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Alltagstricks in der Küche für blinde und sehbehinderte Menschen

Barrierefreies Wohnen kann für Menschen mit Behinderung nicht nur durch eine barrierefreie Wohnung und Hilfsmittel ermöglicht werden, sondern auch durch Alltagstricks. In diesem Artikel wollen wir Ihnen Alltagstricks in der Küche vorstellen. Egal, ob Ordnung, Putzen oder Kochen. Hier finden Sie eine Ansammlung von Alltagstricks in der Küche. Haben Sie noch weitere Tipps? Dann melden Sie sich gerne bei uns und wir fügen Ihren Tipp hinzu!

ein Koch steht mit dem Rücken zur Kamera und schneidet Gemüse, im Vordergrund ein großer Kochtopf | © Andi Weiland I Gesellschaftsbilder

Alltagstricks in der Küche (Andi Weiland I Gesellschaftsbilder)

Alltagstricks in der Küche: Menschen mit Sehbehinderung

Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit haben andere Anforderungen an eine Küche und ihre Systeme als beispielsweise Menschen, die einen Rollstuhl nutzen. Und nicht immer gibt es für jede Alltagsaufgabe ein geeignetes Hilfsmittel. Nicht jede Alltagshilfe wird von einem Kostenträger übernommen. So sind verschiedene Alltagstricks in der Küche wichtig, um den Alltag in Küche und Haushalt zu bewältigen. Egal, ob es sich um das Thema Abmessen oder Abwiegen, Backen, Eingießen, Kochen, Putzen oder Ähnliches handelt. Gerade für Menschen, die gerade erst ihre Behinderung erworben haben, können diese Aufgaben unmöglich erscheinen. Alltagstricks in der Küche sollen ihnen dabei helfen, Wege aufzuzeigen, wie es gehen kann. Letztendlich muss jeder Mensch für sich selbst den geeigneten Weg finden.

Für sehbehinderte und blinde Menschen können dabei Alltagshilfen mit Sprachausgabe oder andere akustische Signaltöne, gut fühlbare Bedienelemente oder auch gute Einteilungen und Ordnungen hilfreich sein.

Eine Ausführliche Liste der Alltagstricks finde Sie auf der Seite des DBSV (Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband), die diese gemeinsam mit dem Hessischen Koordinationsbüro für Frauen mit Behinderung im PARITÄTISCHEN Wohlfahrtsverband, Landesverband Hessen e. V. zusammenstellen. Außerdem finden Sie dort auch eine Vielzahl an Rezepten.

Alltagstricks in der Küche: Farben, Licht und Kontraste

Die Orientierung und das Arbeiten in der Küche kann sehbehinderten Menschen mit verschiedenen Kontrasten und Licht bereits vereinfacht werden.

Wo sollte auf einen guten Kontrast geachtet werden:

  • Kanten von Tischen, Arbeitsplatten und Regale: Beim Neukauf der Küche können die Kanten gesondert ausgesucht werden.
  • Griffe
  • Schranktüren, Fensterbänke, Türrahmen, Türblätter, Mülleimer usw.
  • Glastüren können dekorativ gestaltet werden
  • Tischdekoration bieten kreative und kontrastreiche Gestaltungsmöglichkeiten
  • Farben von Vorhängen, Sitzkissen oder Handtüchern können als Orientierungspunkte dienen.

Blendungen und Spiegelungen vermeiden:

  • Spiegelnde Oberflächen, weiße Tische oder Tischdecken, weißes Geschirr usw. können bei Blendempfindlichkeit ungünstig sein

Das richtige Licht:

  • Blendfreies gezieltes Licht
  • Bei Halogenstrahlern ist unter Hängeschränken Vorsicht geboten
  • Unter Küchenschränken lassen sich Lumilux- und Luminestra-Leuchten (nachträglich) mit Doppelklebeband befestigen.
  • „Kaltlichtleuchten“ für die Innenbeleuchtung von Schränken
  • Durch sogenannte „Lichtstollen“ können Schränke und elektrische Geräte unglaublich kontrastreich abgesetzt und unterschieden werden.

Ein Tipp: einiges kann sich auch mit Kontraststreifen gestalten lassen.

