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Panikattacken: Symptome und Hilfe

Wer schonmal große Angst erlebt hat, kennt die Symptome einer Panikattacke: Rasendes Herz, zitternde Hände, flauer Magen. Doch warum befinden sich Körper und Psyche im Ausnahmezustand? Hier erfahren Sie alles über Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und Selbsthilfe bei Angststörungen.

Auf dem Bild ist eine Frau zu sehen, die ihre Hände auf die Brust presst. | © pixabay

Panikattacken sind beängstigend und können den Alltag erheblich erschweren. (pixabay)

Jeder Mensch hat Ängste. Das ist grundsätzlich gut und von der Natur so vorgesehen, um uns vor Gefahrensituationen zu schützen. Angst kann also durchaus Leben retten. Sobald sie jedoch den Alltag beeinträchtigt oder sich gar in Panikattacken entlädt, spricht man in der Medizin von einer Angsterkrankung, die dringend behandelt werden muss. Zwar macht eine einzelne und einmalig auftretende Panikattacke noch keine Panikstörung aus, doch der Gang zur Fachperson bietet sich trotzdem an, damit Sie nicht in einen Kreislauf der Angst geraten.

Angst ist nicht gleich Angst

Es gibt drei verschiedene Formen von Angsterkrankungen: Panikstörungen, die generalisierte Angststörung und die Phobien. Um festzustellen, welche Form vorliegt, muss man sich die Auslöser genauer anschauen. Denn durch diese unterscheiden sie sich.

Bei einer Panikstörung treten Panikattacken aus heiterem Himmel auf. Sie sind nicht an einen besonderen Auslöser gekoppelt. Für Betroffene ist das eine zusätzliche Belastung, denn Sie können sich nie sicher sein, eine Situation ohne Panikattacke zu überstehen. Anders ist das bei spezifischen Phobien wie die Spinnenphobie oder Höhenangst: Hier ist der Auslöser klar definiert, Betroffene können sich also in einem gewissen Rahmen vor ihren Symptomen schützen. Kaum Erfahrungen mit Panikattacken haben hingegen Betroffene von einer generalisierten Angststörung. Zwar machen sie sich übermäßig viele Sorgen und haben Angst vor der Zukunft, diese entlädt sich aber nur selten in einer waschechten Panikattacke. Falls Sie mehr über das Thema wissen möchten, empfehlen wir Ihnen diesen Erfahrungsbericht zum Thema Angststörung.

So fühlt sie sich an, die Panikattacke: Symptome

Panikattacken machen sich sowohl körperlich als auch psychisch bemerkbar. Die Symptome treten meist unvermittelt auf und können sehr beängstigend sein. Weil sie von außen kaum wahrnehmbar sind, können nicht Betroffene die starken Ängste nur selten nachvollziehen und bewerten sie als übertrieben. Für Betroffene sind die Beschwerden jedoch real und besonders in den ersten zehn Minuten am heftigsten. Bei den meisten Angstpatient*innen dauert eine Panikattacke ungefähr eine halbe Stunde.

 

Körperliche Symptome

Vor allem Herzschlag und Atmung sind während einer Panikattacke nicht normal. Weil der Körper denkt, er sei in Gefahr, schüttet er die Stresshormone Cortisol und Adrenalin aus. Dadurch verengen sich Blutgefäße, was zu einem schnelleren Herzschlag und flacheren Atem bis hin zu Atemnot führen kann. Diese Symptome sorgen dafür, dass Betroffene Todesängste ausstehen müssen. Weiter tritt starkes Schwitzen, Blässe sowie Zittern auf. Oft wird die Verdauung in Mitleidenschaft gezogen: berichtet wird von Übelkeit, Brechreiz oder Durchfall. Schwindel- und Ohnmachtsgefühle lassen Angstpatient*innen ferner fürchten, gleich das Bewusstsein zu verlieren.

