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Schizophrenie und Psychosen: Dinge sehen, die nicht da sind

Stimmenhören, Realitätsverlust, Halluzinationen: Schizophrenie ist eine schwerwiegende psychische Erkrankung, die das Leben der Betroffenen stark beeinflusst.

Fälschlicherweise wird Schizophrenie oft mit der dissoziativen Identitätsstörung, früher auch multiple Persönlichkeitsstörung, verwechselt. Bei dieser übernehmen verschiedene Persönlichkeitszustände abwechselnd die Kontrolle über das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen. Die Schizophrenie ist jedoch weder eine Persönlichkeitsstörung, noch eine Persönlichkeitsspaltung. Vielmehr wird die Krankheit durch eine Kombination aus Stoffwechselstörungen im Gehirn, genetischen Veranlagungen und traumatischen Erlebnissen ausgelöst. Die genauen Ursachen von Schizophrenie sind nicht abschliessend geklärt.

Die Krankheit ist sehr individuell und kann je nach Form unterschiedlich auftreten. So verläuft die Schizophrenie bei einigen Betroffenen, ähnlich wie Multiple Sklerose (MS), in Schüben, bei anderen jedoch nicht. Ist ersteres der Fall, sind meist drei Episoden zu beobachten, die Vorphase, auch Prodromalphase genannt, zeichnet sich durch emotionale Empfindlichkeit, Angespanntheit oder Interessenverlust aus. Auch sozialer Rückzug und eine Fehleinschätzung der Wirklichkeit kann einen Schub ankündigen. In der zweiten, also akuten Phase, treten Symptome wie Halluzinationen, Stimmenhören und Verfolgungswahn auf. Durch den Realitätsverlust legen die Betroffenen für ihr Umfeld nicht nachvollziehbare Verhaltensweisen an den Tag. In der dritten Phase bilden sich die Symptome zurück und es kommt zu Antriebsmangel, Gefühlsarmut und Suizidalität. Die verschiedenen Episoden können unterschiedlich lang und intensiv sein, ein Verbleiben in einer Phase ist möglich.

Negativ- und Positivsymptome

Die Symptome einer Schizophrenie werden in zwei Bereiche eingeteilt. Baut ein Betroffener oder eine Betroffene psychische Fähigkeiten ab, sprechen Fachpersonen von Negativsymptomen. Wird die Realität der Patient*innen um Halluzinationen quasi „erweitert” handelt es sich um Positivsymptome. 

Negativsymptome

  • Antriebslosigkeit
  • Sozialer Rückzug
  • Depression
  • Teilnahmslosigkeit
  • Gefühlsarmut
  • Denkstörungen
  • Ich-Störungen

Positivsymptome

  • Halluzinationen, die alle Sinne betreffen können
  • Wahnvorstellungen
  • Realitätsstörungen
  • Gereiztheit
  • Denkstörungen
Auf dem Bild sind Baumkronen zu sehen, die in den Himmel ragen. Das Bild ist verzerrt. | © Pixabay.com Realitätsverlust ist ein häufiges Symptom der Schizophrenie.

Facetten der Schizophrenie

In der Psychiatrie wird von vier verschiedenen Krankheitsformen gesprochen. Die am häufigsten auftretende ist die paranoide Schizophrenie. Circa 65 Prozent aller Betroffenen leiden unter dieser Form, bei der die Hauptsymptome Wahnvorstellungen, Verfolgungswahn und Misstrauen sind. Auch Abstammungswahn kommt vor. So können Patient:innen zum Beispiel felsenfest davon überzeugt sein, zur englischen Königsfamilie zu gehören, egal, wie viele Beweise dagegen sprechen. Bei der hebephrenen Schizophrenie treten vermehrt die sogenannten Negativsymptome auf. Vor allem das Gemütsleben ist betroffen, die Stimmung verflacht und Betroffene verhalten sich der Umgebung gegenüber unpassend oder wirken gekünstelt. Die katatone Schizophrenie betrifft sowohl Körper als auch Psyche. Der psychische und motorische Zustand wechselt zwischen Erregung und Erstarrung. Außerdem kommt es vor, dass Betroffene Befehle wie automatisch befolgen, sich partout weigern, dies zu tun oder genau das Gegenteil des von ihnen verlangten ausführen. Die katatone Schizophrenie kommt in den Industrieländern kaum noch vor, in anderen Ländern ausserhalb Europas und Nordamerikas, vor allem in Entwicklungsländern, ist sie aber noch immer verbreitet. Besonders schwer zu diagnostizieren ist die Schizophrenia simplex. Die Betroffenen leiden vor allem unter Antriebsminderung, wirken untätig und es fällt ihnen schwer, sich sozial einzufügen. Halluzinationen und/oder Wahnvorstellungen treten bei dieser Schizophrenie-Form selten auf.

Begleiterkrankungen

Die verschiedenen Formen von Schizophrenie gehen oft mit Begleiterkrankungen einher, sogenannte Komorbidität. Am häufigsten treten Depressionen und Angststörungen auf. Da die Betroffenen versuchen, ihre Symptome mit Alkohol oder Drogen zu lindern, sind Suchterkrankungen keine Seltenheit.

Behandlung

Zur Linderung der Positiv- und Negativsymptomatik bietet sich eine medikamentöse Behandlung an. Diese besteht, je nach Krankheitsform, aus starken Beruhigungsmitteln, Antipsychotika und/oder Antidepressiva. Besonders Zweitere können psychotische Symptome wie Halluzinationen unterdrücken, da sie den Stoffwechsel der beteiligten Botenstoffe im Gehirn beeinflussen. Selbst bei optimaler Dosierung tritt eine Besserung der psychotischen Beschwerden oft erst nach einigen Wochen ein. Daher sollte die Wirkung über längere Zeit beobachtet werden. Haben die Symptome nachgelassen, wird die Dosis in kleinen Schritten reduziert, sogenanntes Ausschleichen. Wichtig ist, dass die medikamentöse Behandlung ausschliesslich in Absprache mit Psychiater*innen stattfinden und auch von ihnen überwacht wird. Die Gabe von Tabletten geht meist Hand in Hand mit einer Psychotherapie. Problematisch ist bei der Krankheit Schizophrenie jedoch, dass den Patient*innen während eines Schubes die Krankheitseinsicht fehlt. Das heisst, sie merken nicht, dass sie sich anders verhalten als sonst und sehen sich selber nicht als psychisch krank an. Die Folge davon ist eine fehlende Patienten-Compliance, also die mangelnde Mitarbeit bei der Behandlung, was mit ein Grund für die häufige, zeitlich begrenzte Unterbringung von Betroffene in stationären Psychiatrien ist. 

Für immer krank? Prognose

Schizophrenie ist grundsätzlich nicht heilbar. Betroffene können aber lernen, mit der Krankheit umzugehen und Symptome durch konsequentes Befolgen des Behandlungsplans zu linden. Unerlässlich ist für viele Patient:innen zum Beispiel die Einnahme von Medikamenten, um einen Rückfall vorzubeugen sowie Rehabilitationsmassnahmen, um ihre kognitiven Fähigkeiten zurückzubekommen und ihr Leben nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Weiter wird berichtet, dass sich ein stabiles soziales Umfeld, wenig Stress und genügend Schlaf positiv auf die Erkrankung auswirken kann. Menschen mit Schizophrenie sind, je nach Verlauf, fähig, zu arbeiten, interessanten Hobbys nachzugehen und Beziehungen zu führen. 


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