Fahrdienste für Menschen mit Behinderung zur Förderung individueller Mobilität
Die Mobilität von Menschen mit Behinderung ist ein zentrales Thema, das ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben entscheidend beeinflusst. Fahrdienste mit behindertengerechten Fahrzeugen spielen hierbei eine wichtige Rolle, da sie die Unabhängigkeit und den Zugang zu notwendigen Dienstleistungen, medizinischer Versorgung und sozialen Aktivitäten ermöglichen. Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Aspekte von Fahrdiensten für Menschen mit Behinderung.
Für Menschen mit Behinderung sind Fahrdienste von großer Bedeutung. (Zain Saleem/unsplash)
Ob zum Einkaufen, ins Kino, zum Treffen mit Freund*innen, zur Arztpraxis, zur Schule oder zum Arbeitsplatz – für Menschen mit Behinderung kann der Transport von A nach B durch Behindertenfahrdienste erheblich erleichtert werden. Dieser Dienst bietet eine wertvolle Transportmöglichkeit, wenn kein eigenes Fahrzeug zur Verfügung steht und öffentliche Verkehrsmittel nicht barrierefrei sind und ermöglicht Menschen mit Behinderung mehr Mobilität, Unabhängigkeit und Integration.
Arten von Fahrdiensten
Viele Städte, Gemeinden und Träger der freien Wohlfahrtsverbände haben besondere Behindertenfahrdienste eingerichtet. Aber auch viele private Anbieter oder Taxiunternehmen fahren Menschen mit Behinderung zur Arbeit oder zu Ausbildungsstätten und Schulen. Hier geben wir einen Überblick über verschiedene Arten von Fahrdiensten, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung zugeschnitten sind:
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Öffentliche und private behindertengerechte Taxis: Diese bieten individuelle und flexiblere Lösungen für Menschen mit Behinderung. Sie können kurzfristig gebucht werden und bieten Betreuung durch speziell geschulte Fahrer*innen und Fahrzeuge mit Rampen oder Liften.
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Spezialisierte Unternehmen: Diese Firmen bieten eine breite Palette von Dienstleistungen an, die auf spezifische Anforderungen an Barrierefreiheit von Menschen mit Behinderung abgestimmt sind, einschließlich regelmäßiger Fahrten zu medizinischen Terminen und Freizeitaktivitäten.
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Gemeinnützige und freiwillige Organisationen: Diese Organisationen bieten oft kostengünstige oder kostenlose Fahrdienste an, die von Freiwilligen durchgeführt werden. Sie sind besonders in ländlichen Gebieten von großer Bedeutung, da dort der Zugang zu kommerziellen Fahrdiensten eingeschränkt sein kann.
Auch zu Veranstaltungen jeglicher Art, zum Einkaufen, zu privaten Besuchen oder zu Freizeitaktivitäten können Menschen mit Behinderung Fahrdienste beanspruchen. Wann und wie die Kosten für diese Dienstleistung übernommen werden können, erklären wir in den Abschnitten Rahmenbedingungen und Kostenübernahme.
Wer hat Anspruch auf Mobilitätshilfen?
Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, insbesondere mit dem Merkzeichen „aG“ im Schwerbehindertenausweis, können Mobilitätshilfen nutzen. Bei schweren Gehbehinderungen, die die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel einschränken, kann ebenfalls die Leistung gewährt werden.”
Nach Bewilligung des Antrags bieten die meisten Kommunen eine Auswahl verschiedener Fahrdienstanbieter an. Auch wenn Menschen mit Mobilitätseinschränkungen durch einen Fahrdienst einen gewissen Spielraum erhalten, so ist immer noch einiges an Planung nötig, beispielsweise soll der Fahrtwunsch teilweise einige Tage im Voraus gemeldet werden. Manche Fahrdienste bieten zusätzlich auch einen Begleitservice für die Aktivitäten zwischen Hin- und Rückfahrt an.
Der Familienratgeber der Aktion Mensch bietet eine Suche für Fahrdienste an. Wenn Sie das Schlagwort „Fahrdienst“ und beim Suchgebiet Ihre Postleitzahl oder Ortschaft angeben, werden Ihnen verschiedene Anbieter vorgeschlagen.
Vorteile von Fahrdiensten für Menschen mit Behinderung
Wie bereits erwähnt, bieten Fahrdienste oft zahlreiche Vorteile für Menschen mit Behinderung. Sie erhöhen die Mobilität und Unabhängigkeit, indem sie den Zugang zu Arbeitsplätzen, Bildungseinrichtungen, medizinischen Einrichtungen und sozialen Aktivitäten ermöglichen. Dies fördert nicht nur die persönliche Freiheit, sondern auch die gesellschaftliche Teilhabe und Inklusion. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Erleichterung des Zugangs zu spezialisierter medizinischer Versorgung und Therapien, was die Gesundheit und Lebensqualität der Betroffenen verbessern kann. Regelmäßige Arztbesuche und Therapiesitzungen können durch zuverlässige Fahrdienste gewährleistet werden. Auch für Familienangehörige und Betreuer*innen können Fahrdienste durch Zeiteinsparung eine Entlastung sein, da sie den Transport und die Organisation des täglichen Lebens unterstützen. Dies ermöglicht es Familien im besten Fall, mehr Zeit und Energie für andere wichtige Aufgaben und das Familienleben zu verwenden. Nicht zuletzt ermöglichen Fahrdienste es Menschen mit Behinderung, einfacher an Freizeitaktivitäten teilnehmen zu können, Freunde und Familie zu besuchen und alltägliche Erledigungen wie Einkaufen zu bewältigen. Dies soll die soziale Teilhabe der Betroffenen verbessern.
Wie finde ich den passenden Fahrdienst?
