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Vom Umgang mit Autist*innen: was gilt es zu beachten?

Die Sinneseindrücke von Autist*innen werden im Gehirn anders verarbeitet. Die dadurch entstehende andere Wahrnehmung führt zu Verhaltensweisen und Persönlichkeitsmerkmalen, die in der Gesellschaft häufig auf Unverständnis stoßen.

Lachende Mutter und Ihr Sohn | © Bruno Nascimento/unsplash

Autist*innen können Gestik oder Mimik ihres Gegenüber nicht deuten oder müssen diese mühsam erlernen (Bruno Nascimento/unsplash)

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt Autismus zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen. Durch eine angeborene veränderte Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitung des Gehirns kommt es bei den Betroffenen entlang des Autismus-Spektrums zu stärkeren oder schwächeren Beeinträchtigungen.

Autist*innen und ihre Besonderheiten

Um das Verhalten von Autist*innen besser zu verstehen, ist es wichtig, die möglichen Besonderheiten in ihrem Denken und ihrer Wahrnehmung zu kennen. Die Sinneseindrücke werden bei Betroffenen anders verarbeitet. Dadurch können Schwierigkeiten entstehen, wie beispielsweise:

  • Beeinträchtigung im Gebrauch von nonverbalen Verhaltensweisen wie Blickkontakt, Gesichtsausdruck, Körperhaltung oder Gestik
  • Wortwörtliches Sprachverständnis, was zu Schwierigkeiten bei ironischen Bemerkungen von Mitmenschen oder bei Metaphern führt
  • Überempfindlichkeit oder Unempfindlichkeit auf visuelle, auditive oder taktile Reize
  • Schwierigkeiten, die Ansichten anderer Menschen zu verstehen oder zu erkennen
  • Festhalten an Routinen und Ritualen bei gleichzeitiger Schwierigkeit, Veränderungen in der Umwelt vorauszusehen und zu akzeptieren
  • Fokussierung der Aufmerksamkeit auf einzelne Interessen

Doch was bedeuten diese Beeinträchtigungen bei Autist*innen im Alltag? Es gibt nicht EINE Antwort auf diese Frage, weil es DEN Autisten oder DIE Autistin nicht gibt. Jeder Mensch mit Autismus unterscheidet sich vom anderen, ebenso wie sich alle Nicht-Autist*innen voneinander unterscheiden.

Unterwegs mit dem Asperger-Syndrom

Die 39-jährige Sieglinde bekam sehr spät das Asperger-Syndrom diagnostiziert. In ihrem Buch "Unterwegs mit dem Asperger-Syndrom" schreibt sie über ihren Lebensweg sowie Schwierigkeiten und Besonderheiten des Asperger-Syndroms. Dabei liefert sie ehrliche und authentische Eindrücke in das Leben einer Asperger-Autistin.

Autist*innen stoßen oft auf Unverständnis

Der wohl größte gemeinsame Nenner von Autist*innen ist, dass die oben genannten möglichen Verhaltensmuster von Mitmenschen zum Teil mit Befremden aufgenommen werden. Nicht wenige Ratgeber versuchen sich in Aufklärung. Doch wichtig ist, wie es sich aus Sicht der Betroffenen präsentiert. Die Akzeptanz von Besonderheiten, die dem Umfeld seltsam vorkommen mögen, sind ein guter Anfang zu einem verständnisvollen Umgang mit Menschen entlang des autistischen Spektrums.

Drei Personen in einer Besprechung, wobei eine Person nicht fröhlich aussieht.  | © unsplash Zwischenmenschlicher Kontakt ist nicht immer leicht. (unsplash)

Bewusstsein für das Verhalten von Autist*innen schaffen

Katja Carstensen ist Autistin (Asperger-Syndrom) und hat mehrere Bücher zum Thema geschrieben. Sie hat eine Art „Umgangsgebrauchsanweisung“ veröffentlicht: direkt, offen, ehrlich – und kein bisschen ironisch.

  • „Helft uns, euch besser zu verstehen – sagt, was ihr meint.“
  • „Ironie und Wortspielereien sind zwar lustig – erklärt sie uns aber bitte, wenn wir sie nicht verstehen.“
  • „Nehmt unsere Worte so wie sie sind, wir meinen das, was wir sagen und sind nicht in der Lage, Sätzen durch Mimik, Gestik und Tonfall eine andere Bedeutung zu geben. Ein Interpretationsversuch eurerseits führt nur zu unnötigen Missverständnissen.“
  • „Für euch mag es eine Geste der Freundlichkeit sein, sich zur Begrüßung und zum Abschied die Hand zu geben – für uns ist das schon ein Eindringen in die Privatsphäre, was wir höchstens guten Freunden zugestehen, respektiert das bitte.“
  • „Viele von uns sind berührungs- und lärmempfindlich. Erspart uns nett gemeinte Tätscheleien und habt Verständnis, wenn wir uns bei zu heftiger Geräuschkulisse zurückziehen oder abschalten.“
  • „Im Interesse unserer Mitmenschen sollte jeder Autist ein "BITTE NICHT STÖREN"-Schild aufstellen, wenn er mit seinen Spezialinteressen beschäftigt ist. Eine Störung von außen kann heftige Reaktionen zur Folge haben, stört also bitte vorsichtig und nur wenn es sein muss.“
  • „Wir lieben Regeln und Ordnung (unsere eigenen versteht sich). Ausflüge und ähnliches müssen geplant werden, es bringt uns schon aus der Fassung, wenn ein ungeplanter Cafebesuch eingeschoben wird. Und NEIN, ich möchte auf keinen Fall nach dem Einkaufen spontan bei Frau Meyer vorbeischauen, weil es auf dem Weg liegt und ein plötzliches Abschwenken nach "ach, lass uns doch schnell nochmals in den Baumarkt fahren", kann dafür sorgen, dass der Rest meines Tages im Chaos versinkt.“
  • „Verkneift euch spontane Besuche, es gibt so freundliche Einrichtungen wie Telefon und Internet, beide kann man durchaus für eine vorherige Ankündigung nutzen (mind. einen Tag vorher, wobei Ausnahmen die Regel bestätigen).“

Das Anwenden dieser Verhaltenstipps und generell die Akzeptanz von Eigenarten, die dem Umfeld seltsam vorkommen mögen, sind ein guter Anfang zu einem verständnisvollen Umgang mit Menschen entlang des autistischen Spektrums.

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