Gesundheit und Finanzen im Blick: Für alle Eventualitäten im Alter vorsorgen
Das Alter hat viele Gesichter. Wer körperlich gesund und geistig fit ist, kann seinen Lebensabend oft in vollen Zügen genießen. Gerade für Menschen mit Behinderung kann das Alter allerdings auch zusätzliche Hürden mit sich bringen. Deshalb ist es wichtig, schon früh die Gesundheit in den Blick zu nehmen und Vorsorgen zu treffen, die auch die zweite Lebenshälfte zuverlässig absichern. Der Fokus liegt dabei vor allem auf der wirtschaftlichen Unabhängigkeit und einem Umfeld, das es möglich macht, den Alltag auch mit Behinderung bis ins hohe Alter selbstständig zu gestalten.
Gesundheit ist im Alter ein großes Geschenk. (pixabay)
Das Einkommen gegen Berufsunfähigkeit absichern
Das eigene Einkommen ist der wichtigste Grundpfeiler für wirtschaftliche Unabhängigkeit. Wer fest im Berufsleben steht, kann sich oft nicht vorstellen, dass diese Sicherheit plötzlich wegbrechen kann. Dabei ist das Thema Berufsunfähigkeit in allen Altersklassen und Berufssparten präsent. Wie die Krankenkassen-Zentrale berichtet, muss jede*r vierte Erwerbstätige in Deutschland seinen Beruf noch vor Erreichen des Rentenalters aufgeben. Mehr als 10 Prozent der Betroffenen werden schon vor dem 40. Lebensjahr berufsunfähig.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung zählt deshalb zu den wichtigsten Vorsorgemaßnahmen für die wirtschaftliche Sicherheit. Da Berufsunfähigkeit jederzeit eintreten kann, zum Beispiel auch in Folge eines schweren Unfalles mit bleibenden Einschränkungen, ist es wichtig, die eigene Arbeitskraft frühzeitig abzusichern. Expert*innen empfehlen einen Einstieg bereits mit dem Start ins Berufsleben. Ein großer Vorteil liegt darin, dass die Hürden zur Gesundheitsprüfung in jungen Jahren meist leichter zu nehmen sind und der Einstieg in die Berufsunfähigkeitsversicherung zu günstigeren Konditionen möglich ist. Für Menschen mit Behinderung ist ein früher Einstieg in die Berufsunfähigkeitsversicherung wichtig, da eine Behinderung die Anforderungen für die Annahme bei einem Versicherer je nach Einschränkung deutlich erhöhen können.
Eine Berufsunfähigkeit ist gegeben, wenn der oder die Betroffene nach ärztlichem Gutachten für mindestens 6 Monate aufgrund einer physischen oder psychischen Erkrankung nicht mehr in der Lage sein wird, seinen Beruf ganz oder teilweise auszuüben. Gleiches gilt, wenn der oder die Betroffene bereits seit sechs Monaten aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen den Beruf ganz oder teilweise nicht mehr ausübt. Ist die Berufsunfähigkeit medizinisch eindeutig festgestellt, springt die Versicherung ein und schließt die entstehende Versorgungslücke im Rahmen der vertraglich vereinbarten Leistungen.
Die Rentenlücke schließen
Nicht jedes Einkommen ist so umfangreich, dass die daraus generierte Rente ausreicht, um auch im Alter sorgenfrei leben zu können. Für viele Erwerbstätige entsteht Hochrechnungen zufolge eine Rentenlücke, die die wirtschaftliche Sicherheit im Ruhestand gefährdet. Um im Alter finanziell gut abgesichert zu sein, ist es wichtig, die eigene Rentenlücke frühzeitig zu ermitteln und Strategien und sich zu Möglichkeiten beraten zu lassen, um sich im Alter wirtschaftlich besser abzusichern. Hierzu ist es sinnvoll, in regelmäßigen Abstände bei der deutschen Rentenversicherung einen „Antrag auf Klärung des Rentenkontos“ zu stellen. Darüber lässt sich Einblick in das eigene Rentenkonto nehmen und sicherstellen, dass alle Angaben richtig sind. Auch eine zuverlässige Ermittlung der bestehenden Rentenlücke ist über eine Klärung des Rentenkontos möglich.
Wer seine Rentenlücke im Alter ermitteln möchte, sollte die Inflation berücksichtigen. Derzeit gehen Finanzexpert*innen von einer Inflation von 1,5 bis 3 Prozent aus, die Tendenz ist eher steigend. Das bedeutet, dass das Einkommen zum aktuellen Zeitpunkt in 20 oder 30 Jahren deutlich weniger Kaufkraft haben wird. Ein Kaufkraftverlust von rund 30 Prozent ist durchaus realistisch. Ein Einkommen von 1.000 Euro netto wäre damit im Rentenalter nur noch mit einer Kaufkraft von 600 bis 700 Euro ausgestattet. Die Auswirkungen der Inflation sollten bei der Ermittlung einer realistischen Rentenlücke immer einkalkuliert werden.
