweise mit dem Wert HbA1c bestimmt. Er gibt den Anteil des „verzuckerten“ roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) am Gesamthämoglobin wieder und kann nur über einen Labortest ermittelt werden. Dieses stabile „Zucker-Hämoglobin“ entsteht bei jedem Menschen, nicht nur bei Diabetiker*innen.
Da dieser Wert den durchschnittliche Blutzuckerkonzentration der letzten 2-3 Monate unabhängig von kurzfristigen Schwankungen angibt, sollte er bei Diabetes-Patient*innen auch alle zwei bis drei Monate gemessen werden.
Je höher der Blutzuckerspiegel über einen gewissen Zeitraum ist, desto höher ist auch der HbA1c-Wert. Bei gesunden Menschen liegt der HbA1c-Wert bei etwa 5 Prozent (30 mmol/mol). Bei einem HbA1c-Wert ab 6,5 Prozent (48 mmol/mol) ist die Diagnose Diabetes mellitus erfüllt.
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Faktoren, die den Blutzuckerspiegel beeinflussen
Den größten Einfluss auf den Glukosegehalt im Blut hat die Nahrung, insbesondere Kohlenhydrate. Je nach Art und Konzentration der aufgenommenen Kohlenhydrate steigt der Blutzuckerspiegel entsprechend schnell an und ab. Vorsicht auch bei Alkohol, da dies den Blutzuckerspiegel erheblich beeinflusst. Für Personen mit Diabetes ist es wichtig und gesund, Nahrung zuzuführen, welche den Blutzuckerspiegel nicht zu schnell hohe Spitzen erreichen lässt. Schnell verwertbare Kohlenhydrate, wie Zucker oder helles Weißbrot, lassen ihn sehr schnell ansteigen, während Vollkornprodukte den Anstieg verzögern. Anhand eines Tagebuchs kann der Einfluss des Essverhaltens gut verfolgt werden. Eine ausgewogene Ernährung sowie regelmäßige Bewegung helfen dabei Idealwerte zu erreichen.
Auch anderweitige akute Erkrankungen, beispielsweise ein grippaler Infekt, spielen eine Rolle. Besonders bei Fieber ist eine häufigere Messung der Werte notwendig, um rechtzeitig reagieren zu können. Zudem kann eine Einnahme verschiedener Arzneimittel zu Wechselwirkungen führen. Körperliche Anstrengung, Sport, Stress und Alltagshektik sind ebenfalls beeinflussende Parameter. Adrenalin und Kortison erhöhen den Blutzuckerspiegel. Frauen sind zudem dazu angeraten während der Menstruation vermehrt die Werte zu kontrollieren und gegebenenfalls die Insulindosis anzupassen.