Waschzwang: Definition, Symptome, Ursache
Zu den häufigsten psychischen Erkrankungen gehören die Zwangsstörungen. Sie sind gekennzeichnet von Zwangsgedanken und -handlungen. Unter diese fällt auch der Waschzwang. Dieser gehört zu den verbreitetsten Zwangshandlungen. Er ist eine der extremen Formen und kann sogar gesundheitliche Beeinträchtigungen hervorrufen. Der Waschzwang entwickelt sich schleichend. Es ist wahrscheinlich, dass der Ausbruch aus diesem Teufelskreis alleine schwer zu schaffen ist.
Ein Waschzwang kann ein minutenlanges Waschen der Hände, des Körpers oder auch der Kleidung bedeuten. (Claudio Schwarz (Unsplashed))
Waschzwang: Definition
Das Händewaschen zwischendurch oder das Duschen am Morgen oder Abend gehört für viele zum Alltag selbstverständlich dazu. Viele entspannt eine Dusche am Abend. Sie fühlen sich wohler und erfrischt.
Ängste und Ekelgefühle kontrollieren jedoch den Waschzwang. Die Angst vor der Übertragung von Bakterien, Keimen oder Schmutz bei der Berührung eines Menschen oder Gegenstandes führt zu einem vermehrten Reinigen. Dies kann beispielsweise beim Händeschütteln, dem Anfassen eines Einkaufswagens oder Geld passieren. Es bezieht sich nicht nur auf die Hände, sondern ebenso auf den gesamten Körper und Kleidung. Menschen mit einem Waschzwang haben nicht nur Angst davor, sich selbst Schaden zuzufügen, sondern durch Krankheitserregern auch anderen Schaden zuzufügen. Oder sie entwickeln einen großen Ekel vor Schmutz, der sich an ihnen befinden könnte.
Personen befürchten eine Erkrankung. Das Händewaschen als Wiederholung und Ritual wirkt kurzzeitig beruhigend und gibt Sicherheit. Die Beruhigung dieser Zwangshandlung nimmt jedoch mit der Zeit immer mehr ab. Dadurch waschen sich Personen immer häufiger und auch länger die Hände. Versuchen sie, diesen Drang zu unterdrücken, erleben sie eine große Anspannung.
Personen waschen sich über einen längeren Zeitraum die Hände. Man kommt dadurch zum Beispiel zu spät aus dem Haus oder zu spät zu einem Termin, weil die Zwangshandlung nicht beendet werden kann. In einigen Fällen kann es dazu führen, dass sich Personen stundenlang die Hände waschen und das Haus nicht verlassen können.
Zur Entfernung der Keime werden häufig auch aggressive Hilfsmittel verwendet. Auch wenn die Person weiß, dass das mehrfache Waschen „übertrieben“ ist, kann sie sich nicht der Zwangshandlung entziehen. Dies ist der Grund, warum eine Handlung zu einer Zwangshandlung wird. Das Gefühl, sich immer wieder die Hände waschen zu müssen, ist ein Gefühl, das im Alter von 18 - 25 Jahren erstmals auftritt. Auch, wenn es die ersten Symptome bereits im Alter von zehn bis zwölf gibt. Oftmals können Zwänge in diesem Alter auch wieder verschwinden.
Bei Frauen treten die Symptome vor allem während der Schwangerschaft oder nach der Geburt auf.
Anzeichen bei Kindern
Ob ein Kind einen Waschzwang entwickelt, lässt sich nicht einfach mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten. Jedes Kind hat seine eigene Persönlichkeit und ein eigenes Empfinden von Sauberkeit. Wenn Sie sich als Elternteil fragen, ob das Waschen ihres Kindes noch in einem vertretbaren Ausmaß auftritt, gibt es einige Anzeichen auf die Sie achten können:
- Ihr Kind muss sich mehrmals täglich über mehrere Minuten die Hände waschen.
- Das Waschen ist mit bestimmten Ritualen verbunden.
- Ihr Kind leidet unter einer hohen Anspannung wenn das Waschen gestört oder nicht beendet werden kann.
- Ihr Kind kann erst nach Waschritualen Essen oder das Haus verlassen.
Haben Sie diese Anzeichen bei Ihrem Kind bemerkt? Lassen Sie sich von einer Fachperson beraten.
Diskussionen in der Community
Waschzwang: Symptome
Waschzwang: Ursache
Es besteht keine Einigkeit darüber, was die genaue Ursache für einen Waschzwang ist. Vermutet werden genetische Faktoren wie hirnorganische Ursachen, traumatische Erlebnisse, eine ängstliche Persönlichkeit oder ungünstige Erziehungsmethoden. Psychische Erkrankungen oder Neurodivergenzen wie ADHS oder Autismus erhöhen die Wahrscheinlichkeit. Es wird eine Mischung aus verschiedenen Komponenten vermutet. Dabei kann eine der Komponenten auch überwiegen. Es könnte beispielsweise sein, dass die Person bereits in der Kindheit mit umfassenden Reinlichkeitsvorstellungen konfrontiert worden ist. Ein anderer Auslöser könnte eine als schlimm empfundene Krankheit, die durch Bakterien hervorgerufen wurde, sein (prägende Erfahrungen). Die möglichen Ursachen sind vielseitig.
