Innovative Mobilitätslösungen für Menschen mit Behinderungen
Die Mobilität von Menschen mit Behinderungen ist ein zentrales Thema in der modernen Gesellschaft. Innovative Lösungen und Technologien tragen dazu bei, Barrieren abzubauen und die Lebensqualität zu verbessern. In diesem Artikel stellen wir drei herausragende Beispiele vor, bei denen innovative Mobilität gelebt wird: den Autak e.V., den Escalador und den CYBATHLON, bei dem jedes Jahr innovative Lösungen vorgestellt und getestet werden. Diese Lösungen zeigen, wie technologische Fortschritte und kreative Ansätze die Mobilität und Unabhängigkeit von Menschen mit Behinderungen fördern können.

Autonom unterwegs mit dem Bus (Pixabay)
Es gibt verschiedene Arten von innovativen Mobilitätslösungen für Menschen mit Behinderungen, die auf technologische und infrastrukturelle Verbesserungen abzielen. Dazu gehören unter anderem autonome Fahrzeuge, die Menschen mit eingeschränkter Mobilität mehr Unabhängigkeit bieten, intelligente Rollstühle und Exoskelette, die die Bewegungsfreiheit erhöhen, sowie barrierefreie öffentliche Verkehrsmittel und Gebäude. Es wird insbesondere intensiv an der Weiterentwicklung von autonomen Fahrzeugsystemen, fortschrittlichen Prothesen, die natürliche Bewegungen imitieren, und an vernetzten Infrastrukturen in Smart Cities geforscht. Diese Technologien zielen darauf ab, Barrieren weiter abzubauen und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu erleichtern.
Die Einzelfallhilfe der ADAC Stiftung
Die Einzelfallhilfe der ADAC Stiftung setzt sich für individuelle Mobilität und soziale Teilhabe ein. Ein Unfall kann jede*n treffen, ob im Verkehr während der Arbeit oder in der Freizeit. Die ADAC Stiftung möchte Menschen in dieser Situationen zur Seite stehen. Sie unterstützt Betroffene darin, ihre persönliche Mobilität wiederherzustellen, um damit ihre Lebensqualität zu verbessern und soziale Teilhabe zu ermöglichen. Dafür bietet sie persönliche, professionelle Beratung und gibt Zuschüsse für Sachleistungen oder therapeutische Maßnahmen.
ESCALADOR – Mobilität und Freiheit auf anspruchsvollen Gelände

Der ESCALADOR ist ein Beispiel für technologische Innovation und inklusives Design, das Menschen mit Behinderungen eine neue Dimension der Mobilität und Freiheit bietet. Diese Fortbewegungsmöglichkeit meistert anspruchsvolle Wege und Gelände, wie Stufen, Hänge, oder Treppen und sogar Wasserdurchfahrten sind kein Hindernis. Das Bremssystem aus vier Hydraulik-Scheibenbremsen ermöglicht den Nutzer*innen eine besondere Sicherheit, denn das Fahrzeug kann jederzeit angehalten werden.
Nach vier Jahren intensiver Entwicklung und Tests in Zusammenarbeit mit Expert*innen aus Rennsport und Fahrwerkstechnik setzt der ESCALADOR nun neue Maßstäbe. Mit einerund einstellbaren Fahrstufen von 6 bis 45 km/h ist die Nutzung sowohl auf der Straße als auch im Gelände möglich. Der Akku ermöglicht eine Reichweite von über 100 Kilometern.

Die Haupnutzer*innen des ESCALADOR sind Menschen mit eingeschränkter Mobilität, jedoch kann er auch als Freizeitfahrzeug für Spaß und Abenteuer genutzt werden.Im Wettbewerb sollen zum Beispiel Menschen mit und ohne Behinderung im Team mit dem Escalador gegeneinander antreten können.
Besonders durch die spezielle Technik möchte der ESCALADOR zur Inklusion von Menschen mit Behinderung beitragen. Ergonomisch ist das Fahrzeug für Rollstuhlfahrer*innen optimiert und wird mit einem beleuchteten Display nur mit den Händen am Lenkrad bedient. Einige bauliche Spezifikationen, wie der Bauraum von unter 90 Zentimetern, die hohe Steigfähigkeit und der tiefe Schwerpunkt tragen zu einer einfachen Nutzung bei. Ab Herbst 2024 soll der Verkauf der ersten Fahrzeuge in Deutschland, Österreich und der Schweiz starten. Wir sind gespannt, wie es mit dieser innovativen Fortbewegungsmöglichkeit weitergeht.
Autak e.V. – mit dem Rollstuhl Treppen überwinden