Alltagstricks in der Küche: Kochen und Backen

Abmessen oder Abwiegen:

  • Dieselben Gefäße verwenden, vermittelt ein ungefähres Gefühl der Menge.
  • Flüssigkeiten können auch abgewogen werden.
  • Kleine Mengen von Flüssigkeiten lassen sich mit Kaffee-Portionierlöffel abmessen.

Backen:

  • Langen dünnen Gegenstand (Nadel, Stricknadel,Zahnstocher, etc.) zur Kontrolle hineinstecken. Bleibt Teig daran zurück, ist der Kuchen noch nicht fertig.
  • Die Backform zum Befüllen auf ein Brett stellen, mit dem Brett zusammen in den vorgeheizten Ofen schieben, danach das Brett unter der Form herausziehen.
  • Silikonbackformen benötigen kein Einfetten.
  • Zum Einfetten können Sprayflaschen mit Öl hilfreich sein oder auch die Hände.
  • Austrocknen von Gebäck kann vermieden werden, indem man es in Frischhaltefolie einwickelt oder wenn das Gebäck in der Mitte halbiert wird und dann wieder dicht zusammengeschoben wird.

Eingießen:

  • Beim Füllen eines Glases den Finger ins Glas halten zum Überprüfen des Füllstandes oder anhand des Geräusches.
  • Wassererhitzer: Die Menge vorher abmessen, die erhitzt werden soll.
  • Trichter können die Angst vor dem Eingießen bei heißer Flüssigkeiten nehmen.
  • Italienische Nudeltöpfe eigenen sich zum Abgießen von Kartoffeln, Eiern oder Gemüse.

Die Becherküche:

Die „Becherküche“ von Birgit Wenz soll das Kochen und Backen kinderleicht gestalten. Hier ist der Name Programm. Die Rezepte sind so leicht, dass sogar Kinder sie umsetzen können. Zu den einzelnen Büchern gehört ein Becher-Set. Diese unterscheiden sich in Größe und Farbe. Dabei werden die Zutaten mit den Bechern dosiert. Beispielsweise steht im Text, dass man erst zwei blaue Becher Mehl und dann drei rote Becher Zucker in die Schüssel schütten soll. Außerdem bietet die Blista die vier Bücher mit Punktschrift und tastbar markierten Bechern an. Die Rezepte konzentrieren sich auf: Back- und Ofenrezepte, gesund und lecker, vegetarisch.

Kochen und Braten:

  • Schüttel-Mixbecher vermeiden beim Einrühren von Mehl Klumpen in Saucen.
  • Sparschäler: Schälen von Obst und Gemüse
  • Resteschale an Kartoffeln spürt man besser, wenn man sie beim Schälen zwischendurch in warmes Wasser taucht.
  • Beim Würzen keinen Streuer, sondern die eigene Hand verwenden oder Zeigefinger und Daumen.
  • Gewürze wie Pfefferkörner sollen vor dem Essen entfernt werden. Hierfür vorab einen Teefilter nutzen.
  • Milchwächter: So lässt sich das Überkochen von Milch vermeiden.
  • Doppelpfannen eignen sich zum Braten.
  • Muss man Bratgut anfassen, dann vorher den Finger mit kaltem Wasser anfeuchten.
  • Es gibt Wasserkocher, bei denen auf der Innenseite fühlbare Markierungen für die Wassermengen (0,5 Liter, 1 Liter usw.) angebracht sind.

Schneiden:

  • Mit einer Gabel an der Messerseite entlangfahren, um die scharfe Seite zu erkennen.
  • Einige Gemüsesorten lassen sich mit einer Reibe fein schneiden.
  • Käsehobel für Käsescheiben benutzen.
  • Pizzaschneider für Pizzas, Quiches und Pies verwenden.

Weitere Tipps können sein:

  • In Kartoffel stechen: sind sie weich sind sie gar?
  • Überkochendes Wasser hört man
  • Kochkurse
  • Beratung in einem Haushaltswarenladen

Alltagstricks in der Küche: Haushaltsgeräte

Haushaltsgeräte bedienen:

  • Bei Neukauf: Tasten sollten fühlbar sein und es sollten keine sensorischen Tasten sein
  • Klebepunkte können an Tasten und Schalter angebracht werden.