Im Umkehrschluss kann festgehalten werden, dass gute soziale Beziehungen zu Freund*innen und Familie, alternative Bewältigungsstrategien oder eine sinnstiftende Tagesstruktur die Entstehung von Zwängen verhindern kann.
Waschzwang: Folgen
Neben den belastenden Gefühlen, wenn man sich nicht unmittelbar reinigen kann, leidet die Haut unter dem vermehrten Reinlichkeitsbedürfnis. Sie kann gereizt werden, jucken, wird spröde und es können sich sogar Hautekzeme bilden. Um diese Folgen zu vermeiden, sollte frühzeitig ein Arzt aufgesucht werden.
Die Folgen eines Waschzwangs können sein:
Waschzwang: Diagnose
Für die Erstellung einer Diagnose spielen verschiedene Faktoren eine Rolle.
- Schwere der Symptome
- wie Zwangsgedanken und -handlungen den Alltag beeinträchtigen
- Leidensdruck
Zwei Psychologinnen (Naomi Fineberg und Ann Roberts) testen die Wahrscheinlichkeit anhand von fünf Fragen (Zohar-Fineberg Obsessive Compulsive Screen):
- Waschen und putzen Sie sehr viel?
- Kontrollieren Sie sehr viel?
- Haben Sie quälende Gedanken, die Sie loswerden möchten, aber nicht können?
- Brauchen Sie für Alltagstätigkeiten sehr lange?
- Machen Sie sich Gedanken um Ordnung und Symmetrie?
Es handelt sich dabei nicht um spezifische Fragen zum Waschzwang. Sollte man jedoch eine Frage mit „Ja“ beantworten können oder eine erhebliche Beeinträchtigung des Alltags erleben, ist der Verdacht naheliegend, eine Zwangsstörung zu haben. Dies sollte jedoch mit einer Fachperson abgeklärt werden. Denn auch hierdurch lassen sich letztendlich Behandlungsmöglichkeiten erstellen.
Um einen Waschzwang diagnostizieren zu können müssen folgende Kriterien erfüllt sein:
- Die Zwangshandlungen- und Gedanken müssen mindestens zwei Wochen lang an den meisten Tagen aufgetreten sein.
- Zwänge müssen als quälend erlebt werden.
- Zwänge müssen den Alltag beeinträchtigen.
Weiterhin gibt es standardisierte Fragebögen und direkte Verhaltensbeobachtungen, die die Einschätzung der Schwere des Zwanges ermöglichen.
Waschzwang: Therapie
Die Behandlung besteht meist aus psychotherapeutischer und medikamentöser Behandlung. Als sehr effektiv hat sich eine Verhaltenstherapie erwiesen. Ein genauer Behandlungsablauf richtet sich jedoch nach den individuellen Aspekten (Schwere / individuelle Geschichte). Dabei setzen sich die Personen Situationen aus, die ihre Zwangshandlung begünstigen. In diesen Situationen soll ihnen bewusst werden, dass sie diese Situationen (anfassen von Türklinken oder schmutzigen Händen) auch ohne ihr Ritual bewältigen können. Die Prognose, die Zwangshandlung zu verringern, ist dabei gut. Ca. 70 bis 80 Prozent der Patient*innen können ihre Zwänge verringern.
Waschzwang: Tipps
Zwänge alleine zu durchbrechen ist oftmals nicht möglich. Professionelle Hilfe sollte daher hinzugezogen werden. Sich jedoch einer (fremden) Person anzuvertrauen, kann mit Scham und Angst behaftet sein. Die Seite „Arztphobie“ hat hierfür einen Ratgeber zusammengestellt.
Einige kleine Tipps können helfen:
- keine Vermeidungshaltung einnehmen gegenüber Gegenständen etc.
- Besuch einer Selbsthilfegruppe
- eigene Regeln für das Ritual (maximal Einmal die Stunde waschen)
- Waschroutinen zeitlich eingrenzen (z.B. nur Nachmittags oder Abends)
- maximale Waschdauer einrichten (z.B. 20 Sekunden)
- Arbeit an einem starken Immunsystem
- Vertrauen des eigenen Immunsystems
Waschzwang: Tipps bei Hautschädigungen
- Hautfreundliche Flüssigseifen verwenden.
- Pflege der Hände mit feuchtigkeitsspendenden Cremes.
- In der Apotheke zu fetthaltigen Cremes beraten lassen bei eingerissener oder poröser Haut.
- Verwöhnung der Hände mit Ölbädern.