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Nebenwirkungen von Psychopharmaka: wie gefährlich sind Antidepressiva?

„Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ – diesen Satz haben wir alle schon mal gehört. Was einfach klingt, ist es nicht zwangsläufig, sind die Packungsbeilagen von Medikamenten doch oft unübersichtlich und kompliziert verfasst.

Pillen und Kapseln in verschiedenen Formen, Größen und Farben liegen zerstreut auf einer Fläche. | © unsplash

Entsprechende Arzneimittel können lediglich von Fachpersonen verschrieben werden. (unsplash)

Das ist auch bei zu den Psychopharmaka gehörenden Antidepressiva, die zur Behandlung von Depressionen eingesetzt werden, nicht anders. Sie haben diese Art von Medikamenten verschrieben bekommen, beziehungsweise nehmen Sie ein und möchten möglichst ohne Fachjargon erfahren, welche Nebenwirkungen auf Sie zukommen könnten? Dann sind Sie hier richtig! Es gibt verschiedene Arten von Antidepressiva. Je nach Symptomen und Lebenssituation der Patient*innen werden entweder

 

verschrieben. Auf deren Wirkung sind wir bereits in der Vergangenheit eingegangen, detaillierte Informationen über die verschiedenen Präparate finden Sie hier.

Libidoverlust und Gewichtszunahme: Nebenwirkungen von Psychopharmaka

Vorweg: So gut wie jedes Medikament, ob es nun zu der Gruppe der Psychopharmaka gehört oder nicht, hat Nebenwirkungen. Entscheidend ist, ob Sie diese für die Besserung Ihrer Symptome in Kauf nehmen können. Ärzt*innen berücksichtigen bei der Suche nach dem richtigen Antidepressiva verschiedene Faktoren. Einerseits spielen Ihre Symptome eine Rolle. Andererseits Ihr Alter und etwaige Vorerkrankungen. Wenn Sie nämlich bereits Medikamente einnehmen, muss darauf geachtet werden, dass sich diese mit den Psychopharmaka vertragen und keine ungewollten Begleiterscheinungen, sogenannte Wechselwirkungen, entstehen. 

Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)

Bei den selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wie Escitalopram, Sertralin, Citalopram oder Fluoxetin wird häufig von den folgenden Nebenwirkungen berichtet: 

  • Durchfall
  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit
  • Mundtrockenheit
  • Schlafstörungen
  • Schwindel
  • Sexuelle Funktionsstörungen (Libidoverlust, Anorgasmie, Ejakulationsversagen)
  • Übelkeit

Sie dürfen SSRI nicht gemeinsam mit als Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) bekannten Psychopharmaka oder Triptanen, die zur Behandlung von Migräne verschrieben werden, einnehmen. Unter anderem können Lähmungserscheinungen oder das , das sich durch kognitive Störungen, Muskelzucken, Schüttelfrost und vermehrtem Schwitzen äußert, auftreten. Wenn Sie SSRI gemeinsam mit Johanniskraut, Heroin, LSD, Kokain oder Lithium einnehmen, laufen Sie ebenfalls Gefahr, am Serotonin-Syndrom zu erkranken. 

Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SRNI)

Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, zum Beispiel Venlafaxin, Duloxetin oder Milnacipran werden unter anderem mit Nebenwirkungen wie

  • Angst oder Unruhe,
  • Appetitverlust,
  • Gewichtsabnahme, Gewichtszunahme
  • Kopfschmerzen,
  • Müdigkeit,
  • Mundtrockenheit,
  • Schlafstörungen,
  • Schwierigkeiten beim Wasserlassen,
  • Schwindel,
  • Schwitzen,
  • Sexuelle Funktionsstörungen (Libidoverlust, Anorgasmie, Ejakulationsversagen)
  • Übelkeit und
  • Verstopfungen

in Verbindung gebracht. Auch SRNI können bei Kombination mit Johanniskraut und Drogen zu einem Serotonin-Syndrom führen. Ferner raten Ärzt*innen vom Konsum von Alkohol während der Therapie mit Venlafaxin und Co. ab. Auch sogenannte ZNS-Medikamente wie Serdolect gegen Psychosen dürfen nicht gleichzeitig mit SRNI eingenommen werden. 