Bei der Auswahl eines Fahrdienstes sollten bestimmte Qualitätskriterien beachtet werden. Barrierefreiheit ist ein zentrales Kriterium, das sich sowohl auf die Ausstattung der Fahrzeuge als auch auf die Zugänglichkeit der Dienste bezieht. Fahrzeuge sollten über Rampen oder Lifte, ausreichend Platz für Rollstühle und Sicherheitsvorrichtungen verfügen. Die Fahrer*innen sollten speziell geschult sein, um den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderung gerecht zu werden. Weitere wichtige Kriterien sind Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit des Fahrdienstes.
Zu den größten Anbietern von Behindertenfahrdiensten gehören in Deutschland Wohlfahrtsverbände, wie das Deutsche Rote Kreuz. Der Fahrdienst des DRK für Menschen mit einer körperlichen oder Lernbehinderung verfügt über viele moderne Spezialfahrzeuge und ermöglicht auch Menschen im Rollstuhl mehr Mobilität und einen bequemen und sicheren Transport. Speziell ausgebildete Fahrer*innen gehen auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung ein.
Der Malteser Fahrdienst ist im Auftrag von Schulen, Tagesstätten und anderen Einrichtungen sowie auch individuell für einzelne Fahrgäste mit Behinderung oder eingeschränkter Mobilität unterwegs. Jedes Jahr legen die Fahrdienste der Malteser in Deutschland mit rund 2.700 Fahrzeugen etwa 60 Millionen Kilometer für ihre Fahrgäste zurück.
Auch beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) ist der Behindertenfahrdienst Teil des Dienstleistungsangebotes für Menschen mit Behinderung. Wer genau die Fahrdienste in Anspruch nehmen kann, ist auf der Website des ASB nachzulesen.
Für mehr Mobilität im Alltag sorgt ebenso der Behindertenfahrdienst der Johanniter.
Die Blindenfreunde haben mit dem Blindenmobil ein kostenloses Angebot für Fahrten von A nach B und Hilfe von A - Z.
Neben Wohlfahrtsverbänden gibt es auch regionale Taxiunternehmen mit speziell ausgestatteten Fahrzeugen und geschultem Personal. Diese sind häufig über eine Online-Suche zu finden.
Gesetzliche Rahmenbedingungen: Wer übernimmt die Kosten?
Grundsätzlich sind Fahrdienste Leistungen der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung nach dem Sozialhilfegesetz und werden aus öffentlichen Mitteln finanziert. Es herrscht aber häufig Ungewissheit hinsichtlich der Kostenübernahme.
Da das Sozialgesetzbuch IX vorschreibt, dass „Hilfen zur Teilhabe am gemeinschaftlichen und kulturellen Leben“ gewährt werden müssen (SGB IX § 55 Abs. 2), ist eine Kostenunterstützung möglich. Wie hoch diese ausfällt, ist jedoch kommunal geregelt, denn die Ausführung des Sozialgesetzbuches obliegt den Bundesländern. Für medizinisch notwendige Fahrten zu Arztbesuchen und Therapien können auch die Krankenkassen als Kostenträger in Frage kommen.
Wer bietet Beratung zur Mobilität und Fahrdiensten an?
Es gibt zahlreiche Beratungsstellen und Organisationen, die Unterstützung bei der Auswahl und Nutzung von Fahrdiensten anbieten können.
Die örtlichen Kreisverbände des Deutschen Roten Kreuzes erteilen gerne Auskunft und auch die Malteser unterstützen Betroffene über die reine Personenbeförderung hinaus bei der Antragstellung auf Kostenübernahme durch die Krankenkasse oder das Sozialamt.
Beratungsstellen, wie die EUTB, können Ihnen bei der Auswahl und Organisation von Fahrdiensten behilflich sein. Auch Verbände, wie die Lebenshilfe oder Ihre Stadt und Gemeinde können beratend zur Seite stehen. Bei medizinisch notwendigen Fahrten sollte Ihre erste Kontaktstelle Ihre Krankenkasse sein.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Wie beantrage ich einen Fahrdienst?
Um einen Fahrdienst zu beantragen, sollten Sie sich zunächst über die verfügbaren Optionen und ggf. die Kostenübernahme informieren. Kontaktieren Sie Ihre Krankenkasse bei Fahrten zum Arzt oder das Sozialamt bei Fahrten zur Sicherstellung sozialer Teilhabe, um zu erfahren, ob Sie Anspruch auf finanzielle Unterstützung haben. Viele Fahrdienstanbieter bieten auch Online-Formulare oder telefonische Beratung an, um die Kostenübernahme und weitere Schritte zu klären.
Welche Kosten sind mit Fahrdiensten verbunden?
Die Kosten für Fahrdienste können stark variieren, abhängig vom Anbieter, der Art des Dienstes und der Strecke. Es gibt jedoch zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten, wie Zuschüsse von Krankenkassen oder Sozialämtern, die die Kosten teilweise oder vollständig übernehmen können.
Sind die Fahrer*innen speziell geschult?
Ja, viele Anbieter stellen sicher, dass ihre Fahrer*innen speziell geschult sind, um den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderung gerecht zu werden. Dies umfasst sowohl technische Fähigkeiten im Umgang mit behindertengerechten Fahrzeugen als auch Schulungen in Empathie und Kundenservice.
Welche Art von Fahrzeugen wird verwendet?
Fahrdienste für Menschen mit Behinderung nutzen speziell ausgestattete Fahrzeuge, die über Rampen oder Lifte, ausreichend Platz für Rollstühle und spezielle Sicherheitsvorrichtungen verfügen. Dies stellt sicher, dass die Fahrgäste sicher und komfortabel transportiert werden können.
Wir bedanken uns bei der ADAC Stiftung für die Unterstützung zu diesem Artikel.