Skip to Content Skip to Mainnavigation Skip to Meta Navigation Skip to Footer
Skip to Content Skip to Mainnavigation Skip to Meta Navigation Skip to Footer

CRPS steht für Complex Regional Pain Syndrome

Bei CRPS oder auch dem komplexen regionalen Schmerzsyndrom handelt es sich um eine Schmerzerkrankung, deren Ursachen nicht ganz klar sind. Fest steht nur, dass sie meist nach einer Verletzung oder einem operativen Eingriff auftritt und mit unterschiedlichen Symptomen einhergeht. In seltenen Fällen kann sie auch ohne eine Verletzung oder einen operativen Eingriff auftreten.

Zwei Hände auf hellem Hintergrund: Links eine natürliche menschliche Hand mit Tätowierung am Handgelenk, rechts eine künstliche, graue Prothese, die realistisch einer Roboterhand nachempfunden ist. Die Prothesenhand hält eine weiße zylindrische Dose, auf der ein Bild einer schwarzen Hand abgebildet ist. Die menschliche Hand ist leicht geöffnet und der Prothesenhand zugewandt. | © Meyra GmbH

Eine Handorthese kann den Gewinn von Selbstständigkeit und Selbstbestimmung bedeuten. (Meyra GmbH)

CRPS steht für Complex Regional Pain Syndrome (und zu Deutsch komplexes regionales Schmerzsyndrom). Dabei handelt es sich um eine chronisch neurologische Erkrankung, die unter anderem mit Schmerzen, Sensibilitätsstörungen und trophischen Störungen einhergeht. Ausgelöst wird diese Erkrankung meist nach einer Verletzung der Weichteile oder Nerven der oberen oder unteren Extremitäten. Dabei tritt sie häufig im Zusammenhang mit einer Fraktur oder Quetschung auf. Ebenso kann sie auch nach einem operativen Eingriff auftreten. Das CRPS kann auch ohne eine vorhergehende Verletzung oder einen operativen Eingriff auftreten. Dabei handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass vorher alle anderen möglichen Diagnosen ausgeschlossen werden müssen.

Früher war das CRPS auch unter dem Namen „Morbus Sudeck“ bekannt. Der Name rührt vom deutschen Chirurgen Paul Sudeck her.

CRPS tritt am häufigsten während des 40. bis zum 70. Lebensjahr auf. Das bedeutet nicht, dass es nicht auch außerhalb dieser Zeitspanne auftreten kann. Frauen sind jedoch 2-3x häufiger betroffen. Das Risiko, nach einer Verletzung ein CRPS zu entwickeln, liegt bei ca. 2–15 Prozent. Bei leichten Verletzungen ist die Wahrscheinlichkeit, CRPS zu bekommen, geringer. Es tritt häufiger an den Armen auf.

Ohne dass eine Entzündung vorliegt, reagiert der Körper, als wäre eine Entzündung vorhanden.

CRPS: Diagnose

Die Diagnose CRPS wird überwiegend klinisch gestellt. Es gibt keine spezifischen Tests und es werden kaum technische Geräte zur Diagnostik verwendet.

Patient*innen werden auf Schwellungen, Hautveränderungen und Bewegungseinschränkungen wie auch Schmerzempfindlichkeit untersucht. Dazu gehört auch, dass nach der Art des Schmerzes gefragt wird und nach möglichen vorangegangenen Verletzungen.

Bei den Diagnosekriterien wird sich auf die Budapest-Kriterien konzentriert. Dabei handelt es sich um ein international anerkanntes Set von diagnostischen Kriterien. Sie helfen dabei, CRPS zu diagnostizieren. Dabei werden klinische Symptome berücksichtigt.

Die Budapest-Kriterien sind erfüllt, wenn Patient*innen mindestens ein Symptom in drei Kategorien erfüllen und ein Zeichen in zwei Kategorien.

Kategorie 1 - Sensorisch: Hyperästhesie (als Anzeichen für Nadelstiche) oder Allodynie (als Anzeichen für leichte Berührung, tiefen somatischen Druck und/oder Gelenkbewegungen).

Kategorie 2 - Vasomotorisch: Temperaturasymmetrie (> 1 °C als Zeichen) oder asymmetrische Hautfarbe.

Kategorie 3 - Sudomotorisch oder Ödeme: Schwitzende Veränderungen, Schweißasymmetrie oder Ödeme.

Kategorie 4 - Motorisch oder trophisch: Trophische Veränderungen in Haut, Haaren oder Nägeln, eingeschränkte Bewegungsfreiheit oder motorische Funktionsstörungen (Schwäche, Tremor, Dystonie).