Psychische Symptome

Neben dem starken Gefühl der Angst kann die sogenannte Depersonalisierung auftreten. Betroffene fühlen sich dann verwirrt oder als wären sie nicht ganz da. Bei einer Derealisierung erscheint die Umgebung unwirklich, als würde alles durch Milchglas wahrgenommen werden. Durch die psychischen Symptome wird das Unwohlsein größer und Angstpatient*innen glauben, "verrückt zu werden".

Kreislauf der Angst

Der Verlauf von Panikattacken hängt laut Fachpersonen mit vier zentralen Faktoren zusammen. Wir erklären diese folgend am Beispiel von Kevin, der unter Höhenangst leidet, aber bei einer Wanderung unverhofft eine Hängebrücke überqueren soll. 

  • Angst machende Gedanken: Kevin hat die Brücke noch nicht mal betreten und schon rasen seine Gedanken. Ganz automatisch gehen ihm Sätze wie "mein Gott, ist das hoch" oder "was, wenn ich runterfalle?" durch den Kopf. 

  • Dadurch werden Angst machende Gefühle ausgelöst. So bemerkt Kevin plötzlich, dass er langsam die Kontrolle verliert und Mühe hat, einen kühlen Kopf zu bewahren. Dies macht ihm noch mehr Angst, denn wenn er sich nicht konzentrieren kann, fällt er vielleicht tatsächlich von der Brücke. 

  • Durch die körperlichen Symptome spitzt sich die Lage weiter zu. Kevin ist schwindlig und er fängt an zu zittern. Das kann sehr gefährlich werden, wenn man, wie er, eine Hängebrücke überqueren soll. 

  • Zu guter Letzt folgt Angst aufrechterhaltendes Verhalten. Wenn Kevin jetzt keine Grenzen setzt und einfach weitergeht, seine Ängste also unterdrückt, entladen sie sich höchstwahrscheinlich in einer Panikattacke.

Grafik des Angstkreislaufes. | © Stiftung MyHandicap / EnableMe Der Kreislauf der Angst besteht aus vier Stufen. (Stiftung MyHandicap / EnableMe)

Je länger Betroffene unter Panikattacken leiden, desto größer ist die Gefahr, in einen Kreislauf der Angst zu geraten. Die sogenannte "Angst vor der Angst" oder "Erwartungsangst" sorgt dafür, dass sich Menschen mit Angsterkrankungen aus Furcht vor neuerlichen Attacken zurückziehen (sogenanntes Vermeidungsverhalten). Im Falle von Kevin würde das bedeuten, dass er seit seinem Erlebnis auf der Brücke Orte meidet, die seine Höhenangst triggern. Das schränkt ihn einerseits in seinem Alltag ein, Wandern ist schließlich sein größtes Hobby, andererseits sorgt es dafür, dass er keine positiven Erfahrungen in Bezug auf Höhe sammeln kann und in seiner Angst quasi gefangen bleibt.

Angststörungen: Selbsthilfe-Tipps

Psycholog*innen empfehlen ihren Patient*innen die Aneignung von Skills, um in sich in Akutsituationen schneller beruhigen und eine Panikattacke gegebenenfalls abwenden zu können. Was hilft, ist individuell. Einige Betroffene empfinden physische Reize, wie sie zum Beispiel scharfe Kaugummis auslösen, als hilfreich. Andere schwören auf Duftöle, die entweder anregend (Pfefferminze) oder beruhigend (Lavendel) sein können. Atemübungen, frische Luft und laute Musik können starken Angstgefühlen ebenfalls entgegenwirken. Was am besten hilft, muss jede*r für sich selbst entscheiden, allenfalls mit der Hilfe einer therapeutischen Fachperson. 

Befinden Sie sich in einer akuten Angstsituation, können Sie die folgenden Tipps zur Selbsthilfe anwenden, um Ihre Symptome zu lindern:

  • Konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung. Die sogenannte 4-7-8-Atmung wirkt beruhigend und verhindert Hyperventilieren. Dafür atmen Sie vier Sekunden lang ein, halten die Luft sieben Sekunden lang an und atmen acht Sekunden lang aus. Wiederholen Sie die Atemübung so lange, bis Sie sich etwas besser fühlen.

