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Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS): Die verborgene Achterbahn der Gefühle

Borderline ist eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung, die tiefe Ängste vor Zurückweisung birgt und das Verarbeiten von Gefühlen zu einer wahren Herausforderung macht. Oft sind traumatische Erlebnisse der Schlüssel zu diesem komplexen Puzzle. Hier erfahren Sie alles über Symptome, Hintergründe und Behandlung dieser einzigartigen psychischen Erkrankung.

Animiertes Bild von einem Menschen, der die Arme zur Seite ausstreckt, um ihn herum fliegen viele Gegenstände durch die Luft | © Pixabay

Menschen mit Borderline leiden oft an emotionalem Ungleichgewicht. (Pixabay)

Definition: Was ist die Borderline-Persönlichkeitsstörung?

Die Borderline-Störung gehört zu den häufigsten Persönlichkeitsstörungen.

Der Begriff „Borderline“ kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wir „Grenzland“ bzw. „Grenzlinie“. Ursprünglich beschrieb er Fälle, die schwierig zu diagnostizieren waren. Heute wird der Begriff jedoch für ein eindeutiges psychisches Krankheitsbild verwendet. Aufgrund der vielseitigen Symptome bleibt die Diagnose aber schwierig.

Bei Menschen mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) reicht oft ein kleiner Auslöser, um das emotionale Gleichgewicht außer Kontrolle zu bringen. Gefühle von Wut, Angst oder Verzweiflung setzen schlagartig ein, wechseln aber auch schnell wieder. Diese starken Gefühle führen dann zu impulsivem Handeln. Solche Gefühlsausbrüche entstehen, weil Betroffene nicht in der Lage sind, Erlebnisse emotional zu verarbeiten und einzuordnen. Menschen mit Borderline fällt es zudem oft schwer, stabile zwischenmenschliche Beziehungen einzugehen. Aufgrund des fehlenden Selbstwertgefühls suchen sie intensiven Kontakt zu Mitmenschen, idealisieren diese und haben große Angst vor Zurückweisung.

Außenstehende können das Verhalten von Betroffenen oft nur schwer nachvollziehen. Dies kann dazu führen, dass Menschen mit Borderline stigmatisiert werden und auf Ablehnung stoßen.

Fachpersonen unterscheiden zwischen zwei Borderline-Typen:

  • Der impulsive Borderline-Typ: Mangelnde Kontrolle über die Emotionen und die emotionale Instabilität stehen im Fokus. Betroffene fallen vor allem durch Impulsivität und Unberechenbarkeit auf.
  • Der Borderline-Typ: Personen mit diesem Typ haben hingegen ein gestörtes Selbstbild und Beziehungsverhalten.

Symptome: Wie äußert sich eine Borderline-Persönlichkeitsstörung?

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) kann sich in Form von vielen verschiedenen Symotomen äußern. Zu den wichtigsten Symptomen einer Borderline-Störung gehören emotionale Instabilität, Störungen des Sozialverhaltens, Angst vor Zurückweisung und selbstschädigendes Verhalten.

Dabei ist auffällig, dass insbesondere die Emotionen, das Verhalten sowie die Wahrnehmung äußerst wechselhaft ausfallen:

Emotionen bei einer Borderline-Persönlichkeitsstörung

  • Instabiles Selbstbild und beeinträchtigtes Selbstwertgefühl mit teilweise exzessiver Selbstkritik
  • Angst, verlassen zu werden
  • Starke Stimmungsschwankungen
  • Häufige Episoden von ängstlich-bedrückter und trauriger Stimmung
  • Intensive Wutausbrüche und Schwierigkeiten, die eigene Wut zu kontrollieren
  • Chronisches Gefühl der inneren Leere

Verhalten bei einer Borderline-Persönlichkeitsstörung

  • Impulsive Verhaltensweise
  • Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen: Wechselhafte Dynamik zwischen intensiver Nähe und emotionaler Distanz
  • Selbstschädigende Verhaltensweisen wie beispielsweise Selbstverletzung

Wahrnehmung bei einer Borderline-Persönlichkeitsstörung

Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung neigen in belastenden Situationen zu paranoiden Vorstellungen und Realitätsverlust.

All die gennanten Symptome aus den Bereichen "Emotionen", "Verhalten" und "Wahrnehmung" können teilweise auch bei anderen psychischen Störungen auftreten, wie zum Beispiel bei Depressionen oder Angststörungen.

