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Taubblindheit: weder hören noch sehen

Taubblindheit ist eine doppelte Behinderung, deren Ausmaße auf den Alltag sich jedoch nicht bloß aufsummieren, sondern ihn erheblich erschweren, in nahezu allen Lebensbereichen.

Denn während hörbehinderte Menschen stark auf das Sehen und sehbehinderte Menschen auf das Hören angewiesen sind, fallen diese beiden Sinne bei taubblinden Menschen weg. Dies führt dazu, dass sie teilweise andere Hilfsmittel und spezielle Formen von Unterstützung benötigen.
Erst im Jahre 2012 erkannte der Deutsche Bundestag Taubblindheit als eigenständige Behinderungsform an. Weil „eine Kombination der vorhandenen Merkzeichen im Schwerbehindertenausweis „Bl“ (blind) und „Gl“ (gehörlos) nicht bei allen Betroffenen möglich“ sei, wird seit einigen Jahren ein eigenes Merkzeichen im Schwerbehindertenausweis gefordert (TBl).

Als berühmtester taubblinder Mensch gilt Helen Keller. Die Schriftstellerin meisterte mit ihrer doppelten Behinderung ein Studium und bereiste die Welt. Dennoch ist Taubblindheit heute noch mit vielen Hürden verbunden.

Verbreitete Ursache

Grundsätzlich wird zwischen angeborener und erworbener Taubblindheit unterschieden. Bei letzterer kommen noch weitere Differenzierungen hinzu, etwa ob der Sinnesverlust vor oder nach dem Spracherwerb erfolgte oder ob dies im hohen Alter geschah. Für Taubblindheit existieren viele verschiedene Ursachen, wobei die bekannteste das sogenannte Usher-Syndrom ist.

Schätzungen zufolge leben in Deutschland etwa 5000 Menschen mit dem Usher-Syndrom. Hierbei handelt es sich jedoch oft nicht um eine vollständige Erblindung, sondern um eine schleichende Einschränkung des Sichtfeldes.

Das Usher-Syndrom wird in drei Typen aufgeteilt. Diese unterscheiden sich in ihrer Ausprägung und dem Krankheitsbeginn. Beim ersten Typ sind die Betroffenen von Geburt an gehörlos und die Erblindung beginnt etwa ab dem zehnten Lebensjahr. Usher-Typ-2-Betroffene dagegen sind ihr Leben lang hochgradig schwerhörig und im frühen Erwachsenenalter beginnen sie, ihr Augenlicht zu verlieren. Bei der dritten, weitaus selten vorkommenden Gruppe setzt der Verlust an der Hör- sowie Sehfähigkeit erst später ein, etwa ab der zweiten Lebenshälfte.

Nahaufnahme von Händen, die Brailleschrift benutzen. | © pixabay Die Brailleschrift stellt für taubblinde Menschen einen möglichen Zugang zur Sprache dar. (pixabay)

Taubblindheit im Alter

Wie die Lebensgestaltung eines taubblinden Menschen aussieht und welche Hilfsmittel benötigt werden, hängt zudem stark davon ab, in welcher Reihenfolge Betroffene die beiden Sinne verlieren. War die Person beispielsweise zunächst nur taub und erblindete später, so fühlen sich Betroffene in der Regel der Gehörlosen- beziehungsweise Gebärdensprachgemeinschaft zugehörig und wenden oft das Taubblindenalphabet Lormen und/oder taktile Gebärden an.

Taktile Gebärden sind eine leichte Abwandlung von der eigentlichen Gebärdensprache, mit dem Unterschied, dass taubblinde Empfänger*innen die Hände leicht auf die von Gebärdenden legen um so die Gebärden wahrnehmen zu können. Zur Buchstabierung von Namen oder Wörtern kann auf das Lormenalphabet zurückgegriffen werden, bei dem eine bestimmte Fingerberührung auf der Handinnenfläche einen Buchstaben bedeutet.

Braille, Lormen und taktile Gebärden

Geschieht die Erblindung jedoch vor dem Hörverlust, ergibt dies eine ungleich schwierigere Situation, da der Zugang zur Sprache erheblich eingeschränkt wird, da Töne nicht wahrgenommen werden können - kein Zugang vorher zur Gebärdensprache entstand. Hier spielen daher blindenspezifische Hilfsmittel eine größere Rolle. Manchmal wird aber auch versucht, bei einer Späterblindung oder Spätertaubung mit verwertbaren Hör- beziehungsweise Sehresten zu arbeiten, so dass etwa der Einsatz einer Leselupe oder einer Hörhilfe helfen kann.

Auch die Brailleschrift wird in der Regel von taubblinden Menschen erlernt. Bei dieser stehen abtastbare Punktmuster im Papier für einzelne Buchstaben, welche mit den Fingern abgelesen werden können.

Eines ist den meisten taubblinden Menschen gemeinsam: Sie benötigen für eine selbstbestimmte Lebensführung eine Assistenz. In Einzelfällen werden speziell ausgebildete Taubblindenassistenzen finanziert, dennoch ist diese Form von Unterstützung noch nicht selbstverständlich und muss hart erkämpft werden.


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