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Access City Award: Vorbilder für barrierefreie Städte in Deutschland

Die Europäische Kommission vergibt jedes Jahr im Rahmen des Access City Awards Auszeichnungen für die Städte mit dem besten barrierefreien Konzept in der Europäischen Union. Ziel dieses Awards ist es auf die Bedürfnisse und Herausforderungen bei der Mobilität von Menschen mit einer Behinderung hinzuweisen und europäische Städte zu motivieren, noch weitere Investitionen in den barrierefreien Aufbau zu tätigen. Die einzige deutsche Stadt, die den ersten Platz belegen konnte, war 2013 die Hauptstadt Berlin. Doch zwei weitere Städte wurden im Rahmen des Awards auf dem zweiten Platz prämiert.

Autobahn | © unsplash

Der Führerschein ist für viele Menschen ein großer Schritt zur mobilen Unabhängigkeit. (unsplash)

Neben Berlin schafften es Wiesbaden im Jahr 2016 und Bremerhaven im Jahr 2021 auf das Siegertreppchen und konnten mit ihren Konzepten überzeugen.

Wiesbaden auf dem 2. Platz

Die hessische Hauptstadt überzeugte die Juror*innen vor allem mit dem Hauptanliegen, die Innenstadt, Parkanlagen und öffentliche Plätze barrierefrei zu gestalten und so für alle zugänglich zu machen. Seit dem Inkrafttreten der UN-Behindertenkonvention 2013 und nach vielen gemeinsamen Treffen mit den Verbänden von Menschen mit Behinderungen, müssen sowohl bei zukünftigen Renovierungen als auch Neubauten von städtischen Gebäuden, barrierefreie Zugangsmöglichkeiten geschaffen werden. 

Ein weiteres Vorhaben der Verantwortlichen war es die 280.000 Einwohner*innen der Stadt mit verschiedensten Aktionen und Events für das Thema Behinderung zu sensibilisieren. Die öffentliche Aufmerksamkeit wurde zum Beispiel erreicht, indem ein „Wir machen mit” Aufkleber eingeführt wurde, den über 200 städtische Gebäude erhielten. Auf den Aufklebern war wiederum jeweils ein individueller QR-Code abgebildet, der die betroffenen Personen über die Zugangsmöglichkeiten aufklärte und zusätzliche Informationen zu Verfügung stellte. 

Wiesbaden hat sich – laut der Jury der Europäischen Kommission - auch für einen politisch geschickten Weg entschieden, um Anliegen von Menschen mit einer Behinderung zu verwirklichen. Es gibt nämlich jährliche Treffen von lokalen Politikerinnen und Politikern, die sich mit den Betroffenen über bestehende Probleme der Mobilität im Bezirk oder Stadtteil austauschen. So können die Barrieren direkt und lokal behoben werden, ohne dass die Stadt über viele lange Verhandlungen zentral entscheiden muss.

Zwei Menschen warten an einer Bushaltestelle | © Miran Lesnik/pixabay Viele Busse haben mittlerweile Rampen eingebaut, sodass ein einfaches Ein- und Aussteigen auch Rollstuhlfahrer*innen ermöglicht wird. (Miran Lesnik/pixabay)

Bremerhaven hinter dem schwedischen Jönköping

Bremerhaven ist eine Stadt an der deutschen Nordsee und gehört als Exklave zur Freien Hansestadt Bremen, welche knapp 70 Kilometer entfernt liegt. Im Bereich der Barrierefreiheit setzte die Stadt vor allem auf den Tourismus und ermöglichte den barrierefreien Umbau von Sehenswürdigkeiten und Freizeitattraktionen. Diese Maßnahmen überzeugten die Jurorinnen und Juroren bei der Platzvergabe. Da auch große Teile der Innenstadt und des Nahverkehrs barrierefrei sind, profitieren auch die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt von den baulichen Maßnahmen

Besonders innovativ waren dann zusätzliche digitale Informationsmöglichkeiten für Menschen mit einer Behinderung. Dazu gehörten zum Beispiel vertonte Flyer und Stadtpläne, die online verfügbar sind.

In der Stadt gibt es an mehreren sehenswürdigen Stellen und wichtigsten Knotenpunkten im Nahverkehr sogenannte Modelltafel, die sämtliche Informationen – je nach Umstand für Gebäude oder Abfahrtzeiten – in der Braille-Schrift aufführen. Um die Mobilität in Bremerhaven zusätzlich zu erleichtern, sind zahlreiche Haltestellen als sogenannte sprechende Haltestellen ausgebaut worden, und informieren Betroffene, nach der Betätigung eines Knopfes, über die Haltestelle, die Linien, die an der Haltestelle halten und Einstiegsmöglichkeiten. 
Für Personen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, gibt es zudem extra geschulte Stadtführerinnen und Stadtführer, die besonders auf die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrer*innen und andere mobilitätseingeschränkten Menschen eingehen. Für weitere Informationen zu dem Programm können Sie die Seiten der Stadt Bremerhaven aufrufen.

Gemeinsamkeit: hohe Investitionen in den Nahverkehr

Sowohl Wiesbaden wie auch Bremerhaven widmeten einen großen Teil ihrer Investitionen dem städtischen Nahverkehr. So sind etwa in Wiesbaden alle 230 städtischen Busse behindertengerecht und die meisten Haltestellen barrierefrei zu erreichen. Darüber hinaus ermöglicht Wiesbaden seinen Bürgerinnen und Bürgern mit einer Behinderung eine verbesserte Mobilität, indem die Haltestellen auf gleicher Höhe zum Einstieg der Busse sind, Leitlinien für Menschen mit einer Sehbehinderung integriert wurden und Ansagen zu den nächsten Haltestellen der Busse deutlicher formuliert wurden.

Bremerhaven organisierte zusätzlich zu den baulichen Maßnahmen Fahrdienste für Menschen mit einer Behinderung. Darunter befinden sich auch Taxiunternehmen oder die Malteser Bremerhaven. Alle Stellen sind besonders darüber informiert worden, Menschen mit Rollstühlen jeder Art zu befördern. Betroffene können sich mit den Stellen auch in Verbindung setzen, um Auskünfte über Fahrten mit dem ÖPNV zu erhalten.

Vorbildfunktion für andere Städte

Wiesbaden und Bremerhaven haben mit ihren Konzepten in der näheren Vergangenheit bewiesen, dass auch kleinere Städte mit der richtigen Schwerpunktsetzung die Inklusion erfolgreich voranbringen können. Diverse Innovationen, wie die Ausweitung digitaler Angebote, vertonte Haltestellen oder angepasste Stadtführungen für verschiedene Arten von Behinderungen, könnten zukünftig auch in anderen deutschen Städten einen entscheidenden Beitrag zu erfolgreicher Inklusion beitragen.


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