Ein Beitrag des Gesetzgebers zur Schließung der Rentenlücke ist die so genannte Grundsicherung, die im Rahmen der Sozialhilfe einspringt, wenn ein*e deutsche*r Bundesbürger*in die gesetzliche Altersgrenze für die Rente erreicht hat und das Einkommen nicht ausreicht, um den Lebensunterhalt zu finanzieren. Die Grundsicherung springt auch dann ein, wenn der oder die Betroffene nie selbst in die Rentenkasse einbezahlt hat.
Noch wichtiger sind allerdings finanzielle Strategien, die die wirtschaftliche Absicherung im Alter aus eigenen Mitteln gewährleistet. Eine private Altersvorsorge greift am besten, wenn sie schon mit dem Einstieg ins Berufsleben beginnt. Mit einem langfristig angelegten Vorsorgeplan lässt sich schon mit geringem finanziellem Einsatz ein wirtschaftliches Polster schaffen, das die gesetzliche Rente im Alter zuverlässig aufstockt.
Welches Produkt für die private Altersvorsorge in Frage kommt, ist eine individuelle Entscheidung und hängt auch von den finanziellen Möglichkeiten ab. Von Rentenfonds über Produkte aus dem Bereich Lebensversicherung und betriebliche Altersvorsorge bis hin zu Bausparverträgen und Immobilienfinanzierungen steht ein breites Portfolio zur Verfügung. Dabei kann es sinnvoll sein, das Budget für die private Altersvorsorge zu streuen und so eine wirtschaftliche Zusatzabsicherung zu erreichen, die aus verschiedenen Fördertöpfen schöpft.
Das Thema Pflegebedürftigkeit ernst nehmen
Im Alter spielt das Thema Pflegebedürftigkeit für die meisten Menschen eine Rolle. Aber auch junge Menschen mit einer Behinderung können auf Unterstützung angewiesen sein. Wer seine Gesundheit fest im Blick hat, sollte sich frühzeitig mit der Frage beschäftigen, wie er oder sie für eine eventuelle Pflegebedürftigkeit vorsorgen möchte.
In Deutschland ist die Pflegeversicherung für Menschen mit Behinderung oder einer altersbedingten Pflegebedürftigkeit zuständig. Für gesetzlich und privat Krankenversicherte gibt es Unterstützungsmöglichkeiten, um die Kosten aufzufangen, die durch eine Pflegebedürftigkeit verursacht werden. Auch Beratungsangebote und Unterstützung bei der Suche nach der passenden Pflege können Versicherte über die Pflegekasse in Anspruch nehmen. Je nach Pflegebedarf reichen die Leistungen der Pflegekasse nicht aus, um die entstehenden Kosten zu decken. Hier kann eine private Pflegeversicherung eine wichtige Lücke schließen und dazu beitragen, dass pflegebedürftige Menschen auch unabhängig von ihrem Einkommen bestmöglich versorgt werden können.
Doch das Thema Pflegebedürftigkeit hat weitaus mehr Facetten als nur den finanziellen Aspekt. Die grundlegende Frage, ob eine Pflege zu Hause durch Angehörige oder zertifizierte Pflegekräfte möglich ist oder ob der Umzug in ein Pflegeheim erforderlich wird ist dabei ebenso zentral wie das Thema barrierefreies Wohnen im häuslichen Umfeld. Für Betroffene und Angehörige kann die Pflegebedürftigkeit einer Person eine enorme physische und psychische Belastung mit sich bringen. In diesem Fall ist es wichtig, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Nicht zuletzt kommt es darauf an, sich frühzeitig mit einer möglichen Pflegebedürftigkeit auseinanderzusetzen und sich gemeinsam mit Angehörigen darüber klarzuwerden, welche Möglichkeiten, Wünsche und Erwartungen im Falle einer Pflegebedürftigkeit bestehen. So lassen sich wichtige Vorkehrungen und Entscheidungen treffen, die Betroffene und ihre Angehörigen im Ernstfall entlasten können.
Barrierefreies Wohnen als Basis für einen selbstständigen Alltag
Für Menschen mit Behinderung ist ein selbstständiger Alltag nicht immer selbstverständlich. Die Möglichkeiten des barrierefreien Wohnens können eine wichtige Grundlage für eine selbstbestimmte Lebensführung darstellen. In einer barrierefreien Umgebung können Menschen mit Behinderung oft bis ins hohe Alter ihren Alltag selbst gestalten und in ihrem vertrauten Umfeld bleiben.
Die Möglichkeiten des barrierefreien Wohnens haben sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Im privaten und öffentlichen Bereich hat Barrierefreiheit einen neuen Stellenwert eingenommen und trägt dazu bei, dass älteren Menschen und Menschen mit Behinderung vielfältige Möglichkeiten der Teilhabe am täglichen Leben zur Verfügung stehen. Barrierefreies Wohnen schafft Komfort und Sicherheit und bildet damit die Ausgangsbasis für ein selbstständiges und aktives Leben – auch mit Behinderung – bis ins hohe Alter.