Bildgebende Verfahren können für die Diagnostik auch herangezogen werden.

  • Röntgenaufnahmen: Können auf Knochenschwund oder anderen strukturellen Veränderungen hinweisen
  • Skelettszintigraphie: Kann Entzündungen oder Veränderungen im Knochenstoffwechsel zeigen
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Weichteilveränderungen oder Nervenschäden können hierüber erkannt werden

Wichtig ist, dass die Symptome keinen Hinweis auf eine andere Erkrankung liefern.

CRPS: Symptome

Die Symptome von CRPS sind von den Typen abhängig. Sie variieren nicht nur stark, sondern werden auch falsch interpretiert oder von behandelnden Ärzt*innen nicht ernst genommen. Nicht jedes der genannten Symptome muss bei einer Person auftreten. Dabei können folgende Symptome vorkommen:

  • Brennende oder stechende Schmerzen
  • Schwellungen
  • Rötungen
  • Temperaturstörungen
  • Vermehrtes Haar- und Nagelwachstum
  • Schwitzen
  • Störungen des Gefühlempfindens
  • Eingeschränkte Beweglichkeit bis Verlust der Funktion der Gliedmaße
  • Reduzierte Kraft
  • Knochenschwund und Gelenkprobleme

Auch wenn sich die entzündungsähnlichen Symptome zurückbilden, bleiben die Schmerzen. Wobei die Schmerzen auch durch Stress verstärkt werden können.

Dabei sind beispielsweise Depressionen, Angst oder Wut keine typischen Symptome von CRPS, können aber gerade durch die wenig verstandene Ursache oder auch das Fehlen einer effektiven Therapie begünstigt werden. Der langanhaltende Verlauf begünstigt die psychische Belastung ebenfalls.

CRPS: Typen

CRPS wird in zwei Typen unterschieden.

Der erste Typ von CRPS war früher als Reflexdystrophie bekannt. Dieser Typ von CRPS tritt häufig nach einer Verletzung der unteren Extremität auf. Sichtbare Nervenverletzungen liegen jedoch nicht vor. Dieser Typ von CRPS ist der häufigste. Die Mehrheit der Menschen mit CRPS haben Typ eins.

Der zweite Typ von CRPS war früher als Kausalgie bekannt. Er tritt nach einer Verletzung eines Nervs auf. Im Gegensatz zum ersten Typ geht dieser Typ mit einer eindeutigen Verletzung des Nervengewebes einher.

Neben den beiden Typen von CRPS wird CRPS auch in Schweregraden eingeteilt.

Grad eins oder auch das akute Stadium kennzeichnet sich durch einen Schmerz am Ort der Verletzung. Ebenfalls kennzeichnet es sich durch Hyperästhesie, weiche Ödeme, Muskelkrämpfe, Bewegungseinschränkung und Hyperhidrosis. Dieser Schweregrad tritt ca. zwischen dem 0 – 3. Monat auf.

Grad zwei oder auch das dystrophische Stadium kennzeichnet sich durch einen zunehmenden, diffuser werdenden Schmerz. Außerdem durch ein induriertes Ödem, Livedo(Tooltip), Wachstumsstörungen von Haaren und Nägeln (Dystrophie Tooltipp), Osteoporose, beginnender Muskelschwund und mitunter zusätzlich Gewebeeinblutungen. Dieser Schweregrad tritt ca. zwischen dem 3. und 6. Monat auf.

Grad 3 oder auch das atrophische Stadium ist die letzte Einteilung in einen Schweregrad. Der Schmerz kann nicht mehr lokalisiert werden. Dieser Grad zeichnet sich ebenfalls durch irreversible Gewebeatrophie und eine Generalisierung der Beschwerden aus. Dieser Schweregrad tritt ca. zwischen dem 6. und 12. Monat auf.

Die Einteilung in die Schweregrade ist jedoch nicht leicht. Symptome können übergreifend auftauchen. Außerdem schreitet die Erkrankung individuell fort. Die Symptome können sogar spontan zurückgehen.

Außerdem gibt es eine weitere Form der Einteilung des CRPS. Hierbei orientiert man sich an den Hautveränderungen durch Verfärbung und Temperatur. Ist die Haut zu Beginn rot und warm, spricht man von einem warmen CRPS. Ist die Haut kalt und bläulich, so spricht man von einem kalten CRPS.

