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Sialorrhoe oder vermehrter Speichelfluss

Der vermehrte Speichelfluss kann körperliche sowie psychische Auswirkungen auf die Betroffenen haben. Ein offener Umgang mit der Krankheit hilft, die weitreichenden Folgen in unterschiedlichsten Lebenssituationen besser zu bewältigen.

Als Sialorrhoe bezeichnet man einen vermehrten Speichelfluss aus dem Mund, dessen Schwergrad variieren kann. Die Aussprache der Betroffenen ist oft feucht und der Speichel tropft auf Kleidung und Umgebung. Je nach Schwere empfinden die Betroffenen diese Störung („Sabbern“) als sehr peinlich, denn sie müssen ständig ein Lätzchen oder Taschentuch vor den Mund oder in der Hand halten, da der Speichel ohne Kontrolle aus dem Mund tropft. 

Auswirkungen von Sialorrhoe

Für Menschen mit Sialorrhoe sind die Auswirkungen der Krankheit oftmals sehr belastend. Scham und generelles Unwohlsein können die Folge sein, sodass schon das „Begrüßungsküsschen“ und alltägliche Gespräche zur Belastung werden. Viele vermeiden daher die Öffentlichkeit und ziehen sich sozial zurück. Darunter leidet dann auch das Selbstwertgefühl, da sich Männer und Frauen durch die Krankheit unattraktiv und gar von sich selbst angeekelt fühlen können. Das kann zu depressiven Verstimmungen führen.

Gefährlich kann die Sialorrhoe werden, wenn der Speichel unkontrolliert in die Atemwege im Rachen läuft und durch Verschlucken in die Lunge gelangt. Verschlucken von Speichel, Nahrung oder Flüssigkeiten kann schwerwiegende Komplikationen bis hin zu einer Lungenentzündung mit sich bringen.

Wie entsteht ein vermehrter Speichelfluss?

Die Ursachen einer Sialorrhoe können unterschiedlich sein. Meist sind Schädigungen des Gehirns ausschlaggebend für die Entstehung eines vermehrten Speichelflusses. Nerven und Muskeln können dadurch nicht mehr richtig gesteuert werden, was dazu führt, dass sich Speichel im Mundraum anstaut und nicht mehr richtig abgeschluckt werden kann.

Erkrankungen des Nervensystems, wie Parkinson, Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma, Cerebralparese, aber auch Tumor-Erkrankungen im Kopf-Hals-Bereich sowie manche Medikamente (wie Neuroleptika) können zu einer Überproduktion des Speichels führen.

Wie kann man mit der Sialorrhoe umgehen?

Offen über die Sialorrhoe zu sprechen, braucht Mut und Überwindung, ist aber wichtig, damit der Arzt oder die Ärztin die Sialorrhoe feststellen und eine richtige Therapie einleiten kann. Gerade wenn der Speichelfluss aus dem Mund nicht ohne weiteres erkennbar ist, ist eine ehrliche und proaktive Kommunikation entscheidend. Hustenanfälle bei den Mahlzeiten, chronischer Husten (auch nachts) oder zwanghaftes Räuspern können Hinweise auf eine Schluckstörung sein. In der Regel stellt die Ärztin oder der Arzt mit einem einfachen Fragebogen die Häufigkeit und Schwere des unkontrollierten Speichelflusses fest.

Auch im privaten Umfeld empfiehlt es sich, das Thema offen und ohne Scham anzusprechen. Diese Offenheit ermöglicht es den Angehörigen, Freund*innen und Berufskolleg*innen die Krankheit und deren Beeinträchtigungen im Alltag der Betroffenen besser zu verstehen und damit umzugehen. Das Thema steht dann nicht unausgesprochen im Raum, sondern kann angesprochen werden, was zu einem gelasseneren Umgang von allen Seiten führt.

Frau lacht laut heraus, mit offenem Mund | © pixabay Auch laut herauszulachen kann als unangenehm empfunden werden. (pixabay)

Behandlungsmöglichkeiten für Sialorrhoe

Je nachdem, welche Ursache der Sialorrhoe zu Grunde liegt, hat auch die Therapie einen anderen Fokus. Eine mögliche Behandlungsform bietet die Logopädie. Wesentlicher Bestandteil der Logopädie ist eine umfassende Beratung für Patient*innen und Angehörige, aber auch notwendige, therapeutische Übungen und Maßnahmen. Eine funktionelle Schlucktherapie verfolgt das Ziel, Störungen im Schluckablauf mit verschiedenen therapeutischen Übungsmaßnahmen zu beheben oder bestmöglich auszugleichen. Die Übungen werden individuell ausgewählt und kombiniert.

Medikamentöse Behandlungsmethoden gibt es nur wenige. Beispiele sind der Wirkstoff Glycopyrroniumbromid als Lösung zum Einnehmen bei Kindern und Jugendlichen sowie Botulinum Neurotoxin Typ A bei Erwachsenen. Die Wirkung von Botulinum Neurotoxin Typ A entfaltet sich lokal im Bereich der sogenannten großen Speicheldrüsen. In diese wird das Neurotoxin injiziert. Die Wirkung setzt nach wenigen Tagen ein und hält etwa drei bis vier Monate an. Während dieser Zeit produzieren die injizierten Drüsen weniger Speichel. Da die Wirkung immer nur über einen bestimmen Zeitraum anhält, wird die Behandlung bei Bedarf wiederholt.

Weitere Möglichkeiten zur Behandlung der Sialorrhoe sind kieferorthopädische Behandlungen bei Zahn- und Kieferfehlstellungen sowie in Ausnahmefällen eine Bestrahlung oder eine operative Entfernung der Speicheldrüsen.

An wen können sich Betroffene wenden?

Diagnose und Therapie der Sialorrhoe sollten möglichst früh einsetzen und zwischen hausärztlicher Praxis, beteiligten Fachärzt*innen (der Neurologie, Hals-Nasen-Ohren Medizin, Phoniatrie) und Therapeut*innen (Logopädie) abgestimmt sein. Kommt Botulinum Neurotoxin als Behandlung in Frage, kann Sie Ihr Arzt oder Ihre Ärztin an in der Botulinum Neurotoxin-Therapie erfahrene medizinische Fachpersonen weiterleiten oder bei ausreichender Kenntnis selbst injizieren. 


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