Rollstuhl: Individuelle Bedürfnisse im Fokus
Wer auf einen Rollstuhl angewiesen ist, um seinen Alltag meistern zu können, dem steht eine große Auswahl verschiedener Modelle zur Verfügung. Wichtig ist, dass der Rollstuhl professionell auf die jeweiligen Bedürfnisse angepasst ist. Aber nicht alle Modelle und nicht alle Wünsche werden von den Krankenkassen bezahlt.
Mit einem Rollstuhl können Menschen mit Mobilitätseinschränkung mobiler werden (Nathan McDine/unsplash)
Der Rollstuhl ist ein Hilfsmittel zum Ausgleich einer Behinderung. Die Finanzierung des Rollstuhls ist vom Gesetzgeber geregelt. Der Leistungsträger - in der Regel die Krankenkasse - übernimmt die Kosten für den ersten Rollstuhl im Rahmen einer festgelegten Kostenpauschale. Darauf hat jede*r Betroffene Anspruch.
Für alle weiteren Rollstühle - zum Beispiel, um Rollstuhlsport zu treiben - muss ein separater Antrag bei der Krankenkasse gestellt werden. Hier wird individuell entschieden. Leider übernehmen viele Krankenkassen die Kosten für einen Sportrollstuhl nicht. Trotzdem sollte man nichts unversucht lassen.
Individuelle Anpassung
Mit einem Rollstuhl sollen Menschen mit einer Behinderung, aber auch ältere Menschen mit einer eingeschränkten Bewegungsfähigkeit ihren Alltag so gut wie möglich meistern können.
Rollstühle sollen aber auch Beweglichkeit und Aktivität ermöglichen, Teilhabe und die Integration in ein soziales Umfeld garantieren. Entsprechend wichtig ist einerseits die Wahl des richtigen Rollstuhls, andererseits aber auch die individuelle Anpassung je nach Art der Behinderung, der Körperstatur, dem Einsatzbereich und der individuellen Bedürfnissen der Betroffenen.
Beratung unerlässlich
Die Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für die Beschaffung dieses Hilfsmittels bei entsprechender Indikation. So zum Beispiel bei:
- Querschnittlähmung
- Multiple Sklerose
- Zerebralparese (spastische Lähmung)
- Muskeldystrohpien
- Meningo-Myelozelen-Syndrom (Spina Bifida)
- Amputationen
- Gliedmaßendefekte und -deformationen
- Gelenkdefekte
- geriatrische Erkrankungen
- Herz-Kreislaufinsuffizienzen
- Gleichgewichtsstörungen
- altersbedingte Krankheitsbilder
Zuerst gilt es, sich im Sanitätshaus oder während eines Rehabilitationsaufenthaltes in einer spezialisierten Klinik beraten zu lassen, welcher Rollstuhl den Bedürfnissen am besten entspricht. Dabei lohnt es sich, verschiedene Modelle zu testen oder eventuell für eine gewisse Zeit auszuleihen.
Kostenübernahme
Der nächste Schritt führt dann zum Arzt oder zur Ärztin. Hier wird ein entsprechendes Rezept über den gewünschten Rollstuhl ausgestellt. Wer späterem Ärger aus dem Weg gehen möchte, sollte hier auf eine möglichst genaue und detaillierte Begründung und Beschreibung des Hilfsmittels Wert legen.
Mit dieser Verordnung wendet man sich dann an seine Krankenkasse. Der von der Krankenkasse genannte Leistungserbringer - in diesem Fall ein Sanitätshaus - übernimmt dann den weiteren Vorgang. In der Regel erstreckt sich der Anspruch auf einen einzigen Rollstuhl. Die Notwendigkeit eines zweiten Rollstuhles ist eingehend zu begründen.
Fragen rund um den Rollstuhl
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Große Preisspanne
Je nach Ausführung kann ein Rollstuhl ein sehr kostspieliges Hilfsmittel sein. Während ein einfaches, neues Modell für etwa 500 Euro erhältlich ist, kann ein auf spezielle Bedürfnisse zugeschnittener Elektrorollstuhl schon 4.000 Euro kosten. Natürlich sind im Internet wesentlich preisgünstigere Modelle zu finden. Einige Hersteller bieten sogar selbst ihre Modelle über das Internet zu wesentlich tieferen Preisen an, als sie im Fachhandel erhältlich sind. Doch die Krankenkasse übernimmt in der Regel die Kosten - bis auf eine kleine Zuzahlung von fünf bis zehn Euro, es sei denn, die/der Versicherte ist von der Zuzahlung befreit.
Beratung und professionelle Anpassung kosten
Man sollte sich aber bewusst sein, dass eben nicht nur das Material - das für fünf bis zehn Jahre halten sollte - kostet, sondern auch die Beratung und die professionelle Anpassung auf die individuellen Bedürfnisse, auch während der Rehabilitationsphase. Wenn bei der Konfiguration von Anfang an das Optimum erreicht wird, kann man sich unnötige Folgekosten sparen.
Dies gilt es auch bei der Beschaffung von Rollstühlen im Ausland zu beachten. Auch hier fehlt in den meisten Fällen die individuelle Beratung, vielfach ist die Versorgung mit Ersatzteilen nicht gewährleistet und Transport- und Einfuhrkosten eingerechnet, somit schmilzt der Preisvorteil eventuell auch schnell dahin.
Neue Materialien, neue Designs
In den letzten Jahrzehnten ist bei der Entwicklung neuer Rollstühle viel geschehen. Angetrieben durch innovative Unternehmer*innen ist die Rollstuhl-Palette entsprechend den verschiedensten Ansprüchen gewachsen. Wer einen breiten und robusten Rollstuhl benötigt, findet das passende Modell ebenso wie jene, die mit einem kleinen und wendigen Modell auskommen. Ständig werden neue Entwicklungen präsentiert und neue Materialien verarbeitet. Auch das Design und die Farbe eines Rollstuhls haben heute eine viel größere Bedeutung als in früheren Jahren. Das sieht man auch am alljährlich auf der RehaCARE stattfindenden Wettbewerb „Pimp my Rolli“.