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Alle drei Minuten ist hierzulande jemand von einem Schlaganfall betroffen. Schätzungen gehen von ungefähr 250.000 Fällen pro Jahr aus, womit diese Erkrankung zu einer der häufigsten in Deutschland zählt. Sie gilt als Hauptursache für bleibende Behinderungen.
Der Schlaganfall ist eine plötzlich auftretende Störung der Durchblutung im Gehirn. Als Folge sterben die dortigen Nervenzellen aufgrund des Mangels an Sauerstoff und Nährstoffen ab, darum ist schnelle Hilfe von größter Wichtigkeit. Andere Begriffe für diese Erkrankung sind auch Gehirnschlag und Apoplex.
Dabei wird im Grunde zwischen zwei Formen unterschieden:
- Bei einem Hirninfarkt, ein sogenannter ischämischer Schlaganfall, handelt es sich um eine Minderdurchblutung des Gehirns, ausgelöst durch verschiedene Ursachen. Ungefähr 80 Prozent der Schlaganfälle sind dieses Typs.
- Bei einer Hirnblutung, ein sogenannter hämorrhagischer Schlaganfall, platzt ein Blutgefäß im Gehirn, wodurch Blut in das umliegende Hirngewebe fließt und zu einer Hirndruckerhöhung mit fatalen Folgen führen kann. Weil es dabei auch zu einer Minderversorgung des Gewebes kommt, können die Symptome vor allem anfangs oft nur schwer von denen des Hirninfarkts unterschieden werden.
Laut des Ärzteblattes ist der Schlaganfall hierzulande mit geschätzt 250.000 Betroffenen jährlich eine der häufigsten Erkrankungen. Er ist mit mehr als 60.000 Todesfällen im Jahr nach Herz-Kreislauferkrankungen und Krebsleiden die dritthäufigste Todesursache. Weltweit sind rund 15 Millionen Menschen pro Jahr von einem Schlaganfall betroffen.
Risikofaktoren eines Schlaganfalls
Etwa die Hälfte aller Erkrankten ist über 70 Jahre alt. Damit sind ältere Menschen die Risikogruppe für Schlaganfälle. Aber auch junge Menschen können einen Schlaganfall erleiden – vor allem bei Vorliegen einer genetischen Disposition oder anderen Risikofaktoren wie:
- hoher Blutdruck
- Nikotin- und Alkoholkonsum
- Übergewicht
- Herzrhythmusstörungen
- Fettstoffwechselstörungen
- Bewegungsmangel
- Diabetes
Aufgrund der Zunahme von Menschen mit Diabetes mellitus, Übergewicht und erhöhten Blutfettwerten sowie des steigenden Anteils älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung rechnen Fachleute damit, dass die Zahl der Schlaganfall-Patient*innen weiter zunehmen wird.
Vielfältige Symptome
Je nachdem, welcher Gehirnanteil von einem Schlaganfall betroffen ist, zeigen sich auch unterschiedliche Symptome. Vielfach gehen dem eigentlichen Schlaganfall kürzere Episoden mit ähnlichen Symptomen voraus. So kann es zu kurzzeitigen Sprachstörungen, Gedächtnisverlusten, Missempfindungen aber auch zu kurzen Lähmungserscheinungen kommen. Diese vorübergehenden, also transitorischen Attacken sollten als Warnhinweise gedeutet werden und eine sofortige medizinische Konsultation nach sich ziehen.
Meist entstehen halbseitige Lähmungen, bei denen der Mundwinkel der betroffenen Seite herabhängt und Sprach- und Gefühlsstörungen auftreten. Beide Schlaganfalltypen können Kopfschmerzen verursachen. Häufig treten auch Übelkeit und Erbrechen auf. Ein schwerer Schlaganfall führt zu Bewusstseinstrübung bis zur Bewusstlosigkeit und kann lebensbedrohlich sein.
Zeit als wichtigster Faktor
Bei einem Schlaganfall spielt der Faktor Zeit eine enorm wichtige Rolle. Je früher nach einem Schlaganfall die Behandlung begonnen wird, umso größer sind die Chancen Betroffener, dass nur wenige Schäden zurückbleiben oder die Beeinträchtigungen sich im Laufe der Zeit sogar vollständig zurückbilden.
Ein Schlaganfall ist also immer auch ein Notfall. Alle Maßnahmen zur Verbesserung der Situation entfalten in den ersten drei Stunden ihre größte Wirkung. Um die akute lebensbedrohliche Situation von Betroffenen zu stabilisieren und zu verbessern, müssen sie – falls erforderlich – auch intensivmedizinisch versorgt werden.
