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Sexualisierte Gewalt: Menschen mit Behinderung

Menschen mit Behinderung, insbesondere Frauen, sind stark von sexualisierter Gewalt betroffen. Diesen Missstand zu beheben ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Eine hellgraue Betonwand. | © Pexels/Scott Webb

Betroffene empfinden häufig Scham und Schuld. Schuld ist jedoch immer der Täter! (Pexels/Scott Webb)

Die Beratungstelle Zartbitter versteht unter sexualisierter Gewalt Handlungen, die das sexuelle Selbstbestimmungsrecht eines Menschen verletzen. Darunter fallen nicht nur Vergewaltigungen, sondern auch:

  • sexualisierte Berührungen
  • sexuell anzügliche Bemerkungen oder Gesten
  • Drängen zu sexuellen Handlungen
  • aufdringliche und unangenehme Blicke
  • unerwünschtes Senden von sexualisierten Bildern oder Nachrichten
  • unerwünschtes Zeigen oder Zusenden von Bildern oder Videos mit pornografischem Inhalt
  • Zwingen zu sexuellen Berührungen an anderen Personen

Täter

Entgegen der Anahme, dass Täter meist Fremde sind, findet sexualisierte Gewalt am häufigsten innerhalb der engsten Familie sowie im weiteren Familien- und Bekanntenkreis statt. In etwa 80 Prozent bis 90 Prozent der Fälle wird sexualisierte Gewalt durch Männer und männliche Jugendliche ausgeübt. Ungefähr 30 Prozent der sexualisierten Gewalttaten werden durch Minderjährige, also Gleichaltrige sowie ältere Kinder oder Jugendliche, verübt.

Männliche Betroffene

Auch Jungen und Männer erleben sexualisierte Gewalt. Bei ihnen ist die Scham oft besonders hoch, da kaum über das Phänomen gesprochen wird. Ungefähr jeder 10. Mann berichtet, als Minderjähriger Opfer von sexualisierter Gewalt geworden zu sein. Bei der Verarbeitung der Erlebnisse sind Jungs und Männer mit dem Klischee konfrontiert: „Ein richtiger Mann wird kein Opfer sexualisierter Gewalt“. Sie haben Angst, stigmatisiert zu werden, wenn sie von ihren Erfahrungen berichten. Deshalb ist die Auseinandersetzung mit ihrer jeweiligen Vorstellungen von Männlichkeit ein wichtiger Teil der Bearbeitung des Erlebten. Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V. hat eine Broschüre zu Mythen, Fakten und Handlungsmöglichkeiten herausgegeben, die kostenlos als PDF heruntergeladen werden kann.

Sexualisierte Gewalt bei Frauen mit Behinderung

Sexualisierte Gewalt wird zur Ausübung von Macht und Gewalt verübt, nicht wie oft angenommen zur sexuellen Befriedigung. Dies ist auch der Grund warum sexualisierte Gewalt oft in Abhängigkeitsverhältnissen stattfindet. Mädchen und Frauen mit Behinderung gehören deshalb zu den besonders gefährdeten Personengruppen. Frauen mit Behinderung sind zwei- bis dreimal häufiger von sexualisierter Gewalt betroffen als Frauen im Bevölkerungsdurschnitt.

Besonders betreute Einrichtungen sind ein Ort an dem sexualisierte Gewalt häufig auftritt. Die Strukturen solcher Einrichtungen tragen dazu bei, da die Privat- und Intimsphäre der Bewohnenden eingeschränkt sind. Auch gibt es Menschen, die den Umstand ausnutzen, dass Frauen mit Behinderungen auf die Hilfe und Pflege ihres Umfeldes angewiesen sind. Das Faltblatt „Nein! Zu Gewalt gegen Frauen und Mädchen mit Behinderung!“ in leichter Sprache kann auf der Seite des Vereins bbf-Hilfe gegen Gewalt kostenlos als PDF heruntergeladen werden.

Hilfe suchen

Es ist sehr hilfreich und tröstend, sich Hilfe zu holen. Oft empfinden die Betroffenen nach einem sexuellen Übergriff Scham- und Schuldgefühle, jedoch ist es nie die eigene Schuld. Schuld ist immer der Täter.

Möchte man sich anvertrauen, sollte man sich gut überlegen, wem man davon erzählt. Die Person sollte vertrauenswürdig und empathisch sein. Man sollte sich gut aufgehoben fühlen. Es kann sowohl eine Person aus dem engeren Kreis der Familie oder Freund*innen als auch eine sonstige Vertrauensperson sein.

Beratungsstellen

Hat man sexualisierte Gewalt erlebt, kann es gut tun, sich beraten zu lassen, wie man weiter vorgehen will sowie um das Erlebte zu verarbeiten. Verschiedene Fachberatungsstellen bieten ihre professionelle Hilfe an. Im Hilfe-Portal sexueller Missbrauch kann mit Postleitzahl nach Beratung, medizinischen und therapeutischen Angeboten sowie rechtlichen Angeboten und Krisen- und Zufluchtsstätten gesucht werden. Auch nach geschlechtlicher Identität und Barrierefreiheit kann gefiltert werden. Deutschlandweit bietet der Verein Wildwasser Beratungsstellen. Hilfe für männliche Betroffene gibt es beispielsweise in der Beratungsstelle Berliner Jungs.

Prävention

Schon in der Kindererziehung können Eltern dazu beitragen, ihre Kinder möglichst vor sexualisierter Gewalt zu schützen, indem sie sie zu Selbstsicherheit und Selbstständigkeit erziehen. Kinder müssen wissen, dass es ihr Recht ist, NEIN sagen zu dürfen und zu können. Denn: wer immer lieb und artig sein muss, lernt nicht, für sich einzustehen. 

Immer mehr Institutionen und Einrichtungen wie Schulen und Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderung erarbeiten sogenannte Schutzkonzepte, um das Risiko zu vermindern, dass sexuelle Gewalt in der Einrichtung oder Organisation verübt wird. Zu einem Schutzkonzept gehören zum Beispiel Fortbildungen für alle Fachkräfte, ein einrichtungsspezifischer Handlungs- oder Notfallplan sowie Präventionsangebote. Schutzkonzepte tragen außerdem dazu bei, dass Betroffene von Fachkräften erkannt werden und Zugang zu Hilfe erhalten.

Hilfreich kann es auch sein, Kinder und Jugendliche sachlich über ihre Rechte und sexualisierte Gewalt zu informieren. Dies leistet beispielsweise die interaktive und barrierefreie Website "Ben&Stella". Auch die Filmreihe Ich auch über sexualisierte Gewalt gegen Menschen mit Behinderung möchte aufklären und aufmerksam machen.


Wer akut von sexualisierter Gewalt betroffen ist und Hilfe sucht:

Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: (08000 116 016): per Anruf, Chat sowie Beratung in Gebärdensprache

Hilfetelefon Gewalt an Männern: (0800 123 99 00): per Anruf oder Onlineberatung

 

Wer sexualisierte Gewalt in der Kindheit oder Jugend erfahren hat/erfährt, sich um ein Kind oder eine:einen Jugendliche:n sorgt, einen Verdacht oder ein komisches Gefühl hat oder sich unsicher ist und Fragen zum Thema stellen möchte, findet unter der folgenden Nummer Hilfe:

Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch für Kindheit und Jugend (0800 22 55 530): per Anruf oder Onlineberatung (auch in leichter Sprache)


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