Trizyklische Antidepressiva (TZA)

Wenn Sie Clomipramin, Imipramin, Amitriptylin oder Nortriptylin, also ein trizyklisches Antidepressiva einnehmen, kann es sein, dass Sie von den folgenden Nebenwirkungen betroffen sind:

  • Kreislaufprobleme
  • Mundtrockenheit
  • Schlafstörungen
  • Verstopfungen

Auch TZA dürfen nicht mit Alkohol und Drogen gemischt werden. Ebenfalls Vorsicht geboten ist bei Antipsychotika, MAO-Hemmern, Methadon und Beruhigungsmitteln. Dasselbe gilt für Blutdrucksenker, da trizyklische Antidepressiva deren Wirkung abschwächen können. 

Noradrenerge und spezifisch serotonerge Antidepressiva (NASSA)

Die als NASSA bezeichneten noradrenerge und spezifisch serotonerge Antidepressiva gelten als die zweite Generation der Antidepressiva, da sie relativ neu sind. Obwohl viele Patient*innen Präparate wie Mianserin oder Mirtazapin gut vertragen, bleiben einige nicht von gewissen Nebenwirkungen wie

  • Benommenheit,
  • Müdigkeit,
  • Mundtrockenheit oder
  • niedriger Blutdruck

verschont. Psychopharmaka aus dieser Gruppe dürfen ebenfalls nicht zusammen mit MAO-Hemmern, Triptanen oder Alkohol eingenommen werden. Wechselwirkungen wurden ebenfalls bei der Kombination mit SSRIs, Lithium und Johanniskraut beobachtet. 

Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (NARI)

Wirkstoffe wie Reboxtetin und Atomoxetin gehören zu den selektiven Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer und können vor allem bei schweren Depressionen helfen. Auch hier müssen Betroffene mit Nebenwirkungen wie

  • Appetitlosigkeit,
  • Herzklopfen,
  • Kältegefühl,
  • Kopfschmerzen,
  • Mundtrockenheit,
  • niedrigem Blutdruck,
  • Schlafstörungen,
  • Schwindel,
  • sexuellen Funktionsstörungen,
  • Störungen beim Wasserlassen sowie
  • Übelkeit

rechnen. Hinzukommt, dass die Wirkung von einigen Präparaten umstritten ist, weshalb zum Beispiel Reboxtetin in den USA nicht zugelassen ist. NARI dürfen ebenfalls nicht mit anderen Psychopharmaka eingenommen werden, auch Personen, die Antibiotika, Antipilzmittel oder Blutdrucksenker verschrieben bekommen haben, sollten von selektiven Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern die Finger lassen.

Fragen zu Psychopharmaka

Wichtig: Die aufgezählten Nebenwirkungen können im Zusammenhang mit Psychopharmaka auftreten, müssen aber nicht! Es kann durchaus sein, dass Sie kaum negative Begleiterscheinungen bemerken, wenn Sie Antidepressiva nehmen. Außerdem berichtet die Mehrheit der Betroffenen, dass Nebenwirkungen nach zwei bis drei Wochen abklingen oder zumindest nicht mehr ganz so intensiv sind. Anders sieht es bei Wechselwirkungen aus: Diese dürfen Sie auf keinen Fall unterschätzen. Sprechen Sie mit Ihren Ärzt*innen und bringen Sie zum Ersttermin am besten eine Liste mit vorhandenen Erkrankungen und zugehörigen Präparaten mit. Alternativ können Sie auch ein Foto der Medikamentenschachtel machen, so haben Sie auch gleich die Dosierung zur Hand. Bei der Behandlung mit Psychopharmaka ist eine ärztliche Begleitung unerlässlich. Es kann nämlich sein, dass einige Wirkstoffe bei Ihnen nicht den gewünschten Effekt bringen und Sie auf ein anderes Medikament umsteigen möchten. Die Suche nach der richtigen Therapie ist wie diejenige nach der richtigen Brille: Hier würden Sie auch nicht ohne die Beratung durch einen Optiker einfach irgendein Modell kaufen. Wichtig ist der Kontakt zu Fachpersonen auch, wenn Sie daran denken, Ihre Antidepressiva abzusetzen. Sei dies, weil die Symptome abgeklungen oder Sie mit der Wirkung der Psychopharmaka nicht zufrieden sind. Gerade Antidepressiva dürfen nicht abrupt abgesetzt werden, da die sogenannten Absetzerscheinungen sehr unangenehm werden können. Ein langsames Reduzieren der Dosis, auch ausschleichen genannt, ist deshalb unerlässlich. Sollten Sie weitere Fragen zu den Nebenwirkungen von Psychopharmaka haben, zögern Sie nicht, Ärzt*innen oder Apotheker*innen anzusprechen oder online einen Wechselwirkungs-Check zu machen.


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