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Amelotatismus

Schon allein das Wort „Amelo“ ruft bei vielen Menschen mit Behinderung Gänsehaut hervor. Andere jedoch stehen Amelos offen gegenüber. Aber was steckt eigentlich hinter Amelotatismus?

Eine Frau kniet vor einer Frau im Rollstuhl. | © Pexels / Judita Tamosiunaite

Amelos haben eine sexuelle Präferenz für Menschen mit Behinderung. (Pexels / Judita Tamosiunaite)

Amelotatismus leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet soviel wie die Zuneigung (tatis) für Menschen ohne (a) Glied (melos) – sprich: die Zuneigung für Menschen mit fehlenden Gliedmaßen. Losgelöst von dieser wörtlichen Übersetzung versteht man heute unter Amelotatismus mehrheitlich die Zuneigung zu den unterschiedlichsten Formen von Behinderung. 

Männliche und weibliche Amelotatisten bezeichnen sich selbst häufig als Amelos beziehungsweise Amelinen. Die Mehrheit der Amelotatist*innen ist männlich. Nach medizinisch-psychologischer Definition ist Amelotatismus weder eine Krankheit noch ein sexueller Fetisch, sondern eine sexuelle Präferenz. Es werden jedoch Formen des Amelotatismus behandelt, bei denen sexuelle Fantasien zu dranghaften Verhaltensweisen führen, unter denen der Betroffene oder andere Personen leiden. 

Geliebt werden wegen der Behinderung

„Wir haben so eine wunderbare Beziehung“, sagt Barbara. Barbara ist oberschenkelamputiert und mit einem Amelo liiert. Zuvor war sie viele Jahre verheiratet – ebenfalls mit einem Amelo. Im Gegensatz zu ihrem jetzigen Mann hatte ihr erster Ehepartner seine Neigung verschwiegen. „Ich habe erst später erfahren, dass er Amelo ist. Er hat sich geschämt, darüber zu reden“, erzählt Barbara. 

Bei ihrem jetzigen Mann ist das anders. Bereits in seiner ersten Antwort auf Barbaras Kontaktanzeige, teilte er Barbara mit, dass er sich von Frauen mit Behinderung angezogen fühlt. Nach einem Dreivierteljahr Mailfreundschaft trafen sich Barbara und ihr heutiger Mann zum ersten Mal und es hat sofort gefunkt. Barbara ist stolz, dass sie für ihren Mann die Schönste ist. „Diese Beziehung stärkt mein Selbstwertgefühl ungemein. Was aber nicht bedeutet, dass diese Beziehung die Grundlage meines Selbstwertgefühls ist“, sagt Barbara. Sie war zunächst geschockt, als sie erfuhr, dass es Menschen gibt, die Vorlieben für Menschen mit Behinderungen haben. Heute steht sie dieser Neigung anders gegenüber: „Wenn ich meine Behinderung als einen Teil von mir selbst liebe, dann kann auch jemand anders mich mit meiner Behinderung lieben“, sagt Barbara.

Übergriffigkeit 

Manche Amelos sind jedoch übergriffig und akzeptieren kein Nein. Bei sexueller Belästigung (auch im Internet) sollte man mit jemanden sprechen und sich Hilfe holen. Über übergriffige Amelos schreibt Amelie Ebner auf ihrem Blog Zweiterfebruar sowie auf ihrem Instagram-Account. Sie berichtet dort, wie oft sie von Männern, besonders Amelos, regelmäßig respektlose Nachrichten erhält. Sie findet es nicht gut, wie sie sich an ihrer Behinderung "aufgeilen" und ihr Nachrichten schicken, die sie als ekelhaft empfindet. Sie appeliert an Amelos, ihre sexuelle Präferenz respektvoll auszuleben mit Menschen, die darauf auch Lust haben.



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