CRPS: Ursache

Wie genau CRPS entsteht, ist bis heute nicht geklärt. Vermutet wird eine Veränderung des Gehirns oder Rückenmarks durch entzündliche und neurobiochemische Prozesse. Vorangeht eine Störung der Wundheilung bei der es im Anschluss zu einer Entzündungsreaktion kommt. Botenstoffe verhindern natürliche Selbstregulation und Wundheilung. Außerdem führen sie zu einem Umbauprozess im Körper- und Nervengewebe. Diese führen bis ins zentrale Nervensystem. Depressionen begünstigen die Entwicklung zusätzlich.

Meist ist eine Verletzung oder eine Amputation vorangegangen. Aber auch ohne eine Verletzung kann CRPS auftreten. Dann handelt es sich jedoch um eine Ausschlussdiagnose. Alle anderen möglichen Erkrankungen müssen ausgeschlossen werden.

Dabei gibt es einige Erkrankungen, die zu einer ähnlichen Beschwerdesymptomatik führen können:

  • Weichteilinfektionen
  • Thrombosen
  • längere Ruhigstellung
  • ein neuropathisches Schmerzsyndrom nach einer Nervenschädigung
  • entzündliche Veränderungen im Bereich der Knochen
  • unvollständige Knochenheilungen
Pia mit langen braunen Haaren, Brille und Jeansjacke sitzt an einem Tisch. Sie hält mit ihrer linken natürlichen Hand und ihrer rechten Hand, die eine graue Prothese ist, ein längliches Objekt, vermutlich eine Tube. Auf ihrem linken Unterarm ist ein Tattoo mit Schriftzug zu sehen. Die Umgebung ist hell und der Hintergrund unscharf, vermutlich eine weiße Wand. | © Meyra GmbH Durch einen Arbeitsunfall und der damit einhergehenden Verletzungen an Weichteilen und Nerven des Arms entstand bei Pia ein komplexes regionales Schmerzsyndrom. (Meyra GmbH)

Erfahrungsbericht Pia

Mit 21 Jahren hatte Pia einen Arbeitsunfall. Durch Verletzung an Weichteilen und Nerven des Arms entstand ein komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS/Morbus Sudeck). Der gesamte rechte Arm ist betroffen, wodurch sie auch keine Funktion mehr im Arm hat.

Dass ihr die Funktion ihres Armes fehlt, merkt sie vor allem bei Tätigkeiten, wo sie zwei Arme benötigt. Das betrifft vor allem alltägliche Dinge wie das Anziehen oder die Zubereitung von Mahlzeiten.

In einem Sanitätshaus konnte Pia eine myoelektrische Handorthese testen. Da sie diese für ihren Alltag als geeignet empfand, wurde ein Rezept bei der Krankenkasse eingereicht und Pia mit der Handorthese versorgt.

Pia nutzt die Handorthese täglich und ihre Ergotherapeutin bezieht die Handorthese mit in die Therapie ein. Zwei Mal pro Woche werden so alltägliche Aufgaben geübt.

Für Pia ist der Gewinn an Selbstbestimmung und Selbstständigkeit wertvoll. Sie kann viele Aufgaben wieder alleine übernehmen und muss nicht auf Hilfe zurückgreifen. Ein großer Vorteil ist, dass sie die Bedienung der Handorthese nicht als schwierig empfindet.

So gelang es Pia, mit der Handorthese bereits aus einer Getränkedose zu trinken. Die Freude war groß. Dabei soll es aber nicht bleiben. Pia möchte noch mehr mit der Handorthese lernen. Unter anderem möchte sie einen Reißverschluss nutzen und ihre Familie beim Kochen unterstützen.

Eine Handorthese kann gerade dann als Hilfsmittel dienen, wenn man Schwierigkeiten beim Strecken der Hand, dem Greifen oder wenig Kraft im Arm hat. Eine Handorthese kann besonders dann helfen, wenn es schwerfällt, die Hand zu strecken, etwas zu greifen oder genug Kraft im Arm zu haben. Da solche Probleme bei CRPS häufig auftreten und – wie bei Pia – auch ein Funktionsverlust des Armes möglich ist, kann die Handorthese ein sinnvolles Hilfsmittel sein.

CRPS: Prognose

Eine Prognose zu treffen ist bei CRPS schwierig, da sie auch vom Schweregrad der Erkrankung abhängt. Zudem ist auch die Wirksamkeit der Behandlung entscheidend. Mitunter entscheidend ist eine frühzeitige Diagnose und eine frühzeitige Behandlung. Dies schließt jedoch keine Verbesserung bei einem längeren Krankheitsverlauf aus. Bei einigen kann mit der Zeit eine Verbesserung der Symptome eintreten. Aber es kann auch zu langanhaltenden Schmerzen und funktionellen Einschränkungen kommen.

