Spastik infolge eines Schlaganfalls
Jährlich sind in Deutschland ungefähr 250.000 Menschen von Schlaganfällen betroffen. Infolgedessen tritt häufig eine Spastik in Armen oder Beinen auf. Eine Behandlung erfolgt meist mithilfe von Physiotherapie und bei Bedarf individueller Medikation.
(pixabay)
Infolge des Schlaganfalls erleiden Betroffene häufig eine Spastik. Spastizität ist eine nicht kontrollierbare Muskelverspannung in den Extremitäten, die Schmerzen verursachen und den normalen Bewegungsablauf beeinträchtigen kann. Neben dem erhöhten Muskeltonus führt die Spastik häufig auch zu einer Schwächung der Muskulatur.
Bei Schlaganfall-Betroffenen tritt die armbetonte Spastik häufiger auf als die beinbetonte Spastik. Sie ist üblicherweise mit einem gebeugten Ellenbogen, einem gegen die Brust gepressten Arm und einer gebogenen Hand verbunden. Charakteristisch für eine beinbetonte Spastik sind eine Versteifung des Beins sowie eine häufig nach innen gedrehte Spitzfußstellung. Dies führt zu Gehstörungen, bei denen das Bein in der Regel nachgezogen wird, wobei die übliche Pendelbewegung des Arms ausbleibt.
Physiotherapie als Behandlung
Eine Spastik nach Schlaganfall bedarf in jedem Fall der medizinischen und physiotherapeutischen Behandlung. Durch einen individuell abgestimmten Therapieplan sollen Betroffene verloren gegangene Fähigkeiten wieder erlangen. Ziel ist es, dass intakte Bereiche des Gehirns die Funktionen der geschädigten Areale übernehmen. Dies geschieht idealerweise durch eine konsequente Übungsbehandlung. Diese Behandlung wird von geschulten Therapeut*innen durchgeführt.
Vor allem Physiotherapeut*innen, Ergotherapeut*innen und Logopäd*innen unterstützen Betroffene dabei, in der Rehabilitation größtmögliche Fortschritte zu erzielen. Hierbei werden verschiedene Therapiemethoden eingesetzt - unter anderem Krankengymnastik nach Bobath, bei der ein multidisziplinärer rehabilitativer Ansatz verfolgt wird, um Erkrankungen des Zentralen Nervensystems (ZNS) zu behandeln.
Medikamentöse Behandlung
Heutzutage steht die Behandlung einer Spastik durch Medikamente eher im Hintergrund und sollte aufgrund der möglichen starken Nebenwirkungen nur im Einzelfall Anwendung finden.
Sie werden zur Schmerzbehandlung eingesetzt, um den Muskeltonus zu senken und die Beschwerden, die durch eine Spastik verursacht werden, zu lindern. Einige Präparate wirken auf das zentrale Nervensystem, andere ausschließlich auf das periphere Nervensystem.
Botulinumtoxin bei spastischer Muskulatur
Bei einer schweren Spastik kommt neben der Einnahme von Tabletten auch eine lokale Behandlung durch Injektionen wie zum Beispiel Botulinumtoxin, auch bekannt als Botox, in Betracht. Dabei handelt es sich um ein starkes Nervengift, das in verdünnter Form beziehungsweise in sehr niedrigen Dosen in den betroffenen Muskel injiziert wird. Dadurch kann der Muskeltonus für eine Dauer von drei bis sechs Monaten gesenkt werden, wobei die Reizweiterleitung in dem betroffenen Muskel gesenkt wird.
Cannabis als letzte Alternative
In dem Fall, dass keine andere medikamentöse Behandlung anschlägt, können zur Linderung der Spastik bedingten Schmerzen auch THC- und CBD-haltige Präparate zum Einsatz kommen. Diese unterliegen in Deutschland allerdings strengen Regulierungen und eine Verschreibung erfolgt nur im Ausnahmefall.
Lähmung als weitere Folge des Schlaganfalls
Des Weiteren sind viele Betroffene nach einem Schlaganfall von Lähmungen betroffen. Ausmaß, Schwere und Auswirkungen der Lähmung sind individuell verschieden. Eine Gesichtslähmung beispielsweise führt zu Schwierigkeiten beim Sprechen, Kauen und Schlucken. Deshalb kann es nötig sein, Schlaganfall-Patient*innen beim Essen zu unterstützen. Um die Sprachfähigkeit wieder zu erlangen, wird unter anderem eine Therapie beim Logopäd*innen empfohlen.
Lesen Sie unsere Artikel zum Thema Schlaganfall
- Folgen eines Schlaganfalls: Mögliche Herausforderungen für Betroffene und Angehörige
- Selbstständigkeit nach Schlaganfall: Welche Therapie ist die Richtige für mich?
- Autofahren nach einem Schlaganfall
- Bewegungstraining nach einem Schlaganfall
- Berufliche Rehabilitation nach Schlaganfall: Gleiche Chancen für alle
- Interview mit Franz Rumpler: Leben in kleinen Portionen