Diskussionen in der Community
- Benötige einen Rollstuhl mit e-fix Antrieb und einen E-Rolli. Wäre das eine Doppelversorgung?
- wie geht ihr mit existenzieller Einsamkeit um?
- Rollstuhlfahren für Anfänger: Infos, Tipps & Tricks
- Was tun bei Inkontinenz? Erfahrungen & Austausch
- Suche Empfehlungen für Aktivrollstuhl
- Amputation: Was kann ich als Partner heute bereits machen?
In Deutschland begeht statistisch gesehen jede Stunde ein Mensch Suizid. Die Anzahl der Suizidversuche ist deutlich höher. Alarmsignale zu erkennen, sich zu informieren und sich helfen zu lassen, kann Leben retten.
Suizidalität hat viele Gründe
Hinter jedem Suizid oder Suizidversuch steht eine persönliche Geschichte. Es gibt viele Gründe, die Menschen in eine Depression und für sie aussichtslose Situation treiben können, wie Perspektivlosigkeit, Einsamkeit, Arbeitslosigkeit, Burnout oder Traumata. In rund siebzig Prozent aller Suizid-Fällen steht eine Depression im Hintergrund. Statistiken und Studien zeigen zudem, dass die Suizidrate bei Männern fast dreimal höher ist als bei Frauen. Frauen unternehmen jedoch 1,5-mal häufiger Suizidversuche als Männer. Bei Jugendlichen ist Suizid die zweithäufigste Todesursache. Obwohl die Suizidrate seit 1980 kontinuierlich gesunken ist, bleibt die Zahl der Suizide hoch.
Hoffnungslosigkeit führt zu Suizidgedanken
Diskussionen aus der Community
Suizid vs. Selbstmord: Warum Sprache wichtig ist
Der Begriff „Selbstmord“ wird mittlerweile als veraltet angesehen, da er durch den Wortteil „Mord“ mit Stigmatisierung verbunden ist. Es wird empfohlen, den Begriff „Suizid“ zu verwenden. In diesem Beitrag nutzen wir beide Begriffe, weil viele Betroffene und Angehörige nach „Selbstmord“ suchen und wir sicherstellen möchten, dass diese wichtigen Informationen gefunden werden.
Selbstmord oder Suizidversuche sind in den meisten Fällen eine Impulshandlung. Dieser geht ein Auslöser voraus, der den emotionalen Druck ansteigen lässt und zu einem Gefühl der Ausweglosigkeit führt. Die Wahrnehmung ist eingeengt, Lösungen sind für die Betroffenen nicht mehr erkennbar und es kommt zum verhängnisvollen Schritt. Die meisten Betroffenen wollen nicht sterben, sie wollen aber so auch nicht weiterleben.
Auf Warnsignale achten
Es ist wichtig, auf Warnsignale für Suizidgefährdung zu achten. Nur die wenigsten Menschen unternehmen einen Suizidversuch, ohne ihre Probleme vorher angesprochen zu haben.
Wichtige und ernst zu nehmende Alarmsignale sind zum Beispiel:
-
Geäußerte Suizid-Gedanken oder Suizid-Ankündigungen: Die immer wieder gehörte Aussage „Wer über Selbstmord spricht, macht es nicht“ ist falsch.
-
Schwierige Lebensumstände: Krankheit, Arbeitslosigkeit, Einsamkeit, Trennung von einem geliebten Menschen und so weiter.
-
Sozialer Rückzug: Ein sich Abwenden von Freunden und Familie.
-
Ausgeprägte Stimmungsschwankungen: Schneller Wechsel der Laune ohne erkennbaren Grund.
-
Radikale Persönlichkeitsveränderungen: Eine Person ist nicht mehr wiederzuerkennen, verliert zum Beispiel vollkommen das Interesse an ihren Hobbys.
-
Realitätsverlust: Jemand kann nicht mehr zwischen Wirklichkeit und Fantasie unterscheiden, wirkt abwesend oder hat Halluzinationen.
-
Starke Angstzustände: Ständiges Grübeln über mögliche Gefahren, Panikattacken.
-
Selbstzerstörerisches und leichtfertiges Verhalten: Zu schnelles Fahren, selbstverletzendes Verhalten, Weglassen von Mahlzeiten und/oder Schlaf, das Horten von Medikamenten.
-
Obsessive Auseinandersetzung mit dem Tod: Die Person liest plötzlich Bücher zum Thema, sucht im Internet nach Informationen und spricht ungewohnt oft über Düsteres.
-
Krisen nach traumatischen Erlebnissen: Jemand zeigt zum Beispiel nach dem Verlust einer geliebten Person depressives Verhalten oder Anzeichen für PTBS.
-
Alkohol- und Drogenmissbrauch: Regelmäßiger Konsum von betäubenden Mitteln, ohne die Betroffene ihren Alltag nicht mehr bewältigen können.
-
Frühere Suizidversuche: Fast jede*r Zehnte*r, der/die bereits einen oder mehrere Suizidversuche hinter sich hat, stirbt durch Suizid.
Beratungsstellen für Suizid-Gefährdete und deren Angehörige
- Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention: Eine Vielzahl von Beratungsstellen für Menschen mit Suizidgedanken
- Telefonseelsorge: Thema Suizid Telefon: 0800 111 0 111 (kostenlos, rund um die Uhr)
- Nummer gegen Kummer: 116 111 (anonym und kostenlos), Kinder- und Jugendtelefon von 14.00 bis 20.00 Uhr
- AGUS e. V.: Angehörige um Suizid Telefon: 0921 15 00 380: Hilfe für Trauernde, die einen Menschen durch Suizid verloren haben; Montag bis Donnerstag: 9.00 bis 15.00 Uhr, Mittwoch 17.00 bis 19.00 Uhr
- Freunde fürs Leben Verein, der Jugendliche und junge Erwachsene über die Themen Suizid und seelische Gesundheit aufklärt
Suizid: Angehörige leiden mit
Wer als Angehörige*r, Freund*in, Schulkamerad*in oder Arbeitskolleg*in merkt, dass bei einem Mitmenschen einer oder mehrere dieser Punkte zutreffen, sollte mit der betroffenen Person auf alle Fälle darüber sprechen. Dabei ist es wichtig, einfühlsam zuzuhören und den Betroffenen Raum zu geben, um ihre Gefühle auszudrücken. In einem weiteren Schritt kann es sinnvoll sein, ärztliches oder psychologisches Fachpersonal beizuziehen oder weitergehende professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Es ist nicht immer möglich, Suizidgedanken bei einer Person zu erkennen oder zu verhindern. Schuldgefühle bei Angehörigen sind deshalb sehr verbreitet. Nicht nur müssen sie mit der Trauer und einer unvorstellbaren Leere umgehen, sondern werden mitunter auch von Fragen wie "warum habe ich es nicht bemerkt?", "hätte ich mehr tun können?" oder "wie hätte ich diese Tragödie verhindern können?" verfolgt. Diese Fragen sind zwar nachvollziehbar, doch sollten Angehörige nie vergessen, dass Suizid eine sehr komplexe Angelegenheit ist und es in den meisten Fällen keine einfachen Lösungen gibt. Es ist wichtig, dass Angehörige nicht vergessen, auf sich selbst aufzupassen und sich selbst Unterstützung zu suchen, wenn sie es benötigen. Sie sollten sich nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und sich Zeit nehmen, um ihre eigenen Gefühle zu verarbeiten.