Eine der Sofortmaßnahmen beim ischämischen Schlaganfall zielt darauf ab, die Arterienverengung aufzulösen. Bei der sogenannten Lyse-Therapie werden verstopfende Thrombosen in den Gehirnblutgefäßen durch Medikamente abgebaut und die Hirndurchblutung wiederhergestellt. Die Lyse-Therapie muss aber innerhalb der ersten drei Stunden nach Auftreten der ersten Symptome eingeführt werden.
Bei der Lyse-Therapie wird meistens das so genannte rtPA verwendet – ein synthetisch hergestellter Stoff, der dieselbe Wirkung des körpereigenen Gerinnungshemmers tPA, welcher im menschlichen Körper nur in geringen Mengen vorkommt, hat. Das rtPA wird entweder so nah wie möglich am Blutgerinnsel eingeführt oder mittels einer Infusion verabreicht, die sich dann im ganzen Körper verteilt.
Um das Risiko eines Rückfalls zu verringern, können außerdem Blutgerinnungshemmer wie zum Beispiel Heparin oder Azetylsalizylsäure, welche unter anderem auch in Aspirin enthalten ist, eingesetzt werden.
Erstversorgung in Stroke Unit
Schon die Erstversorgung sollte nach Möglichkeit auf einer Spezialstation für Schlaganfälle, einer sogenannten Stroke Unit, erfolgen. Das erste Ziel dort ist es, Betroffenen eine rasche und optimale Diagnostik zu bieten, um die optimale Therapie festzulegen.
Die weitere Behandlung basiert auf einer intensiven laufenden Überwachung. Kontinuierlich werden die Basisparameter von Blutdruck, Puls, Temperatur und Atmung kontrolliert. Die enge Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Disziplinen wie der Neurologie, Innerer Medizin, Neurochirurgie und Radiologie ist ein weiterer Vorteil der Schlaganfall-Einheit, ebenso wie die frühzeitige Einleitung einer längerfristig angelegten Rehabilitation.
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Frühe Rehabilitation
Auch hier spielt der Faktor Zeit eine sehr wichtige Rolle, denn hirnverletzte Menschen können bei geeigneter und schneller Therapie sehr viele ihrer zunächst verloren gegangenen Fähigkeiten wieder erlangen. Die weitere Rehabilitation findet meist stationär in einer Spezialklinik statt und dauert je nach Ausmaß der Funktionsstörungen mehrere Wochen. Sobald es der medizinische Zustand erlaubt, wird die Rehabilitation ambulant fortgesetzt.
Die Rehabilitation umfasst:
- Die Physiotherapie beginnt bereits auf der Intensivstation, auch wenn Betroffene sich eventuell noch nicht selbst bewegen können. Durch Mobilisierung werden Gelenke und Muskeln vor Bewegungseinschränkungen bewahrt, Atemtherapie erleichtert die Atmung.
- Die Ergotherapie startet ebenfalls sehr früh und will durch gezieltes Trainieren alltäglicher Aufgaben aus allen Lebensbereichen die nach einer Hirnverletzung noch bestehenden senso-motorischen, kognitiven und psychischen Fähigkeiten optimal ausschöpfen.
- Die Neuropsychologie befasst sich mit der Abklärung und Behandlung von Störungen höherer Hirnfunktionen wie des Denkens, Fühlens und Verhaltens. Nach einer Hirnverletzung sind neuropsychologische Probleme weitaus am häufigsten, und sie sind in Bezug auf die Wiedereingliederung sehr schwerwiegend.
- Die Logopädie nimmt sich Betroffenen an, bei denen nach der Hirnschädigung Sprachstörungen, sogenannte Aphasien, auftreten.
- Eine wichtige Aufgabe der Rehabilitation ist es, dass die Betroffenen lernen, mit bleibenden Beeinträchtigungen zu leben und sich damit im Alltag zurechtzufinden. Sorgen und negative Gedanken können zu Depressionen, Rückzug und Untätigkeit führen. In Anbetracht dieser Krankheitsfolgen kommt der therapeutisch orientierten Freizeitgestaltung, der sogenannten Rekreationstherapie, eine wichtige Rolle zu.
Darüber hinaus wird eine Änderung der schädlichen Lebensumstände wie etwa Rauchen, Bewegungsmangel oder ungesunde Ernährungsgewohnheiten angeregt, um das Risiko eines Folgeschlaganfalls zu senken.
Zurück im Leben
Hirnverletzte Menschen stehen oft vor der Herausforderung, ihr Leben mit verschiedensten Behinderungen neu zu gestalten. Der Krankheitsverlauf und die Chancen auf eine Heilung hängen in erster Linie vom Ort und der Größe der dauerhaften Hirnschädigungen ab sowie der schnellstmöglichen medizinischen Versorgung. Im Einzelfall kann darüber entschieden werden, ob es sinnvoll ist, einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen.
Erfahrungen bei Schlaganfall
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