Vor drei Jahren wurde Autak als gemeinnütziger Verein gegründet mit dem Ziel, die Integration von Menschen mit Behinderungen in die Gesellschaft zu verbessern. Die Arbeit des Vereins gliedert sich in drei Hauptbereiche mit unterschiedlichen Lösungen zur Verbesserung der Mobilität von Menschen mit Behinderung:
-
Hardware-Projekte, wie einen Rollstuhl, der Treppen überwinden kann.
-
Software-Projekte, wie eine Navigations-App, die Menschen mit visuellen oder kognitiven Einschränkungen im Aachener ÖPNV unterstützt.
-
Awareness-Projekte mit umfassenden Veranstaltungen, wie einem Rollstuhl-Lasertag-Event, das gleiche Bedingungen für alle Teilnehmer*innen schuf, unabhängig von Behinderungen.
Als studentische Initiative der RWTH Aachen besteht das Team größtenteils aus Ingenieuren, was die Entwicklung des treppen-steigenden Rollstuhl ermöglicht hat. Dieser Rollstuhl zielt darauf ab, nicht nur Treppen als Hindernis zu eliminieren, sondern auch erschwinglich zu sein und im Alltag als herkömmlicher Rollstuhl verwendet werden zu können. Vorläufig wird der Rollstuhl mit einem handgesteuerten Controller bedient, doch das Team plant bereits Designideen in die existierende Steuerung zu integrieren, die für noch mehr Nutzer*innen möglich ist. Bis zur Markteinführung wird sich hier also sicherlich noch einiges an Verbesserungen tun.
Im kommenden Oktober nimmt Autak mit dem aktuellen Rollstuhl-Prototypen am Cybathlon-Wettbewerb an der ETH Zürich teil, wo sie sich mit anderen Teams messen werden. Dieser Wettbewerb wird live übertragen und bietet eine Plattform für den Wettstreit und die Weiterentwicklung innovativer Mobilitätstechnologien.
CYBATHLON – Die ultimative Herausforderung der Mensch-Maschine-Interaktion
Der CYBATHLON, initiiert von der ETH Zürich im Jahr 2016, ist mehr als nur ein Wettkampf. Er verbindet Spitzentechnologie mit menschlicher Leistung, um assistive Technologien für Menschen mit Behinderungen zu fördern. Im Gegensatz zu herkömmlichen Sportveranstaltungen konzentriert sich der CYBATHLON sowohl auf die Fähigkeiten der Geräte als auch auf die Fähigkeiten der Menschen, die sie benutzen, um Innovationen zu fördern und das Bewusstsein für diese Technologien zu schärfen.
Die Teilnehmer*innen treten mit modernsten Hilfsmitteln wie Robotern, Prothesen, Gehirn-Computer-Schnittstellen, Rollstühlen und Exoskeletten an. Diese Wettbewerbe demonstrieren die Funktionalität und Effektivität dieser Geräte bei alltäglichen Aufgaben und zeigen ihre realen Anwendungen und Vorteile auf.
Dr. Jessica Gantenbein, Laborleiterin am Labor für Rehabilitationstechnik der ETH Zürich, betont: „Cybathlon schafft eine wertvolle Plattform für Forschungsgruppen, um Wissen auszutauschen und das Feld voranzubringen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Wirkung auf die Öffentlichkeit. Ich erinnere mich an den Start des Exoskelett-Rennens im Jahr 2016. Die erste Bewegung der Pilotinnen und Piloten bestand einfach darin, von einem Stuhl aufzustehen, und die ganze Arena jubelte laut. Es war nicht superschnell wie bei traditionellen Sportarten, aber die Anerkennung der Öffentlichkeit für diese entscheidenden Schritte und ihre begeisterte Unterstützung schufen eine erstaunliche Atmosphäre. Es war wirklich bemerkenswert.“

Die acht Disziplinen des CYBATHLON beleuchten verschiedene Arten von Assistenztechnologien:
-
Assistenzroboter-Rennen (neu): Roboter unterstützen Personen mit Mobilitätseinschränkungen bei der Navigation und Interaktion mit ihrer Umgebung.
-
Sehassistenz-Rennen (neu): Technologien für Sehhilfen helfen Menschen mit Sehbehinderungen, sich in komplexen Situationen zurechtzufinden.
-
Rennen mit Gedankensteuerung: Pilot*innen nutzen Brain-Computer Interfaces, um einen virtuellen Avatar zu steuern.
-
Fahrradrennen mit elektrischer Muskelstimulation: Die Teilnehmer*innen treten mithilfe elektrischer Stimulation ihrer Beinmuskeln in die Pedale eines Liegerades.
-
Armprothesen-Rennen: Zu den Aufgaben gehören das Tragen von Gegenständen und das Öffnen von Gläsern, wodurch die Funktionsfähigkeit von Armprothesen demonstriert wird.
-
Beinprothesen-Rennen: Die Pilot*innen durchlaufen einen Hindernisparcours, um die Anpassungsfähigkeit von Beinprothesen zu testen.
-
Exoskelett-Rennen: Teilnehmer*innen laufen mithilfe von Exoskeletten durch unterschiedliches Terrain und steigen Treppen.
-
Rollstuhl-Rennen: Ein anspruchsvoller Parcours, der die Wendigkeit von modernen Rollstühlen testet.
Der CYBATHLON spielt eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der öffentlichen Wahrnehmung von Assistenztechnologien und der Inklusion von Menschen mit Behinderungen. Die bevorstehende Ausgabe des CYBATHLON vom 25. bis 27. Oktober 2024 wird im globalen Multi-Hub-Format stattfinden. Neben dem zentralen Hub in der SWISS Arena bei Zürich gibt es weitere Team-Hubs weltweit. 81 Teams aus der akademischen und industriellen Welt werden teilnehmen, wobei neue, anspruchsvollere Aufgaben gestellt werden, um die Entwicklung robusterer und funktionalerer Assistenztechnologien zu fördern.

Die vorgestellten Lösungen von Autak und der Escalador sind beeindruckende Beispiele dafür, wie innovative Technologien die Mobilität und Unabhängigkeit von Menschen mit Behinderungen fördern können. Beim CYBATHLON können Sie sich selbst ein Bild machen und die einzelnen Produkte in Aktion sehen.
Weitere Informationen und Kartenkauf
Durch kontinuierliche Forschung und Entwicklung werden diese und andere Lösungen weiter verbessert, um den spezifischen Ansprüchen der Nutzer*innen gerecht zu werden. Solche Innovationen sind ein wichtiger Schritt hin zu einer inklusiven Gesellschaft, in der jeder Mensch die Möglichkeit hat, sich frei zu bewegen und am öffentlichen Leben teilzunehmen.
Wir bedanken uns bei der ADAC Stiftung für die Unterstützung zu diesem Artikel.