Wenn Sie den Verdacht haben, dass Sie eventuell an einer Depression erkrankt sein könnten, empfehlen wir Ihnen unseren Selbsttest und hier erfahren Sie mehr über die verschiedenen Arten einer Depression.

Für eine Diagnose der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) müssen mehrere der genannten Symptome vorliegen. Zudem müssen die Symptome über längere Zeit stabil sein und bis ins Jugendalter zurückverfolgt werden können.

Ursachen und Komorbiditäten der Borderline-Persönlichkeitsstörung

Die häufigste Ursache einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) sind traumatische Erlebnisse in der Kindheit. Über achtzig Prozent der Menschen mit Borderline haben traumatische Kindheitserfahrungen gemacht. Zu solchen traumatischen Erlebnissen gehören beispielsweise sexueller Missbrauch, körperliche Gewalterfahrung sowie Vernachlässigung in Form mangelnder emotionaler Zuwendung oder Anerkennung. Etwa vierzig Prozent der Betroffenen haben zudem eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).

Des Weiteren können genetische Veranlagungen eine Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) verursachen. Die Forschung geht davon aus, dass etwa vierzig Prozent der Borderline-Störungen auf den genetischen Einfluss zurückzuführen sind. Zuletzt können neurobiologische Ursachen eine Borderline-Störung auslösen. Das heißt, dass bei Betroffenen das Hirnareal für die Impulskontrolle mangelhaft funktioniert. Zudem gibt es Fehlfunktionen in den beiden Hirnarealen, die für das Gedächtnis und die Gefühlsreaktionen verantwortlich sind.

Komorbiditäten sind bei Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung häufig. Dies bedeutet, dass eine Person mehrere Krankheiten oder Gesundheitszustände gleichzeitig hat. Es kann die Behandlung und den Verlauf der einzelnen Krankheiten beeinflussen. Die Borderline-Patient*innen weisen oft eine Vielzahl anderer Störungen auf, darunter z.B.:

Zwei Masken, eine traurige und eine fröhliche, vor einem schwarzen Hintergrund, sind mit verschiedenen Gefühlsbeschreibungen beschriftet. | © Pixabay Oft sind Fehlfunktionen im Gehirn für Gefühlsreaktionen verantwortlich. (Pixabay)

Diagnose einer Borderline-Persönlichkeitsstörung

Die Grundlage für alle Diagnosen ist die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD) der WHO. Die ICD-11 differenziert drei Schweregrade für alle Persönlichkeitsstörungen, um die Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen zu erfassen.

Psychiater*innen bewerten die Fähigkeit der Betroffenen, Beziehungen zu gestalten, die sozialen und beruflichen Auswirkungen, den Umgang mit Emotionen sowie potenzielle Selbst- oder Fremdgefährdung . Die Bewertung erfolgt häufig mittels Testung. Es stehen verschiedene Tests zur Verfügung, die verwendet werden können. Bei diesem Verfahren werden den Patientinnen und Patienten zuerst verschiedene Fragen gestellt, die sie mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten sollen. Es stehen verschiedene Tests zur Verfügung, die verwendet werden können. Ein Beispiel ist der sogenannte SCID-5.

Auf dieser Basis entwickeln sie ein individuelles Behandlungskonzept.

Differenzialdiagnose: Bipolare Störung

Eine Borderline-Persönlichkeitsstörung wird am häufigsten falsch diagnostiziert als bipolare oder auch manisch-depressive Störung, da sich die Merkmale von diesen Erkrankungen häufig ähneln.

Entscheidend ist, dass die Stimmung bei Borderline-erkrankten Menschen in kürzester Zeit kippen kann, während die manischen und depressiven Phasen bei bipolaren Menschen in der Regel länger andauern und dazwischen auch „normale“ Zeiträume vorkommen.

Die manisch-depressive Erkrankung oder auch bipolare Störung bewegt sich zwischen zwei Polen: Auf der einen Seite Euphorie und Größenwahn, auf der anderen Seite tiefste Traurigkeit und Antriebslosigkeit. Wenn Sie mehr über diese Erkrankung erfahren möchten, lesen Sie unseren Artikel Manisch-depressiv: Was ist eine bipolare Störung?

Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung

Wie die anderen Persönlichkeitsstörungen wird Borderline mittels Psychotherapie und ergänzender medikamentöser Therapie behandelt.

Der oder die Psychotherapeut*in bespricht in einem Erstgespräch mit der betroffenen Person sämtliche Symptome. So können andere psychische oder körperliche Erkrankungen ausgeschlossen werden. Zudem kann die Fachperson einschätzen, wie akut die Erkrankung ist.

Bei Borderline-Störungen sind Verhaltenstherapien besonders wirksam. Das Ziel dieser Therapieform ist, Betroffene einer Borderline-Störung in verschiedenen Bereichen zu stärken. Dazu gehören beispielsweise die Verhaltenskontrolle und das emotionale Erleben sowie Probleme der Lebensführung.

Häufig setzen Therapeut*innen auch auf psychodynamische Verfahren, wie zum Beispiel die mentalisierungsbasierte Psychotherapie. Das Ziel dieser Therapieform ist, das eigene Erleben und die Grundlage des eigenen Handelns besser zu verstehen. Die Therapie soll Betroffenen helfen, die Kontrolle über die eigenen Gefühle und das eigene Verhalten zu steigern.

Hier finden Sie Hilfe

  • Borderline Netzwerk e.V: Auf diesem Portal, das von Betroffenen für Betroffene geschaffen wurde, finden Sie eine Vielzahl von Informationen über die Erkrankung. Entdecken Sie wertvolle Ressourcen zur Selbsthilfe, nützliche Anlaufstellen für Betroffene und Angehörige, sowie ein aktives Forum und Chat zum Austausch und Unterstützung.
  • Borderline Plattform: Diese Webseite bietet Ihnen umfangreiche Informationen zu verschiedenen Themen wie Diagnostik und Therapie. Sie finden dort außerdem Adressen lokaler Anlaufstellen und Selbsthilfegruppen, Erfahrungsberichte und die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Betroffenen.

Tipps für Angehörige

Die Reaktionen einer Person mit Borderline-Persönlichkeitsstörung können für Außenstehende oft schwer nachvollziehbar sein. Was für Menschen ohne diese Erkrankung wie eine einfache Meinungsverschiedenheit erscheint, kann bei Betroffenen rasch zu einer Eskalation führen.

Angehörige sind häufig von der Intensität der Konflikte, die Borderline-Patient*innen austragen, erschrocken. Nicht selten werden Gegenstände zerstört und es kommt zu heftigen Auseinandersetzungen.

Dies ist für alle Beteiligten eine belastende Situation, die nicht immer leicht auszuhalten ist. Wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass die Borderline-Persönlichkeitsstörung eine ernsthafte psychische Erkrankung ist und professionelle Hilfe unerlässlich ist. Als Angehörige*r ist es nicht möglich, den oder die Betroffene*n selbst zu therapieren oder ihnen ausreichend zu helfen.

Folgende Tipps können jedoch helfen, zu deeskalieren:

  • Ruhig und gelassen bleiben: Die eigene Ruhe kann sich positiv auf das Gegenüber auswirken. Emotionale Reaktionen könnten die Situation verschlimmern.
  • Auf die Körpersprache achten: Vermeiden Sie aggressive Körpersprache oder einen lauten, anklagenden Tonfall.
  • Verständnis zeigen: Versuchen Sie, die Gefühle und Sorgen der Person nachzuvollziehen, auch wenn es schwierig ist. Zeigen Sie Empathie und betonen Sie, dass Sie die Gefühle des Gegenübers ernst nehmen.
  • Klare Grenzen setzen: Es ist wichtig, klare Grenzen zu setzen und diese auch zu kommunizieren. Dabei sollten Sie stets respektvoll bleiben.
  • Raum und Zeit geben: Manchmal braucht die Person Zeit, um sich zu beruhigen. Lassen Sie ihr den Raum und die Zeit, die sie benötigt, um wieder zur Ruhe zu kommen.
  • Ablenkung und Atemübungen: Wenn die Situation zu eskalieren droht, helfen Atemübungen dabei, die Spannung zu reduzieren.
  • Professionelle Hilfe suchen: Ermutigen Sie die betroffene Person dazu, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um ihre Emotionen und Bewältigungsstrategien besser zu verstehen und zu verbessern.

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