  • Setzen Sie Grenzen. Wenn Sie kurz vor einer Panikattacke sind, verlassen Sie die Situation und begeben Sie sich an einen Ort, an dem Sie sich wohler fühlen. Auch wenn sich das im ersten Moment komisch anfühlt, ist es besser, als mitten im Getümmel in Panik zu verfallen. Sie können später immer noch erklären, was los war.

  • Bitten Sie um Hilfe. Wenn Sie etwas brauchen, einen Schluck Wasser vielleicht oder Ihre Notfallmedikamente, bitten Sie Anwesende um Hilfe. Ihr Umfeld ist vielleicht selbst überfordert mit der Situation und froh, wenn Sie klar kommunizieren, was zu tun ist. Wollen Sie zum Beispiel lieber nicht angefasst werden oder würde Ihnen eine Umarmung guttun? Sind Sie lieber alleine oder tut Ihnen Gesellschaft gut? 

  • Reden Sie sich gut zu. Gestehen Sie sich ein, dass Sie eine Panikattacke haben und darunter leiden. Sagen Sie sich, dass Sie solche Situationen schon mal überstanden haben und geben Sie sich die Zeit, die Sie zur Erholung brauchen.

Wenn Sie das Gefühl haben, die Panikattacke hält länger an als gewohnt oder die obigen Tipps helfen nicht, bietet es sich an, den Notruf zu wählen oder eine psychiatrische Ambulanz aufzusuchen.

Die Behandlung von Panikattacken

Panikattacken werden meist mit einer Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie behandelt. Patient*innen sollen lernen, ihre Krankheit zu verstehen und besser mit ihr umzugehen. Im nächsten Schritt geht es darum, Ängste immer mehr abzubauen, um Panikattacken langfristig zu vermeiden. Am Anfang einer jeden Therapie steht jedoch der Besuch bei einer Fachperson. Das können Hausärzte, Psycholog*innen oder Psychiater*innen sein. Wichtig ist, dass Sie offen mit Ihren Beschwerden umgehen und sie nicht als *übertrieben* oder *ungerechtfertigt* abtun. Nur, wenn die Fachpersonen wissen, womit sie es zu tun haben, können Sie Ihnen entsprechende Behandlungsmöglichkeiten vorschlagen.

Psychotherapie

Verschiedene Therapieformen schaffen bei Angststörungen Abhilfe. Unter anderem mit der kognitiven Verhaltenstherapie sowie der dazugehörigen Expositions- oder Konfrontationstherapie werden gute und langfristige Ergebnisse erzielt. Unter Anleitung einer Fachperson stellen sich Patient*innen stufenweise ihren Ängsten, um ihr Vermeidungsverhalten abzulegen und besser mit ihrer Krankheit umzugehen. Oft wird der angstauslösenden Situation in einem ersten Schritt in der virtuellen Realität begegnet. Konfrontationstherapien erfolgen einzeln oder in Gruppen. Wichtig ist, dass Betroffene von ausgebildeten Psycholog*innen begleitet werden.

Medikamentöse Behandlung

Da Angststörungen oftmals zusammen mit Depressionen auftreten, können Antidepressiva Abhilfe schaffen. Üblicherweise werden selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI) mit stimmungsaufhellender und angstlösender Wirkung verschrieben (mehr Infos zu Antidepressiva). Als Notfallmedikation haben sich stark angstlösende Medikamente wie Benzodiazepine bewährt. Diese sollten wegen ihres hohen Suchtpotenzials nur im äußersten Notfall und nie über einen längeren Zeitraum angewendet werden. Die medikamentöse Behandlung muss zwingend von einer Fachperson begleitet werden.

Leben mit Panikattacken

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