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Wie gehe ich mit Personen mit Suizidgedanken um? Fragen und Antworten.

Für Angehörige und Freunde ist es eine große Belastung, wenn man feststellt, dass eine nahestehende Person Suizidgedanken hat. Für Betroffene kann ein Hilferuf wiederum sehr erlösend sein und ein erster Schritt, sich helfen zu lassen. Wie gehe ich mit suizidalen Familienmitgliedern oder Freunden um? Wie verhalte ich mich richtig und was sollte ich besser vermeiden?

Eine Frau mit einem besorgten Gesichtsausdruck hört einer anderen Person zu. | © Pexels/Liza Summer

Ein achtsamer Umgang mit Personen mit Betroffenen ist sehr wichtig. (Pexels/Liza Summer)

Unser Fachexperte Hans Schmied gibt Antworten. Hans Schmied ist Peer-Mitarbeiter in der Clienia Tagesklinik Frauenfeld und der Psychiatrischen Polyklinik Zürich (Stadtärztlicher Dienst der Stadt Zürich).

Was mache ich, wenn eine Person im Umfeld Suizidgedanken hat?

Persönlich habe ich zwei Suizidversuche hinter mir. Mir ist bewusst, wie tief ein Mensch gefallen ist, der Suizidgedanken hat oder gar bereits Suizid begangen hat, und, dass dieser sich selbst nicht mehr helfen kann. Der Weg in eine Klinik ist hier unausweichlich.

Wie gehe ich mit jemandem um, der bereits der einen Suizidversuch hinter sich hat?

Vor allen Dingen achtsam. Man sollte nicht zu viel nachfragen, sondern den Betroffenen selbstbestimmt erzählen lassen.


Haben Sie selbst Suizidgedanken? Oder sind Sie besorgt um jemanden?

Lassen Sie sich helfen! In Deutschland gibt es zahlreiche Stellen, die rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen da sind – vertraulich und kostenlos.


Was sollte ich der Situation besser vermeiden?

Die betroffene Person sollte nicht mit Vorwürfen und oder Ratschlägen überhäuft werden. Diese ist zu dem Zeitpunkt sehr vulnerabel und verletzlich.

Wie überzeuge ich jemanden dazu, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen?

Wenn ich Frühwarnzeichen und Anzeichen für Suizidgefährdung wahrnehme, ist es sehr wichtig eine mögliche Suizidalität abzuklären oder gleich unverzüglich Hilfe zu holen. Nur durch ein Gespräch kann geklärt werden, ob tatsächlich akute Gefährdung gegeben ist. Suizidgefahr darf nie unterschätzt werden.

Mögliche Warnsignale sind, wenn die betreffende Person:

  • sich in einer akuten psychischen Krise ist oder hoffnungslos und verzweifelt wirkt
  • direkte (zum Beispiel: „Ich bringe mich um“) oder indirekte (zum Beispiel: „Ich will nicht mehr“, „Alles ist sinnlos“, großzügige Geschenke) Suizidankündigungen macht
  • sich immer mehr zurückzieht und den Kontakt zu Freunden, Familienangehörigen oder anderen nahestehenden Menschen abbricht
  • sehr bedrückt wirkt und sich immer pessimistisch und hoffnungslos äußert
  • ihr Interesse an bisherigen Hobbys verliert
  • sich plötzlich nichts mehr aus liebgewonnenen Dingen macht und ihre Habseligkeiten und Haustiere verschenkt
  • unter Schlafstörungen und Appetitverlust leidet
  • Konzentrationsschwierigkeiten und dadurch zunehmend Probleme in der Schule oder in der Ausbildung oder im Beruf hat
  • sehr oft über den Tod spricht und sich zunehmend mit Themen in Verbindung mit Suizid beschäftigt
  • entspannter wirkt, nachdem Suizidgedanken geäußert wurden, obwohl sich an der Lebenssituation nichts geändert hat
  • Tabletten hortet oder sich eine Waffe besorgt oder plötzlich eine Lebensversicherung abschließt
  • leichtfertiges bzw. selbstschädigendes Verhalten (z.B. riskantes Autofahren) zeigt oder sich selbst verletzt
     
Wann kann oder soll ich jemanden in eine Klinik einweisen lassen?

Eine Anmerkung von mir: Rufen Sie unter der Nummer 112 den Rettungswagen oder unter 110 die Polizei an. So kann die Verantwortung abgegeben werden.

Hausarzt, Psychologe oder Psychiater? Wen kontaktiere ich wann?

In der Akutphase eines schwer depressiven Menschen mit suizidalen Gedanken, macht es Sinn direkt in die Psychiatrie zu fahren oder unter 112 den Rettungswagen anzurufen. Der Kontakt zu Hausarzt, Psychologe oder Psychiater dauert oft zu lange für eine Konsultation.

Wie kann ich als Angehöriger und Freund Betroffene aktiv unterstützen?

Lassen Sie die betroffene Person darüber sprechen und erzählen. Ein Gespräch oder ein aktives Zuhören sind sehr wertvoll. Auch der Besuch einer Selbsthilfe- oder Recovery-Gruppe kann sehr hilfreich sein.

Wie verhindere ich, dass mich das Thema Suizidalität als Angehöriger selbst zu sehr belastet?

Auch für Angehörige ist es möglich, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Der Besuch einer Selbsthilfegruppe ist eine Möglichkeit. Der Betroffene wird sehr gut fachlich betreut, doch die Angehörigen bleiben oft vergessen.

Wir danken Hans Schmied für die Offenheit und das Teilen seiner Erfahrungen. Hans Schmied ist ehrenamtlicher EnableMe Fachexperte in den Bereichen posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), Depression und Suizidalität.


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