CRPS: Behandlung

Da die Ursache von CRPS nicht bekannt ist, ist es auch nicht möglich, die Ursache zu behandeln. Aus diesem Grund orientiert sich die Therapie an den Symptomen. Das Ziel der Therapie ist es, die Beweglichkeit und Nutzung der Extremitäten zu erhalten. Wichtig sind die schnelle Diagnostik und der anschließende Beginn der Therapie.

Eine medikamentöse Therapie kann unterschiedliche Arzneimittel beinhalten. Um gegen die Entzündung vorzugehen, ist beispielsweise eine antientzündliche Therapie wichtig. Diese besteht hauptsächlich aus einer Kortison- oder Bisphosphonattherapie. Bei Bisphosphonaten handelt es sich um chemische Verbindungen, die speziell bei der Therapie von Knochenerkrankungen eingesetzt werden.

Bei der Schmerztherapie wird ebenfalls auf entzündungshemmende Schmerzmittel zurückgegriffen. Diese werden mit sogenannten Ko-Analgetika kombiniert. Diese finden häufig Anwendung in der chronischen Schmerzbehandlung.

Physio- und Ergotherapie sind wichtige Bestandteile der multidisziplinären Therapie. Zur Verbesserung der Kraft und Beweglichkeit sollten Übungen auch zu Hause durchgeführt werden. Sie können vorübergehend zu einer Verstärkung der Schmerzen führen. Daher sollte darauf geachtet werden, dass die Belastungsgrenze der Patient*innen nicht überschritten wird.

Ebenfalls kommt in der Ergotherapie die Adaption von Hilfsmitteln zum Einsatz. Wie dies aussehen kann, haben wir in einem Erfahrungsbericht von Pia beschrieben. Ihre Handorthese wird mit in die Ergotherapie eingebaut.

Auch zum Einsatz kann die sogenannte Spiegeltherapie kommen. Dabei sitzt die Person rechtwinklig zu einem auf dem Tisch befindlichen speziellen Spiegel. Im Spiegel ist nur der nicht betroffene Arm zu sehen. Dann bekommt die Person eine Aufgabe. Beispielsweise soll sie eine Tasse greifen und sie zum Mund führen. Die Tasse soll dann wieder zurückgestellt werden. Dies soll die Person im Spiegel verfolgen. Dabei registriert das Gehirn die Ausführung so, als hätte der betroffene Arm sie ausgeführt. Es wird dem Gehirn eine schmerzfreie Bewegung der betroffenen Extremität vorgetäuscht. Patient*innen berichten bei dieser Therapie von einer Verringerung der Schmerzen. Neben dieser Übung sollten auch weitere Übungen zu Hause durchgeführt werden wie:

  • Hochlagerung
  • Wärme- oder Kälteanwendungen

Eine Rückenmarkstimulation in Kombination mit einer Physiotherapie erzielt insgesamt eine bessere Linderung der Schmerzsymptomatik als eine alleinige Physiotherapie. Dies jedoch nach Studien nur bis zum Zeitpunkt nach 3 Jahren. Der Grund hierfür kann sein, dass es mittlerweile mehr und bessere Stimulationsverfahren gibt.

Auch die Spinalganglionstimulation kann zu einer Verbesserung der Schmerzsymptomatik führen.

Neben den bisher erwähnten therapeutischen Ansätzen kann auch eine Psychotherapie zum Einsatz kommen. Diese dient vor allem zur Behandlung von Depressionen und Ängsten.

Im Rahmen der Schmerzpsychotherapie steht folgendes im Fokus

  • Aufklärung über die Therapie und Behandlungsmöglichkeiten
  • Psychische Stabilisierung
  • Herausfinden von psychischen Belastungen, da dieser auch zum Schmerzanstieg führen kann
  • Geduld und Ausdauer bei Stillstand in der Therapie erlernen
  • Aufmerksamkeit auf kleine Fortschritte
  • Realistische Pläne zur Wiedereingliederung

Ergänzend können auch Entspannungstechniken helfen. Sie können dabei helfen, Stress und Schmerzempfindungen zu lindern.

Auch Akupunktur kann helfen, die Schmerzen zu lindern.


Ist dieser Artikel lesenswert?

Haben Sie eine Frage an die Community?