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Wodurch Integration scheitern kann

Auch wenn die Integrations- und Inklusionsbemühungen stetig steigen, klappt nach wie vor nicht jeder Versuch, Menschen mit Behinderung im Job zu integrieren. Die Gründe dafür können sehr unterschiedlich sein. Die Lösungen für ein erfolgreiches Gelingen auch.

Zwei sich abklatschende Hände, in deren Mitte ein "NO!" steht | © Gabby K / pexels

Es gibt verschiedene Gründe, warum es mit dem Job nicht klappt (Gabby K / pexels)

Marit ist Diabetikerin. Eine Behinderung, die nicht auffällt. Deshalb hat sich Marit entschieden, ihre Behinderung beim Bewerbungsgespräch zu verschweigen. Sie dachte, dass sie ihre Chancen auf eine Anstellung dadurch erhöhen könnte. Marit hat eine Stelle in der Personalabteilung einer großen Firma erhalten. Nach Ablauf der Probezeit wurde sie jedoch entlassen.

Schweigend in die Sackgasse

Was ist schiefgelaufen? Marit musste sich während der Arbeitszeit Injektionen geben. Dies fiel den Kollegen und Kolleginnen auf und die Spekulationen nahmen zu. Marit wurde unsicher. Ihre Arbeit litt unter der Vertuschung ihrer Krankheit und ein längerer Ausfall aufgrund ihrer Behinderung folgte. Marit hat sich selbst in einen Kreislauf katapultiert, der nicht mehr zu stoppen war. Ihr Arbeitsverhältnis wurde nach der Probezeit beendet. 

„Wenn eine verschwiegene Behinderung in der Probearbeitszeit ans Tageslicht kommt, droht die Gefahr, dass es zu keiner Übernahme kommt“, sagt Tanja Lachmayr, Leiterin des Bewerber- und Büroservice der BKG Büro-Kommunikation GmbH der Pfenningparade.

Menschen mit nicht sichtbaren Behinderungen verschweigen diese oft. In der Folge sind sie im Arbeitsleben überfordert. Ihre Behinderung wird zur Doppelbelastung. „Es gibt nichts Schlimmeres, als den Arbeitgeber detektivisch draufkommen zu lassen, was hier fehlt, was hier los ist“, sagt Michael Graus Koordinator am Beruflichen Fortbildungszentrum in Augsburg. 

Wichtig ist, dass ein*e Arbeitnehmer*in mit einer Behinderung den oder die potenzielle*n Arbeitgeber*in rechtzeitig aufklärt und informiert. Um in seiner Anstellung erfolgreich zu sein, ist es wesentlich, Vorgesetzte über Vor- sowie Nachteile der Beschäftigung zu informieren. 
Die Nachteile können nach Möglichkeit auch mit eigenen Lösungsvorschlägen präsentiert werden. „Von Vorteil wäre zum Beispiel, wenn ein behinderter Bewerber bereits Hilfsmittel mitbringt, die eventuelle Defizite ausgleichen können“, sagt Tanja Lachmayr. 

Der Arbeitgebende muss wissen, was auf ihn zukommt. Im Fall von Marit wurde dieser jedoch vollkommen im Dunklen gelassen. Er, beziehungsweise die Kolleg*innen, wurden zu Detektiven. Die Vertrauensbasis wurde dadurch enorm geschwächt.

Unaufdringlich aktiv sein

Stefan ist 22. Er hat eine Ausbildung zur Bürokraft im Integrationszentrum für Cerebralparesen (ICP) München absolviert. Die Ausbildung ist ihm leichtgefallen. Trotzdem musste der junge Mann lange suchen, bis er schließlich einen Praktikumsplatz fand. Bereits beim Vorstellungsgespräch erkundigte sich Stefan mehrmals, wie es nach dem Praktikum weitergehen würde und ob er mit einer Anstellung rechnen könne. 

Diese Fragen waren dem Personaler unangenehm. Dennoch wurde Stefan aufgrund seiner guten Zeugnisse für ein dreimonatiges Praktikum engagiert. 

