Der Weg zu einem behindertengerechten Fahrzeug
In einem Interview mit Marcus sprachen wir über seinen Weg zu einem barrierefreien Fahrzeug. Wer zahlt die Kosten, an wen hat er sich gewendet und was bedeutet für ihn ein barrierefreies Fahrzeug? All dies erfahrt ihr in diesem Interview.
Persönlicher Erfahrungsbericht (EnableMe)
Ich bin 43 Jahre alt. Mit 39 hatte ich eine Hirnblutung, wodurch ich teilweise halbseitig gelähmt bin. Dies bezieht sich auf den linken Arm.
Ein Fahrzeug mit Handschaltung darf man mit einem gelähmten Arm nicht fahren. Daher benötige ich ein Auto mit einer Automatikschaltung. Außerdem befinden sich nach dem Umbau Schalter an der rechten Seite meines Lenkrads, mit dem ich den Blinker oder den Scheibenwischer ein- und ausschalten kann. Dies ist ebenfalls im Führerschein und auch im Fahrzeugschein eingetragen, denn ich bin nur berechtigt, dieses Auto zu fahren. Die Funktionen kann man jedoch auch ausstellen, so dass beispielsweise meine Frau das Auto fahren kann.
Nach meiner Hirnblutung war ich erst im Krankenhaus und danach in der Reha in der Schweiz. Danach wurden in psychologischen Tests meine Fähigkeiten getestet und ob ich in der Lage bin, weiterhin ein Fahrzeug zu führen. Man hat meine Reaktionsgeschwindigkeit, mein Sehvermögen und mein logisches Denken getestet. Nachdem ich diesen Test bestanden hatte, wurde ich wieder freigegeben, um ein Fahrzeug zu fahren. In diesem Schriftstück stand ebenfalls geschrieben, welche Umbauten durchgeführt werden müssen. Mein ganzes Leben arbeite ich bereits im Automobilbereich. So war meine erste Frage: Wie kann ich wieder unabhängig von anderen mobil sein.
Der komplette bürokratische Akt wurde mir abgenommen. Die Versicherungen sind auf mich zugekommen. Ich hatte beispielsweise eine Fallmanagerin bei der Krankenkasse, die ich zu jeder Zeit bei Fragen kontaktieren konnte.
In Deutschland gibt es nicht viele Firmen, die diese Umbauten durchführen. Ich habe mich vertrauensvoll an die Firma Paravan gewendet. Sie haben viele Patente und ein geschultes Personal. Ich hatte dann zwei Möglichkeiten: entweder kaufe ich mir ein neues Auto von der Firma oder ich lasse meinen Wagen umbauen. Da ich selbst kein Auto hatte, musste ich mir vorab ein neues Auto kaufen.
Ich bin also mit dem Ergebnis der Untersuchungen da hin und habe mir ein Auto gekauft. Dort hat man mir gesagt, was man umbauen müsste und wie viel das kosten würde. Vor Ort besitzt die Firma Fahrschulfahrzeuge mit verschiedenen Umbauten. So konnte geprüft werden, ob der Umbau Sinn macht. Im letzten Schritt wurde ebenfalls vom TÜV geprüft, ob ich mit dem Fahrzeug und Umbauten umgehen kann.
Den Kostenvoranschlag habe ich vorher bei der Versicherung (Invalidenversicherung) eingereicht. Diese hat die Kosten für den Umbau getragen. Die Kosten für meinen Umbau haben ca. 4.500 Euro gekostet.
Die Einzelfallhilfe der ADAC Stiftung
Die Einzelfallhilfe der ADAC Stiftung setzt sich für individuelle Mobilität und soziale Teilhabe ein. Ein Unfall kann jede*n treffen, ob im Verkehr während der Arbeit oder in der Freizeit. Die ADAC Stiftung möchte Menschen in dieser Situationen zur Seite stehen. Sie unterstützt Betroffene darin, ihre persönliche Mobilität wiederherzustellen, um damit ihre Lebensqualität zu verbessern und soziale Teilhabe zu ermöglichen. Dafür bietet sie persönliche, professionelle Beratung und gibt Zuschüsse für Sachleistungen oder therapeutische Maßnahmen.
Einfach nicht unterkriegen lassen. Wer vorher viel und gerne Auto gefahren ist, für den wird es auch wieder möglich sein. Es ist nur eine Frage der Zeit, wieder mobil zu sein. Durch das Testen bestimmter Umbauten können individuelle Lösungen angeboten werden. Außerdem ist das Personal sehr geschult. Bei Paravan arbeiten zum Beispiel Fahrschullehrer, die sich Zeit in Fahrstunden nehmen, damit man sich an dem Umbau gewöhnen kann und Sicherheit gewinnt. Zu sehen, was alles möglich ist und möglich gemacht werden kann, hat mich inspiriert und wieder motiviert.
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Wir bedanken uns bei der ADAC Stiftung für die Unterstützung zu diesem Artikel.