Alltagstricks zum Thema „Herd“:

  • Klassische Kochfelder
  • Steht der Topf auf der Herdplatte? Ein feuchtes Tuch benutzen, kommt dieses direkt mit der Heizplatte in Berührung, zischt es.
  • Ist die Lampe am Herd an? Das Lämpchen sollte gut sichtbar sein oder es kann ein Lichtsensor genutzt werden.
  • Es gibt leicht gerillte Ceranfelder.
  • Zum Erhitzen von Milch und Speisen, die nicht gekocht werden sollen, am besten einen Simmertopf verwenden. Das ist ein doppelwandiger Topf ohne Deckel. Der Raum zwischen Außen- und Innenwand wird mit Wasser gefüllt. Kocht das Wasser, hört man Dampf aus dem Ventil entweichen
  • Induktionsherde haben den Vorteil, sich nicht an der Platte zu verbrennen und sie sind leicht zu reinigen. Ein Herd von der Firma Neef hat Drehknöpfe statt Sensoren, um die Temperatur zu regeln.

Alltagstricks in der Küche: Essen

Bestreichen von Brotscheiben:

  • Von einer Ecke zur diagonal gegenüberliegenden Ecke streichen, das Brot viermal drehen.
  • Längliche Brotscheiben: von oben nach unten, von links nach rechts streichen, dann die Scheibe umdrehen und wiederholen.
  • Kuchen-Tipp: mit Messer und Gabel essen oder mit Kuchengabel und Kaffeelöffel.
  • Essensverteilung auf dem Teller: Der Teller repräsentiert eine Uhr. Legen Sie die Speisen immer auf die gleichen „Zeiten“. Fleisch beispielsweise auf sechs Uhr, weil Sie es da am besten schneiden können.
  • Geschirr mit Kontrast zum Essen verwenden.

Alltagstricks in der Küche: Putzen und Organisieren

In der Küche:

  • Dinge stets an derselben Stelle aufbewahren.
  • Alle Dosen, Putz- und Haushaltsmittel, Gewürzgläser beschriften oder markieren.
  • Klein Verpacktes in größere Gefäße füllen -> mehr Platz für Markierungen
  • Für Gewürze dieselben markanten Gläser verwenden.

Markierungsmöglichkeiten:

  • Klebepunkte
  • Taktile Beschriftungen für den Mülleimer
  • Kontraststreifen
  • Einritzen von Verpackungen
  • Dinge mit ausgestanzten Klebebuchstaben aus Filz oder Moosgummi markieren
  • systematische Anordnung in Schränken, Kommoden und Regalen vornehmen. Nach Alphabet sortieren und mit Tesastreifen markieren.
  • Einen Zettel an einer Schnur befestigen und diese an Lebensmitteln im Gefrierschrank befestigen, erleichtert die Suche.

Mehr zum Thema Ordnung finden Sie hier.

Putzen:

  • Erst Saugen dann wischen
  • Fläche Freiräumen und systematisch saugen oder wischen
  • Mehrfach über die Flächen gehen: Fläche in Teile oder Bahnen einteilen

Mehr zum Thema Putzen finden Sie hier.

Welche Hilfsmittel gibt es für die Küche?

Haushaltsgeräte können teilweise barrierefrei gekauft werden. Eine kleine Auswahl an taktilen und akustischen Haushaltsgeräten haben wir hier aufgelistet. Zudem gibt es auch viele "kleine" Alltagshelfer, die den Alltag vereinfachen können.

Küchenhilfen bei Flüssigkeiten

  • Abgießhilfe: Es handelt sich um ein Sieb, das auf den Topf gesetzt werden kann. So kann das heiße Wasser aus dem Topf gekippt werden, ohne den Inhalt zu verlieren.
  • Kochblume: Ein Überkoch- und Spritzschutzdeckel
  • Milchwächter: warnt vor dem Überkochen der Milch
  • Töpfe der Serie Cookware von Royal vkb: haben einen abschraubbaren Deckel und einen Ausguss

Abmessen und Dosieren

  • Messbecher: Set, vier Edelstahlbecher für 250, 125, 80 und 60 ml Inhalt
  • Edelstahl-Messbecher mit fühlbaren Innenmarkierungen
  • Messlöffel gibt es in verschiedenen Größen
  • Feindosierlöffel aus Kunststoff mit verschiebbarem Keil von 1-10 Gramm