Schon am ersten Arbeitstag fragte Stefan den Geschäftsführer abermals, wie es nach dem Praktikum weiterginge. Der Geschäftsführer gab ihm den Rat, sich erstmal in seinem Praktikum zu beweisen. Dies wollte Stefan tun, in dem er exakt die Aufgaben ausführte, die an ihn herangetragen wurden. Stefan war oft langweilig. Er kam jedoch nicht auf die Idee zu fragen, wo er noch helfen könnte. „Wenn ich alles mache, was von mir verlangt wird, kann nichts schiefgehen“, dachte Stefan. 

Da täuschte sich der junge Mann. Es ging einiges schief. Die Kolleg*innen wunderten sich, warum Stefan immer gelangweilt vor seinem Computer saß und sich für nichts zu interessieren schien. Stefan stellte keine Fragen und brachte sich auch nicht in die Teamsitzungen ein. 

Immer wieder fragte er jedoch die Verantwortlichen, wie es nach seinem Praktikum weitergehen würde. Schließlich erhielt er die Antwort: „Leider können wir Ihnen nach Ihrem Praktikum keine weitere Beschäftigungsmöglichkeit in unserem Unternehmen anbieten.“ Stefan war vor den Kopf gestoßen. Er hat doch alles gemacht, was man von ihm verlangt hatte.

„Ein Arbeitgeber erwartet sich Leute, die selbst nachfragen, was sie tun können. Die sich engagieren, Ideen haben und sich ins Geschehen einbringen“, sagt Michael Graus. Dabei sollte man natürlich nicht aufdringlich sein. Wichtig ist, sich mit den Kolleg*innen gut zu stellen. „Oft fragt der Chef die alten Hasen, was sie von dem neuen Kollegen halten“, erklärt Graus. 

Ein weiterer Fehler Stefans war, das permanente Ansprechen der Zukunft. „Wie es weitergeht, kann man fragen, wenn man sich bewiesen hat. Wenn man gezeigt hat, was man kann“, sagt Michael Graus.

Damoklesschwert „Unkündbarkeit“

Für Unternehmen ist es wesentlich zu wissen, was auf sie zukommt. Viele Personalverantwortliche denken, dass ein*e Arbeitnehmer*in mit Behinderung so gut wie nicht kündbar ist. „Das stimmt nicht“, sagt Michael Graus: „Wenn ein Arbeitnehmer unpünktlich ist, Alkohol konsumiert oder unfair zu seinen Kollegen ist, dann kann er entlassen werden. Mit oder ohne Behinderung.“ 

Außerdem kann ein Mensch mit Behinderung während der Probezeit gekündigt werden beziehungsweise nach Ablauf des befristeten Arbeitsverhältnisses. Größtenteils werden auch nur noch zeitlich befristete Arbeitsverträge angeboten. 
Ein befristetes Arbeitsverhältnis endet automatisch nach Ablauf der Befristung – ohne eine Kündigung. „Dies gilt auch dann, wenn der Arbeitnehmer einen besonderen Kündigungsschutz aufgrund einer Behinderung hat“, erklärt Tanja Lachmayr.

Aus Fehlern lernen

„Wichtig ist, dass man nicht noch einmal mit genau dem gleichen Verhalten auf die Nase fällt“, sagt Michael Graus. Wer während oder nach der Probearbeitszeit gekündigt wurde, sollte seine kritische Selbstwahrnehmung schärfen. 

Versuchen Sie, sich in die Sicht des Arbeitgebers beziehungsweise der Arbeitgeberin hinein zu versetzten. Stellen Sie sich vor, sie hätten jemanden eingestellt und kommen nach ein paar Wochen darauf, dass dieser Mensch von dem Sie überzeugt sind und dem Sie vertrauen, nicht ganz ehrlich zu Ihnen war. Wie würden Sie sich fühlen?

Nicht immer sind andere Menschen oder äußere Umstände schuld, wenn etwas nicht klappt. 
Manchmal hilft es auch, sein eigenes Verhalten etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Denken Sie nach: Was hat Sie scheitern lassen? Was können Sie wirklich? Dabei können Sie sich zum Beispiel von einem Coach oder guten Freund*innen, die wirklich ehrlich zu Ihnen sind, unterstützen lassen.


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