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Chronische Krankheiten verursachen Produktivitäts-Ausfälle in Milliardenhöhe

Chronische Krankheiten verursachen Produktivitäts-Ausfälle in Milliardenhöhe

Verbesserung der Therapietreue können in Deutschland Produktivitätszuwächse von bis zu 20 Milliarden Euro freisetzen.

Die deutsche Volkswirtschaft könnte 2012 bis zu 20 Milliarden Euro zusätzlich erwirtschaften, wenn chronisch kranke Arbeitnehmer bei der Bewältigung und Behandlung ihrer Krankheit besser unterstützt würden.
Wirksame Maßnahmen zur Verbesserung der Therapietreue und -wirksamkeit setzen sowohl an den Lebensumständen als auch am Verhalten der Betroffenen an. Es geht um Medikamenteneinnahme, Diäten, aber auch um Arbeitsabläufe oder Pausengestaltung. Ohne diese strukturierte Unterstützung verursachen weit verbreitete chronische Krankheiten aktuell in Deutschland dagegen erhebliche Produktivitätsausfälle. Besonders ins Gewicht fällt dieser Effekt bei Volkskrankheiten wie Depression und Rückenschmerzen.
Riesige Produktivitätseinbußen
Die Produktivitätseinbußen aufgrund von wiederholten Fehlzeiten oder Arbeitsunfähigkeit liegen bei diesen beiden Krankheitsbildern in Deutschland bei bis zu 21 bzw. 26 Milliarden Euro jährlich und wiegen somit für Arbeitgeber besonders schwer. Das sind die zentralen Ergebnisse der gemeinsamen Studie "Productivity gains from improving therapy adherence" der Bertelsmann Stiftung und der internationalen Strategieberatung Booz & Company.
Individualisierte Therapiebegleitung als zentraler Kostenhebel
Als einen wichtigen Hemmschuh identifiziert die Studie, dass es bisher kaum ausgereifte Ansätze für eine individualisierte und settingbezogene Therapiebegleitung gibt. "Aktuelle Angebote beschränken sich auf generische Prävention und schrittweise Wiedereingliederungspläne nach der Krankheit. Das Kernproblem ist jedoch, dass Berufswelt einerseits und therapeutischer Kontext andererseits in keinerlei Zusammenhang stehen", so Peter Behner, Partner und Healthcare-Experte von Booz & Company.
Immenses Potenzial
Dabei ist das Potenzial hinsichtlich systemischer Verbesserungen in diesem Segment für die deutsche Volkswirtschaft immens. Schließlich leiden in Deutschland unter der erwerbsfähigen Bevölkerung im Alter von 16 bis 65 Jahren 21,2 Prozent an Bluthochdruck, 17 Prozent an chronischen Rückenschmerzen, 8,5 Prozent an Asthma, 5,2 Prozent an Depressionen und 3,8 Prozent an Arthritis.
Die Zahlen zu diesen fünf ausgewählten chronischen Erkrankungen untermauern die zentrale Empfehlung der Studie, dass sowohl die Arbeitgeber als auch die Sozialversicherung konsequent in wirksame therapiebegleitende Maßnahmen eingebunden werden müssen.
Umstellung der Lebensgewohnheiten wichtig 
Gerade bei chronischen Krankheiten spielt neben der verordnungsgemäßen Einnahme der Medikamente oft die langfristige Umstellung der Lebensgewohnheiten eine entscheidende Rolle. "Patienten müssen von der Notwendigkeit einer solchen Umstellung überzeugt sein und gemeinsam mit dem Arzt die Entscheidung über die individuelle Ausgestaltung der Therapie treffen", so Dr. Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung.
Patienten dürften mit dieser Herausforderung nicht allein gelassen werden. Eine umfassende Patienteninformation, Coaching-Programme, aber auch der Austausch mit anderen Betroffenen über spezielle Netzwerke sind von großer Bedeutung. Neben Krankenkassen und Unternehmen muss sich auch der Gesetzgeber seiner Verantwortung in diesem wichtigen Feld bewusst werden, die sich nicht auf den Bereich der Akutversorgung beschränkt.
Das Fazit der Studie
Gelingt zur Optimierung der Therapietreue und -wirksamkeit eine konzertierte Aktion von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, verbessert dies nicht nur die Genesungschancen chronisch Kranker, sondern auch die strukturelle Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland. (Bertelsmann-Stiftung/MyHandicap/pg)