Praktische Haushaltsgeräte

  • Dampfgarer
  • Reiskocher

Schneiden

  • Ananasschneider: Unterstützt beim Schneiden von Ananas
  • Apfelschneider
  • Dosenöffner: Mit speziellen Dosenöffnern kann mit geringem Kraftaufwand und ohne eine scharfe Kante zu hinterlassen der Deckel entfernt werden.
  • Eierschere: Schälen von gekochten Eiern

Taktile Haushaltsgeräte

  • Heißluftgarer mit taktilem Bedienfeld
  • Mikrowelle mit taktilen Symbolen

Küchengeräte mit Sprachausgabe

Gerade blinde und sehbehinderte Menschen sind oft auf akustische Signale oder Hinweise angewiesen, wenn es um den Alltag geht. So können gerade Utensilien mit Sprachausgabe den Alltag erleichtern. Auch im Bereich der Küche gibt es das ein oder andere Hilfsmittel, das via Sprachausgabe funktioniert. Hier eine kleine Aufzählung von ein paar Küchengeräten, die eine Sprachausgabe besitzen:

  • Küchenwaage
  • Eierkocher
  • Timer
  • Füllstandsanzeiger: Dieser Anzeiger spricht zwar nicht. Er gibt dennoch einen hörbaren Ton ab, um vor dem Überlaufen zu warnen.

Feelware bietet im Bereich Haushaltsgeräte einiges für blinde und sehbehinderte Menschen an. So auch in der Rubrik "Blindengerechte Herde, Backöfen und Küchengeräte". Hier können unter anderen sprechende Herde und Backöfen, sowie eine akustische Ausrüstung für den bereits bestehenden Ofen eine Möglichkeit sein.

Alltagstricks in der Küche: Einkaufen

Auch beim Einkaufen kann man sich mit dem ein oder anderen Hinweis die Tätigkeit erleichtern. Grundsätzlich kann es hilfreich sein, Stoßzeiten zu vermeiden.  Wenn Sie sich unsicher sind, wann die Stoßzeiten in Ihrem Supermarkt sind, können Sie nachfragen. Bei einigen Suchmaschinen wird auch angezeigt, wann sich viele Menschen vor Ort befinden. So haben sie hierüber einen guten Überblick und können bestimmte Zeiten vermeiden.

Meiden Sie Stoßzeiten, so können Mitarbeiter*innen des Supermarktes ihnen möglicherweise auch beim Einkaufen helfen. Supermärkte wie Kaufland stellen sogar eine Einkaufsbegleitung. Hierzu wird aber eine Voranmeldung benötigt. Fragen Sie einfach in Ihrem Supermarkt nach.

Online ist mittlerweile viel möglich. Auch das Einkaufen wird von verschiedenen Anbietern ermöglicht, ohne dass man die Couch verlassen muss. Das kann für Menschen mit einer Behinderung oder chronischen Erkrankung erleichternd sein. Vor allem, wenn dadurch Kapazitäten gespart werden, die an anderer Stelle dringender benötigt werden. Mittlerweile lassen sich neben Kleidung auch Lebensmittel und Getränke ganz einfach nach Hause liefern. Sei es über Anbieter wie Flaschenpost, Flink oder Picnic. Schauen Sie vorab, ob einer der Anbieter zu Ihnen liefert.

Tiefgefrorenes können Sie sich nicht nur über die oben genannten Möglichkeiten nach Hause liefern lassen, sondern auch über Anbieter wie Bofrost gesondert liefern lassen.

Auch einige Discounter liefern nach Hause. Beispielsweise haben REWE und Edeka einen Lieferservice. Erkundigen Sie sich vorher, ob auch in Ihrem Gebiet geliefert wird.

Für blinde Menschen kann es interessant sein, sich vorab mit den Angeboten auseinanderzusetzen und einen Überblick zu verschaffen. Einige Supermärkte haben einen Newsletter, den sie per Mail versenden.

Gehen Sie selbst Einkaufen, so können Apps, Woodscan oder auch der Einkaufsfuchs Sie dabei unterstützen. Sie können beispielsweise Produkte vergrößern, an den Preis zoomen oder den Barcode einscannen, um zu erfahren, um welches Produkt es sich handelt. Ebenfalls können sie mit Apps wie SeeingAi auch die Kamera über das Produkt halten und die Schrift vorgelesen bekommen.

Weitere Alltagstricks zum Thema Einkaufen finden Sie hier.


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